Aschermittwoch der Künstler: Theaterlesung
Augsburg (pba). Der Aschermittwoch der Künstler hat heute zahlreiche geladene Gäste in die Welt des Augsburger Autors Bertolt Brecht und dessen experimentelles Theater geführt. Im Zentrum stand das Parabelstück „Der gute Mensch von Sezuan“.
Bei einer Theaterlesung trugen die Schauspieler Klaus Müller, Linda Elsner und Sebastian Baumgart vom Augsburger Staatstheater ausgewählte Szenen daraus vor. Bischof Dr. Konrad Zdarsa begrüßte die Künstler zunächst im Hohen Dom zu Augsburg und feierte gemeinsam mit ihnen ein Pontifikalamt zu Beginn der österlichen Bußzeit.
Im Anschluss an den Gottesdienst hatten die Gäste die Gelegenheit, Brechts Paradestück des experimentellen Theaters anhand von drei Szenen auf sich wirken zu lassen. „Experimentelles Theater bedeutet nicht die Verfertigung eines Luftschlosses durch den ästhetischen Springinsfeld am Ende einer künstlerischen Fahrt ins Blaue“, betonte Professor Dr. Gerda Riedl, Leiterin der Abteilung Kunst und Kultur, in ihrem Grußwort. Genau das Gegenteil sei der Fall. So gehe es beim guten Menschen von Sezuan um eine wissenschaftliche Herangehensweise des Sprachkünstlers Brecht an das Phänomen Mensch unter den Bedingungen eines Bühnenwerkes.
Am Anfang des Stückes stehen drei Götter auf vergeblicher Herbergssuche. Erst die Prostituierte Shen Te erbarmt sich ihrer und nimmt sie auf. Zum Dank zeigen sich die Götter finanziell erkenntlich. Mit dem Geld ersteht Shen Te einen Tabakladen. Ihre Gutmütigkeit und eine aufflammende Liebesbeziehung bringen sie aber erneut an den Rand des Ruins, weshalb sie in die Rolle ihres Cousins Shui Tan schlüpft. In dieser Rolle beutet Shen Te alle aus, die zuvor von ihrer Gutmütigkeit profitiert haben. Als Shui Tan schließlich im Verdacht steht, seine Cousine Shen Te ermordet zu haben, endet das Doppelspiel mit einer Gerichtsverhandlung unter dem Vorsitz der drei Götter. Doch auch deren Vermittlungsversuche scheitern. Woran, bleibt offen. Genauso wie der Ausgang des Stückes.
Auch das Stück „Der gute Mensch von Sezuan“ wolle zum angestrengten Hineindenken und zur Umkehr anregen, so Professor Riedl. Zwar sei am Ende der Vorhang zu und alle Fragen offen, wie der Autor über seine Spieler im Epilog verkünden lässt. „Aber dieser Epilog sagt eben auch, dass es einen guten Schluss geben ‚muss, muss, muss‘.