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Augsburger Moritzkirche nach Umbau wiedereröffnet - Bischof Konrad weiht den Altar - Architekt John Pawson: Idee war, eine Atmosphäre des Gebetes zu schaffen

Bischof Konrad verreibt Chrisamöl auf dem Altar. Fotos: Herbert Gairhos, cromos.de
Bischof Konrad verreibt Chrisamöl auf dem Altar. Fotos: Herbert Gairhos, cromos.de, © Herbert Gairhos, cromos.de
22.04.2013

Am Sonntag, 21. April, ist die Augsburger Moritzkirche durch Bischof Konrad wiedereröffnet worden. Sie war seit Herbst 2010 neu gestaltet worden. Feierlicher Höhepunkt des gut dreistündigen Pontifikalamtes war die Weihe des neuen Altars. "Versuchen wir uns hineinzuversetzen in die Gedanken und Herzen der Gemeinde", richtete sich der Bischof in der Predigt an die Gläubigen. Die erste Botschaft dieses Tages sei die Freude beim Betreten dieser neu gestalteten und renovierten Kirche.

An zweiter Stelle stehe der Dank. "Thank you", wandte sich Bischof Konrad dabei an Architekt John Pawson aus London, den die Kirchenverwaltung für das Bauprojekt gewinnen konnte. Der Dank gelte für alle Kunst und Phantasie, für die Mühe und Arbeit, er gelte aber auch dem lebendigen Gott, der uns Menschen liebe. Dieser Dank, so der Bischof weiter, zeige sich in ganz besonderer Weise in der tiefgehendsten Feier unseres Glaubens, der heiligen Eucharistie. Sie rufe die Gemeinde zur Vergewisserung im Glauben auf.

"Jede Feier der Liturgie bedeutet anteilhaft schon eine Vorwegnahme des Himmels." Dieser Satz, den Bischof Konrad an das Ende seiner Predigt stellte, nahm ein Anliegen auf, das dem Architekten und der Pfarrgemeinde bei der Umgestaltung von Sankt Moritz sehr wichtig war. John Pawson ist als Designer und Architekt weltweit für seinen minimalistischen Stil bekannt. Er gilt als einer, der in seinen Projekten auf das Wesentliche abstellt. Der Kirchenraum der "neuen" Moritzkirche ist deshalb ganz in Weiß gehalten. Damit solle das Auge zur Ruhe gebracht werden, erklärte Stadtpfarrer Helmut Haug am Samstag im Gespräch mit Journalisten. "Dieses Weiß ist auch eine Herausforderung. Die Moritzkirche ist kein Wohnzimmer, sie ist keine gemütliche Kirche." Man sei gefordert, "über sich und sein Leben nachzudenken", betont Haug.

Sehr treffend beschrieb Augsburgs Oberbürgermeister Dr. Kurt Gribl in einem kurzen Grußwort nach dem Gottesdienst die Farbgebung und das Konzept der Moritzkirche. Moritz liege im Herzen der Stadt. "Auch wenn es draußen dunkel ist, strahlt diese Kirche weiß und spendet den Menschen Zuversicht."

Diese Zuversicht zeigt sich besonders in der zentralen Blickachse: Wer die Kirche vom neuen Hauptportal am Moritzplatz von Westen aus betritt, dem kommt vom anderen Ende Christus in der Gestalt des Salvators, des auferstandenen Erlösers entgegen. Der Augsburger Bildhauer Georg Petel hat die Figur des Heilands während der Wirren des Dreißigjährigen Krieges geschaffen. Sie ist die zentrale Figur des gesamten Raumes. Moritz ist eine "Wegkirche": auf dem Weg durch das Hauptschiff der Kirche in Richtung Osten, vorbei am neuen dunkelbraunen Gestühl hin zum auferstandenen Herrn im gotischen Chor, finden sich Altar und Tabernakel.

Das Konzept der Moritzkirche sei sehr christologisch ausgerichtet, betont Pfarrer Haug. Das zeige sich auch an den beiden anderen Blickachsen. Am westlichen Ende des nördlichen Seitenschiffs gibt es eine neue Taufkapelle. Von dort aus geht es an Apostelfiguren vorbei ans östliche Ende des Seitenschiffs zur Kapelle mit einem Kruzifix. "Wir sind auf den Tod Christi getauft", so Helmut Haug mit Bezug auf den Apostel Paulus. Dieses Kruzifix hat noch eine andere Bedeutung, erzählt Pfarrer Haug. Während die "alte" Moritzkirche während des Zweiten Weltkriegs nahezu komplett zerstört wurde, habe diese Figur des Gekreuzigten die Bombardierung wie durch ein Wunder unbeschadet überstanden. "Dieser Gekreuzigte ist für unsere Gemeinde deshalb sehr wichtig."

Neben Christus, dem Salvator, und Christus, dem Gekreuzigten, gibt es in der Kirche schließlich noch einen dritten Hinweis auf das Leben Jesu. In der süd-westlichen Ecke der Kirche fällt der Blick auf die Menschwerdung Christi - in Gestalt einer Madonnenfigur mit Jesuskind. Dort hat in der Langmantelkapelle eine Silbermadonna aus dem 15. Jahrhundert ihren Platz gefunden.

Die Idee bei der Neugestaltung sei es gewesen, eine Atmosphäre des Gebetes zu schaffen, unterstreicht John Pawson. Die Kirche solle ein Ort sein, wo sich jeder Mensch daheim fühlen könne. Die Geschichte habe St. Moritz viel gegeben. Sie habe ihr auch viel genommen, so der Architekt mit Blick auch auf die Zerstörung im Zweiten Weltkrieg. Auch er habe jetzt der Kirche ein weiteres Mal etwas weggenommen. Pawson will das nicht ironisch verstanden wissen. Er sei nicht zerstörerisch mit der Kirche umgegangen, sondern habe ihre innen liegende Schönheit offenbaren wollen. „Ich wollte etwas zum Schwingen bringen, was bereits da ist.“

Weitere Informationen zum theologischen und künstlerischen Konzept der Moritzkirche - und auch ein Video dazu - gibt es unter www.moritzkirche.de.

Das Team der Moritzkirche hat zur Neugestaltung auch eine Festschrift veröffentlicht. Sie hat den Titel „Gewand aus Licht“ und ist direkt bei der Moritzkirche erhältlich.

In einer Bildergalerie können Sie sich einen ersten Eindruck von der Neugestaltung der Kirche machen.