125 Jahre St. Josefskongregation in Ursberg
Die St. Josefskongregation in Ursberg wurde 1897 von Pfarrer Dominikus Ringeisen gegründet und hat seitdem die Arbeit mit und für beeinträchtigte und hilfsbedürftige Kinder und Jugendliche in dem schwäbischen Ort wesentlich gestaltet und mitgeprägt. Zum 125. Geburtstag der Schwesterngemeinschaft hat Bischof Bertram ein Pontifikalamt in Ursberg gefeiert.
Der Vorstandsvorsitzende und geistliche Direktor des Dominikus-Ringeisen-Werks Martin Riß betonte in seiner Begrüßung den gemeinsamen Auftrag, der die St. Josefskongregation und das Stiftungswerk stets miteinander verbunden hätte: „Jeder Mensch ist kostbar – schütze das Leben!“ Diese Mission begrenze sich nicht nur auf die von Pfarrer Ringeisen dereinst formulierten Aufgaben, sondern werde auch in der heutigen Situation befolgt; so hätten bislang rund 35 Geflüchtete aus der Ukraine in Ursberg untergebracht werden können, und es liefen zudem Vorbereitungen, weitere 80 ukrainische Kinder mit Behinderung hier aufzunehmen und zu betreuen.
Der Bischof betonte in seiner Predigt, dass Dominikus Ringeisen um die Bedeutung einer liebevollen Umgebung gewusst habe, als er 1884 damit begann, behinderten Kindern und Jugendlichen in einer neugegründeten Einrichtung zu unterstützen und ihnen eine Heimat zu geben. „Doch Stabilität verleihen konnte er diesem Projekt erst 1897, als die Frauen, denen er geistlicher Vater geworden war, die Drittordensregel des hl. Franziskus annahmen und sich unter den Schutz des hl. Josef stellten“, betonte der Bischof in seiner Predigt. Von der Gründung an bis heute hätten sich über 1.700 Frauen vom Ruf Gottes ansprechen lassen und in der Ursberger Gemeinschaft gewirkt: „Welch ein Segen für die gesamte Region, für unzählige Familien und vor allem für Menschen mit besonderem Förderbedarf, die oft schon in sehr jungen Jahren hierherkommen, um Heimat und Geborgenheit zu erfahren!“
Alle Güte, die die Schwestern und ihre Mitarbeitenden seit dem späten 19. Jahrhundert an die Menschen verschenkt habe, sei bei Gott kostbar und wirke bis heute nach, getreu der biblischen Zusage: „Was ihr für einen meiner geringsten (Schwestern und) Brüder getan habt, das habt ihr mir getan!“ In diesem Wirken sei auch der hl. Josef als Patron der Kongregation ein starkes Vorbild und wichtiger Fürsprecher. „Der Nährvater Jesu war ein Mann der Tat. Das aber beruhte nicht vorrangig auf körperlicher Stärke oder einem ausgeprägten Selbstbewusstsein. Josef war kein Macho“, so Bischof Bertram. Stattdessen habe er seine Stärke und seinen Selbstwert auf seine Gottesbeziehung gegründet: „er hatte Zugang zum Herzen Gottes und besaß eine außergewöhnliche Offenheit für das, was dem Auge unsichtbar und der Wahrnehmung dieser Welt entzogen ist.“
Josef habe vorgelebt, was auch heute noch aktuell sei: „Nicht mit den Wölfen heulen, sich nicht voreilig dem Urteil anderer anschließen oder den ersten negativen Emotionen nachgeben, sondern innehalten und sich ins Gebet zurückzuziehen.“ Josef habe das stille Zuhören gewählt. Das aber brauche viel Geduld und vor allem großes Vortrauen in einen Gott, der die Menschen in ihrem Leben aktiv begleite: „Nur zu, liebe Schwestern und alle, die Sie heute diesen Gottesdienst mitfeiern – auch heute ist der Festtag des hl. Josef. Mit ihm sind Sie, liebe Josefsschwestern, gut behütet.“
Gemeinsam mit dem 125. Jahrestag der Kongregationsgründung konnte Bischof Bertram auch ein bemerkenswertes Professjubiläum feiern: 1952 folgte Schwester Bertila Ruf dem Ruf Gottes und band sich lebenslang an die St. Josefskongregation. Damit konnte die heute 98-Jährige heuer ihr 70. Professjubiläum feiern, zu dem der Bischof herzlich gratulierte: „Ihr Markenzeichen ist das Lächeln. Wie der hl. Josef, so ist Sr. Bertila verankert in Jesus, dem Herrn in ihrem Lebenshaus.“
Zum Abschluss des Gottesdienstes konnte Bischof Bertram mit der Generaloberin der St. Josefskongregation Sr. Katharina Wildenauer und dem geistlichem Direktor Riß eine weitere freudige Nachricht verkünden: Auf Vermittlung des Bischofs hin hätte die Ordenskongregation im Vatikan den „Turbodiesel“ angeschaltet und innerhalb kürzester Zeit der Schwesterngemeinschaft grünes Licht für die Vollendung des Weges begonnen, der 1996 mit der Gründung des Dominikus-Ringeisen-Werks als eigenständiger kirchlicher Stiftung des öffentlichen Rechts begann. Mit Datum vom 5. März hatte der Heilige Stuhl die Erlaubnis dazu gegeben, dass die St. Josefskongregation insgesamt über 130 Grundstücke in Ursberg, Holzen, Maria Bildhausen und Pfaffenhausen unentgeltlich an das Dominikus-Ringeisen-Werk zur Förderung und finanziellen Absicherung dessen karitativer Arbeit übertragen kann.
Die Geschichte der Josefskongregation begann bereits Jahre vor der offiziellen Gründung, als der damals in Kaufbeuren als Wallfahrtspriester wirkende Dominikus Ringeisen 1884 in den Räumen einer ehemaligen Prämonstratenserabtei in Ursberg eine Hilfs- und Heimanstalt für Menschen mit Behinderung gründete. Die Frauen, die sich seiner Arbeit anschlossen, organisierten sich 1897 als St. Josefskongregation unter der Regel des franziskanischen Dritten Ordens. Von 1904 bis 1996 führten die Schwestern das Dominikus-Ringeisen-Werk in alleiniger Verantwortung. Heute leben und wirken noch etwa 70 Schwestern in den Standorten in Ursberg, Krumbad, Pfaffenhausen und Breitbrunn. Das Ordenskürzel der Gemeinschaft ist CSJ.