Aktueller Gästebrief 2017

Unsere Welt scheint immer mehr von der Arbeit, genauer von der Erwerbsarbeit geprägt zu sein. Der Wirtschaft kommt eine wachsende Bedeutung auch im Leben des Einzelnen zu. Und das Arbeitsethos ist nicht unmaßgeblich für den Erfolg, nicht nur des Menschen, sondern auch für den wirtschaftlichen Erfolg einer Gesellschaft. Vielleicht ist es das Christentum, das dem Westen hier entscheidende Impulse gegeben hat, denken wir nur an das berühmte Wort "Ora et labora" - "Bete und arbeite", das man gemeinhin dem hl. Benedikt zuschreibt.

Bischof Dr. Konrad Zdarsa bricht in seinem Gruß an die Gäste in unserer Diözese eine Lanze für die Freizeit: "Die freie Zeit", so schreibt er, "die wir nicht mit der Arbeit zubringen müssen, weist uns in besonderer Weise auf unsere Freiheit und damit auf unsere Würde hin: wir sind der Zeit nicht radikal unterworfen, sondern auch Herren, Gestalter und Verwalter der Zeit, die uns zur Verfügung steht und die uns gegeben ist.

Gerade die freie Zeit also, als Zeit der Muße, lässt uns zu uns selbst kommen. Muße und Kontemplation sollen uns der Schönheit des Seins und der Dinge innewerden lassen. Das ist keine nebensächliche Freizeitbeschäftigung – hier geht es um das Wesentliche, das, was den Menschen wirklich ausmacht!"

Damit betont Bischof Konrad den zweiten, in unserer Gesellschaft mit ihrer ungeheuren Produktivität oft vernachlässigten Teil des "Ora et labora", das "Ora", das Gebet, das der Muße, der Ruhe und der Zeit bedarf. In diesem Sinne schließt er mit den Worten: "So wünsche ich Ihnen eine gute und erholsame Zeit, Gottes Segen, Schutz und Begleitung!"

Michael Widmann