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Wichtiges

Advent, die stillste Zeit im Jahr?!

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29.11.2016

Liebe Pfarrgemeinde,

wann eigentlich hat der Advent aufgehört, die stillste Zeit im Jahr zu sein? Es muss lange, sehr lange her sein. An keinem Zeitpunkt im Jahr haben wir so viel Stress: Adventsbasteln in den Vereinen, Weihnachtsfeier im Betrieb, auf den Weihnachtsmarkt gehen und Glühwein trinken, Geschenke für die Lieben kaufen … dann müssen wir ja noch den Christbaum besorgen und Plätzchen sollen auch rechtzeitig gebacken werden und wollten wir nicht noch den Sommerurlaub planen … Ach ja dann ist da auch das Konzert wo wir hin müssten und wenigstens einmal zur Rorate-Messe gehen, das müsste doch noch drin sein. Hat man ja sonst das ganze Jahr über nicht …

So viele wichtige Dinge und Termine. So viel Überlegen und Planen und Rennen und Stöhnen. Alles, um das Kommen dessen vorzubereiten, der sagt: Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde euch Ruhe verschaffen … Wohl uns solch eines Herren!

Vielleicht lassen Sie nun mal alles liegen was getan werden soll und machen sich an einem Adventssonntag auf und gehen zur Kirche. Hier müssen Sie nichts tun. Nichts schaffen, nichts leisten, nichts nachweisen. Hier, in Jesu Nähe, dürfen Sie sich beschenken lassen, was andere für Sie vorbereitet haben: Lieder, die wir im Laufe der Zeit liebgewonnen haben, die uns vertraut sind und die uns der Organist auf der Orgel begleitet. Die Kirche, die vor vielen hundert Jahren gebaut und ausge-schmückt worden ist, damit Menschen darin Gott finden und beten können.

An einem solchen Gottesdienst, ja bei jedem Gottesdienst dürfen Sie sich hinsetzen und innehalten, dürfen der Musik lauschen oder auch mitsingen, in den Schein der Kerzen blicken und den Worten zuhören, die gesprochen werden. Und Sie dürfen sich fragen: Was ist wichtig für mich? Worauf kommt es wirklich an – in diesen Tagen in meinem Leben? Was möchte ich tun, damit es gelingt?

 

Der Täufer Johannes ruft uns zu: „Bereitet dem Herrn den Weg, ebnet ihm die Straßen!“ Wir wissen zu gut, was krumm ist in dieser Welt, welche Mauern zwischen uns stehen, wie uneben unser Lebensweg verläuft. Wir ahnen ja, wie sehr wir uns ganz tief drinnen danach sehnen, bei dem auszuruhen, der unsere Mühsal und Sorgen kennt.

 

Vieles davon ist wirklich wichtig. Aber wir sollten uns die Zeit nehmen, die Prioritätenliste wieder neu anzuschauen.

Vielleicht hilft uns dabei ein Gebet, das auf den US amerikanischen Theologen Reinhold Niebuhr zurückgeht. Es ist ein echtes Adventsgedicht, wie gemacht für die Tage des Advents:

        Gott, gib mir die Gelassenheit,

        Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,

        den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,

        und die Weisheit, das eine vom andern zu unterscheiden

 

Mit einem frohen Gruß Ihr Pfarrer

 

 

Pater Siegfried Hutt SAC