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Aus den Pfarreien

Altarweihe: Für die Botschaft Jesu brennen

17.09.2022

Zwei bedeutsame Anlässe kirchlichen Lebens waren es, die Bischof Bertram an diesem Samstag in den Südwesten des Bistums führten, genauer in die Pfarreiengemeinschaft Weißensberg (Dekanat Lindau): Die Einweihung eines Kita-Neubaus und zuvor - einen Steinwurf entfernt - die Altarweihe in der Pfarrkirche St. Nikolaus in Bösenreutin, zu der ihn Pfarrer Antoni Latawiec herzlich in der kleinsten Pfarrei seiner PG begrüßte.

Seit zwei Jahren befindet sich der neue Altar nunmehr an seinem zentralen Platz im Gotteshaus, in unmittelbarer Nähe stehen der neugestaltete Osterkerzenleuchter und der Ambo, der an diesem Tag gesegnet wurde. An die Bösenreutiner gerichtet sagte der Bischof: „Ich freue mich sehr, dass Sie sich entschieden haben, das Provisorium von 2003 nach fast zwanzig Jahren durch einen neuen Altar zu ersetzen. Damit bekennen Sie sich zum Herrn, der nicht wie ein mobiler Tisch verschiebbar ist, sondern als feste Mitte Ihrer Gemeinde Stand und Halt geben will.“

In seiner Predigt erschloss Bischof Bertram der Festgemeinde die Bedeutung der beiden sinnenfälligen Handlungen, die Teil einer jeden Altarweihe sind und bei den Gottesdienstbesuchern bleibenden unweigerlich Eindruck hinterlassen: Der brennende Altar und die Beisetzung von Reliquien. Zudem lud er die anwesenden Kinder ein, die Weihehandlung aus nächster Nähe zu beobachten: „Niemandem nehmt Ihr die Sicht, keinem den Platz. Ihr sollt schauen, was da vor sich geht. Ihr dürft verfolgen, was passiert. Ich verspreche Euch: Da wird sicher manches sein, was Ihr in der Kirche nicht erwartet.“

Das Verbrennen des Weihrauchs auf dem Altar verglich der Bischof mit einer menschlichen Beziehung und dem Verhältnis von Gott zu uns: „Wenn Menschen füreinander viel empfinden, wenn sie Freunde sind oder gar verliebt und vielleicht verheiratet, dann keimt im Inneren eine Sehnsucht auf, dann brennt im Herzen ein Feuer. Dann fangen sie Feuer, Menschen brennen füreinander. Wenn ich von einer Person oder von einer Sache hoch begeistert bin, dann sage ich auch: Ich bin Feuer und Flamme.“ Feuer und Flamme sei Gott auch für uns, ebenso wie Jesus es für die Frohe Botschaft war, die er gelebt und verkündet habe. „Der neue Altar soll uns daran erinnern, dass wir uns von Jesus sammeln und senden lassen, als ‚burning persons‘, die für die Frohe Botschaft brennen. Die Altarweihe möchte uns anspornen, dass wir immer mehr zu ‚missionarischen Jüngern und Jüngerinnen‘ werden.“

Mit der Beisetzung der Reliquien von drei Heiligen werde die Pfarrgemeinde ganz handgreiflich-konkret in die Gemeinschaft der Heiligen eingebettet, betonte der Bischof. „Der hl. Bischof Simpert, ein Vorläufer des hl. Ulrich, verbindet uns mit der Diözese Augsburg, zu der Bösenreutin gehört. Die hl. Christina, eine Katakombenheilige, schlägt die Brücke zurück in die alte Kirche von Rom, als das Bekenntnis zum christlichen Glauben das Leben kosten konnte. Und mit Mutter Teresa sind wir fast in der Gegenwart angekommen.“ Diese drei Heiligen vernetzten die St. Nikolausgemeinde mit der Weltkirche und seien eine Garantie dafür, dass Bösenreutin katholisch ist und bleibe. Dafür stehe auch das einladende Zentrum. „Mit dem neuen Altar bezeugen Sie:  Wir stehen zum Herrn, zur Gemeinschaft der Heiligen, die Feuer und Flamme waren für das Evangelium. Der Tisch ist gedeckt. Seid willkommen!“

Bereits in der Weihnachtsausgabe 2020 des Pfarrbriefs der Pfarreiengemeinschaft Weißensberg schrieb Felix Johann Landgraf, Kunstbeauftragter des Bistums und maßgeblich an der Neugestaltung des Altarraumes beteiligt: „Die Pfarrkirche mit ihrer erhaltenen qualitätsvollen neubarocken Ausstattung erlebt in diesem Jahr eine glückliche Vollendung einer lange erstrebten Gestaltungslösung; liturgische Entwicklungen nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-65) suchten auf unterschiedliche Weise im intimen Chorraum einen freistehenden, umschreitbaren Altar zu integrieren, ohne das in sich homogene Gesamtraum-Kunstwerk zu beeinträchtigen. Der neu errichtete Altar mit zugehörigem Ambo erreicht jetzt die glückliche Verbindung von Tradition und Moderne.“ Der Entwurf des Kunstbeauftragten aus dem Jahr 1992 für einen Altar voller Symbolik setzten heimische Handwerker (Schreiner, Steinmetz, Kirchenmaler und Silberschmied) ins Werk. 

Zudem erläuterte Landgraf seine Überlegungen bei der Gestaltung des Altars, bei dem in die quadratische Altarmensa eine kreisrunde Steinplatte eingefügt ist: „Geometrische Formen von Kreis im Quadrat stehen in der Sprache der Symbolik für Himmel und Erde, die sich in Jesus Christus, der zugleich göttliche Person und Mensch ist, vereinen. Auf dem Altar vergegenwärtigt sich das Kreuzesopfer in der Eucharistie. Es wird gefeiert in Form eines österlichen Mahles, deshalb ein in österlich-weißes Licht gesetzter Altar-Tisch.“ In die Steinplatte sind die Namen der im Inneren des Altares gebetteten Reliquien von Heiligen eingemeißelt, dazu fünf Kreuze, die auf die fünf Wunden Christi verweisen und zentral das Jahr 2020, das an die Errichtung und Segnung des neuen Altares aus Natur-Stein erinnere. In die Mensa sei zudem das Ulrichskreuz als Intarsie eingefügt.

Bis heute findet sich im christlichen Kirchen- und Altar-Bau das Architekturelement der Säule als zentrales Motiv. Die Allerheiligste Dreifaltigkeit als zentraler Inhalt christlichen Glaubens regte den Kunstbeauftragten dazu an, drei miteinander verbundene Säulen - begleitet von drei vergoldeten Metallstäben, die die Steinplatte und den Boden berühren – in den Altar zu integrieren. Als Material diente Nussbaumholz und Birnbaum für die Säulen, Stein (Juramarmor aus dem Altmühltal) und Metall (Vergoldung).

 

 

Zur Baugeschichte der Pfarrkirche St. Nikolaus

Mit dem Bau der heutigen Kirche wurde Ende des 15. Jahrhunderts begonnen. Ein Ablassbrief vom Jahr 1502 besagt, dass das bestehende, wegen seines hohen Alters baufällige Gotteshaus abgerissen und am alten Platz neu errichtet wurde. Noch erhalten ist eine wohl aus diesem Anlass gegossene Glocke vom Jahr 1476 (heute im Besitz des Heimatmuseums Wangen). An einem Sonntag vor dem Fest des hl. Pelagius wurde die neue Kirche dem hl. Nikolaus geweiht (1502 wird zudem der hl. Ulrich als Patron genannt). Das Jahr der Weihe ist unbekannt. In den 1730er Jahren wurde die Kirche nach Westen erweitert und mit einer Empore versehen, was auch der Kirchenmusik zugutekam. Weitere Baumaßnahmen waren die Erhöhung des Kirchturms (1884) und der Anbau einer Sakristei (1897), die sich zuvor im Turm befand. Seit 1855 wurden Chorraum und Schiff der Kirche dreimal umfassend renoviert, zuletzt zwischen 1958 und 1982. Dabei hat sich die Innenausstattung stark verändert. Das heutige Altarbild von Otto Kobel wurde im Jahr 2000 eingesetzt.