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300 Jahre "Herrgottsruh"

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23.11.2019

(Schefstos/Hornung) Im Oktober 1719 ist die Oberndorfer Wallfahrtskapelle eingeweiht worden. Am Sonntag den 20.10. wurde das Jubiläum mit einem Gottesdienst, den Weihbischof Florian Wörner zelebrierte gefeiert.

Wer Oberndorf von Norden aus betritt, dem fällt kurz nach Ortsbeginn auf der linken Seite der Straße ein imposantes Kirchlein auf: Die schmucke Oberndorfer Herrgottsrukapelle.

Schon beinahe 600 Jahre gibt es in der Lechgemeinde eine Wallfahrtskapelle, die zunächst dem Hl. Wendelin geweiht war. Im 30-jährigen Krieg und nochmals 1704 im Spanischen Erbfolgekrieg wurde diese Kapelle geplündert und nahezu vollständig zerstört. Das gotische Bauwerk wird in den alten Pfarrvisitationsberichten immer als schöner, prächtiger Bau bezeichnet, der von den Gläubigen sehr gerne besucht wird. Von der Entstehung berichtet  ein Fresko in der heutigen Kapelle, wonach im Jahre 1435 bei einer Prozession durch die Fluren dem im Reiten unerfahrenen Priester das Allerheiligste aus dem Ziborium gefallen war. Wegen des Bewuchses dort habe man es nicht mehr gefunden. Nach anderer Version habe es ein Bauer aufheben wollen, doch sein Arm wurde steif. Jedenfalls wurde die Stelle eingezäunt und wegen der einsetzenden Verehrung hier eine Kapelle erbaut.

Der Oberndorfer Pfarrer Johann Nachtrüb vermachte schließlich bei seinem Tod 1701 dem baufälligen Kirchlein ein Erbe in Höhe von 4000 Gulden. 1718 entstand dann der Bau wie er sich heute zeigt; die Kosten betrugen 4855 Gulden. Der bekannte Eichstätter Baumeister Benedikt Oettl hatte den Plan erstellt und leitete auch anfangs die Arbeiten.

Die Kapelle ist ein Zentralbau mit reicher, sorgfältiger Außengliederung. An den querovalen Zentralraum schließt sich der ebenfalls querovale Chor mit halbrundem Schluss an. Rechts des Chors liegt der halbrunde Sakristeianbau, in der südöstlichen Ecke ein dreiviertelrunder Nebenraum und rückwärts, rechts des Eingangs, eine Spindeltreppe zur Empore.

Die Fresken führte Johann Baptist Kuen aus, die Stukkaturen stammen von den Ellinger Künstlern Giuseppe Camone und Benedikt Londermayr. Zum Zeitpunkt der Weihe stand nur der Hauptaltar, der von den beiden Augsburgern Georg Blattner und Christoph Bahmer gefertigt worden war. Am 22. Oktober 1719 wurde die Kapelle eingeweiht.

Beherrscht wird das Raumbild eindeutig von den Altären und den Heiligenfiguren rings um den Innenraum. Der Hochaltar ist der Heiligsten Dreifaltigkeit geweiht; im Zentrum „Christus in der Rast“, flankiert von Engeln und den Heiligen Maria und Johannes.

Die beiden Seitenaltäre entstanden etwa 10 Jahre nach Einweihung der Kapelle. Es sind eindeutig Werke des Oberndorfer Bildhauers Johann Georg Bschorer (1692-1763), der zu dieser Zeit in Schwaben ein sehr gefragter und vielbeschäftigter Meister war. Seine spätere Werkstatt lag nur etwa 100 Meter von der Herrgottsruhkapelle entfernt.

Der westliche Seitenaltar, gestiftet von Pfarrer Ignaz König, zeigt im Zentrum den Hl. Johann Nepomuk unter dem Kreuz Christi. Am östlichen Seitenaltar, gestiftet von Johann Georg Wiedemann, sieht man im Zentrum eine Pieta unter einem Kreuz mit dem Herz und den verwundeten Händen und Füßen Jesu.

Die 14 Nothelfer an den Kapellenwänden sind um 1750 entstanden, stammen aber nicht vom Oberndorfer Bildhauer.

Die Kapelle steht auf gemeindlichem Grund, deshalb liegt die Baulast auch bei der Gemeinde. Die Lage am nahen Mühlbach ist für den Bau nicht optimal. Im Laufe der Jahrzehnte waren immer wieder größere und kostspielige Renovierungsmaßnahmen notwendig, da das Mauerwerk beständig feucht ist.

Die Wallfahrten aus den Nachbargemeinden sind in den letzten Jahrzehnten weniger geworden. Einzig die Pfarrei St. Ulrich Ellgau pflegt noch die Tradition einer Fußwallfahrt zur Herrgottsruhkapelle.

Am Dreifaltigkeitssonntag wird alljährlich das Patrozinium mit anschließenden Betstunden gefeiert. Sonntags wird von einer kleinen Schar treuer Gläubiger seit über 100 Jahren der Rosenkranz gebetet. In der Karwoche ist das Oberndorfer Heilige Grab aufgebaut und an Weihnachten ist im Altarraum eine große Krippe zu bewundern, deren Figuren in den letzten Jahren Stück für Stück erneuert worden sind. Schließlich feiern auch die evangelischen Christen Monat für Monat ihren Sonntagsgottesdienst in der Kapelle.

Rechtzeitig zum 300jährigen Jubiläum konnte die Figur des Gegeißelten Heilands über dem Haupteingang renoviert werden, auch die Altartücher und Teppiche wurden für dieses besondere Ereignis erneuert.

Ein Haus Gottes für die Menschen

 

(Hornung) Mit einem feierlichen Festgottesdienst begingen die Oberndorfer das 300. Weihejubiläum ihrer Herrgottsruhkapelle. Viele Gläubige kamen zusammen mit den Oberndorfer und Eggelstetter Vereinen in das von Marianne Franke geschmückte Gotteshaus, um der festlichen Messe mit Weihbischof Florian Wörner beizuwohnen. Dieser verwies in seiner Predigt darauf, dass die 300 Jahre alten Mauern der Kapelle wohl viel erzählen könnten von den Sorgen, Bitten und Gebeten all der Menschen, die in den vergangenen Jahrhunderten hier verweilt hätten. Anhand des Beispiels des Zöllners Zachäus aus dem Kirchweih-Evangelium forderte er die Gläubigen auf, wie dieser Sünder die Gemeinschaft mit Jesus zu suchen und aus dieser Gemeinschaft heraus, die in der Kommunion ihren Höhepunkt findet, in der Welt Zeugnis für den christlichen Glauben abzulegen. Pfarrer Ivan Novosel schloss in seine Dankesworte alle Wohltäter und Engagierten der Pfarrei mit ein. Die Festmesse wurde vom Oberndorfer Kirchenchor unter der Leitung von Heinrich Speer musikalisch umrahmt.  In einem von der Trachtenkapelle Oberndorf angeführten Festzug ging es zur Oberndorfer Grundschule, wo ein Stehempfang für alle Gäste stattfand. Bürgermeister Eberle hob dort die Bedeutung der Herrgottsruhkapelle für Oberndorf hervor und lud den Weihbischof ein, sich in das Goldene Buch der Lechgemeinde einzutragen.