„Alter in Würde“ – Ökumenische Veranstaltung zur Woche für das Leben
Augsburg (pba). Im Rahmen der bundesweiten „Woche für das Leben“ fand gestern im Annahof Augsburg eine ökumenische Veranstaltung zum Thema „Alter in Würde“ statt. Diese wurde organisiert von der Altenseelsorge im Bistum Augsburg und der evangelischen Altenheimseelsorge Dekanat Augsburg. Prälat Dr. Bertram Meier, Bischofsvikar für Ökumene und Interreligiösen Dialog sowie Leiter des Seelsorgeamts, begrüßte die rund 250 Besucher und verwies auf die Bedeutung der „Woche für das Leben“: „Wenn es die Woche für das Leben nicht gäbe, man müsste sie ins Leben rufen – um des Lebens in unserer Gesellschaft willen.“ Der Begriff „Würde“ sei zu verstehen als der „absolute innere Wert menschlicher Existenz, der durch nichts in der Welt aufgerechnet werden kann und darf“. Daher sei ihre Unantastbarkeit im Grundgesetz verankert. Stadtdekanin Susanne Kasch ging im Grußwort auf die herrschende Leistungsgesellschaft ein und stellte fest: „Am Gesetz der Leistung scheitert man irgendwann.“ Leistung zu bringen sei im Alter nicht mehr so wichtig. Vielmehr solle man sich auf die Früchte des Alters besinnen, da auch dieser Lebensabschnitt eine fruchtbare Zeit sei.
Bei einem Podiumsgespräch berichteten Schwester Dr. Benedikta Hintersberger (OP), Priorin des Klosters St. Ursula, Dr. Peter Menacher, Alt-Oberbürgermeister der Stadt Augsburg, Eberhard Peiker, Schauspieler am Augsburger Theater, und Pfarrer in Rente Wolfgang Wunderer von ihren eigenen Erfahrungen mit dem Älterwerden und setzten sich mit der Würde im Alter auseinander. Alt-Oberbürgermeister Dr. Menacher sieht das Alter als Chance, das zu tun, was man tun möchte, und nicht das, was man tun müsse. Schwester Benedikta ging auf die Situation in ihrem Konvent ein. Von den 13 Schwestern seien neun über 80 Jahre. Bereits seit vielen Jahren sei der Tagesablauf an den Älteren orientiert, sodass es keine Veränderungen oder neuen Lieder gebe. Da der Konvent Träger des Albertusheimes ist, hat sie auch Einblicke in die Situation in Senioreneinrichtungen. Viele Ältere scheuten davor zurück, ins Altenheim zu gehen, da dies die letzte Station im Leben sei und sie entwurzle. Besser als Altenheime wären ihrer Meinung nach Mehrgenerationenhäuser. Laut dem pensionierten Pfarrer Wunderer bedeute Würde im Alter, dass man rechtzeitig stehen bleibe und Verschnaufpausen einlege. An die ältere Generation wandte er sich mit der Forderung, nicht nur für sich zu leben, sondern sich ehrenamtlich zu engagieren und den Kontakt mit Jüngeren zu suchen. Die Gesellschaft müsse sich damit auseinander setzen, dass die Lebenserwartung steige und die verschiedenen Generationen dadurch eine neue Gewichtung erfahren. Der Schauspieler Eberhard Peiker fasste schließlich das zentrale Anliegen zusammen: „Wenn wir nicht zueinander stehen, dann fliegt die Gesellschaft auseinander.“
Im Kabarett „Das Alter im Würdegriff“ gingen Wolfgang und Heide Wunderer alias Herr und Frau Schwarz in Sketchen und Liedern auf Aspekte des Älterwerdens ein. Musikalisch begleitet wurden sie von Klaus Türk am Klavier. „Wer sich im Alter gehen lässt, verliert ganz schnell seine Würde“, so Herr Schwarz. Würde im Alter bedeute, nicht alt zu sein, nicht alt auszusehen. Und wenn Botox nicht mehr helfe, dann könne man sich an Politikern wie Silvio Berlusconi orientieren und sich eine jüngere Gefährtin suchen. Ob man im Gottesdienst immer aufstehen müsse, beantwortete Frau Schwarz mit der Feststellung, dass Gott älter sei als wir alle und daher bestimmt verstehe, dass das Aufstehen nicht immer leicht falle. Auch mit einem Vorbild für das Älterwerden setzten sie sich auseinander: „Die alte Auguste bleibt einfach rüstig und würdig, mag sie noch so alt sein.“ Doch auch sie, die Stadt Augsburg, habe einige Alterserscheinungen. So bekomme das Rathaus momentan ein neues Make-up und die (Verkehrs-) Adern seien ganz schön verkalkt und oft verstopft.
Die Altenseelsorge des Bistums Augsburg organisiert zusammen mit der Altenhilfe der Stadt Augsburg und der evangelischen Altenheimseelsorge eine Ausstellung zum Internationalen Tag der Pflege. Die Ausstellung „Menschen lieben. Gesichter und Geschichten aus der Pflege“ mit Fotografien von Thomas Braner und Texten von Edith Öxler ist vom 29. April bis 13. Mai im Rathaus Augsburg, Unterer Fletz, zu sehen.