Aussendung von 16 Notfallseelsorgern: „Danke, dass Sie bei den Menschen bleiben, wenn alle davon laufen"
Frauen und Männer in ihren leuchtend gelben Einsatzjacken rund um die Pfarrkirche in Adelzhausen fallen auf: Dort fand am vergangenen Wochenende die Segnung und offizielle Beauftragung der neuen Notfallseelsorger statt. Diakon Dr. Edgar Krumpen, Leiter der Notfallseelsorge des Bistums Augsburg, begrüßte Domdekan Prälat Dr. Bertram Meier zu diesem Gottesdienst, bei dem sich 16 neue Notfallseelsorgerinnen und Notfallseelsorger unter den Segen Gottes stellten. Der Domdekan machte deutlich, wie wichtig ihm persönlich und als Leiter des Bischöflichen Seelsorgeamtes die Notfallseelsorge des Bistums sei. Der nächste Ausbildungskurs startet im Herbst 2020 im Raum Altenstadt/Schongau.
Prälat Meier bedankte sich mit einem „Vergelts Gott“ stellvertretend für alle Notfallseelsorger besonders beim Leiter der Notfallseelsorge, Dr. Edgar Krumpen und bei dessen Stellvertreterin, Stefanie Drewes. Beide beeindruckten ihn in Berichten ihrer Arbeit immer wieder äußerst tief und zeigten, welche große Bedeutung die Notfallseelsorge habe, die auch über die Bistumsgrenzen hinaus angefordert werde. Die Einsatzkräfte waren bei den Flutopfern in Niederbayern vor einigen Jahren und erst vor kurzem wurde ein Einsatz nach China angefragt. Der Seelsorgeamtsleiter betonte, dass er alles tun werde, um die Notfallseelsorge im Bistum auch künftig strukturell und personell zu unterstützen.
In seiner Predigt ging der Domdekan auf die Obdachlosigkeit ein – ein Begriff, der scheinbar nicht in diesen Gottesdienst passte. Prälat Meier erklärte, dass es ihm nicht um eine physische Obdachlosigkeit gehe: nicht das Dach über dem Kopf, sondern das „Dach über der Seele“ – also sich selbst darüber unklar zu sein, welche geistige Bleibe man habe. Angewandt für die Notfallseelsorge sprach er vom „Gehen“ mit dem Herrn. „Wer bleiben will, muss gehen“. Ähnlich wie es Papst Franziskus ausgedrückt habe: Die Kirche von heute müsse an die Peripherie gehen. Gleichzeitig bedeute das Hingehen zu den Menschen auch, zum „Herrn zu stehen“. Die Notfallseelsorger und -seelsorgerinnen seien im Auftrag der Kirche unterwegs, mit dem Segen Gottes. Nach der anschließenden Segnung, bei der die neuen Notfallseelsorger ein Gebet und ein kleines Medaillon erhielten, sagte Domdekan Meier: „Danke, dass Sie bei den Menschen bleiben, wenn alle davon laufen, wenn sich die Menschen in den Straßengräben des Lebens befinden – im wörtlichen und im übertragenen Sinne.“
Was bewegt 16 Menschen unterschiedlichen Alters, Menschen in allergrößter Not, bei plötzlichen Todesfällen auf der Straße oder auch in der Familie, beizustehen? Eine Aussage ist: „Ich habe in meinem Leben so viel geschenkt bekommen, ich möchte auch etwas zurückgeben.“ Michael Baumeister aus Günzburg, der 30 Jahre beim BRK im Rettungsdienst tätig war, sah, wie allein gelassen die Angehörigen waren. Rettungssanitäter haben schließlich ja eine andere Aufgabe und eine andere Ausbildung. Der „Gedanke, zur Notfallseelsorge zu gehen, kam immer mehr“. Auf den Seiten der Notfallseelsorge wurde er auf die Ausbildungsmöglichkeiten aufmerksam und nach Anmeldung, Vorgespräch und erfolgreichem Kursbesuch hospitiert er derzeit in Dillingen, um dann beim Aufbau der Notfallseelsorge in Günzburg mitzuarbeiten. Bis jetzt hat er acht Einsätze hinter sich und sieht sich bestätigt: „Das ist der richtige Weg für mich.“
Notfallseelsorger Wolfgang Hamann war stellvertretender Inspektionsleiter der Polizeidienststelle in Friedberg: „Ich habe viele Todesnachrichten als Polizist überbracht und dann gesehen, dass die Menschen alleine sind in ihrer Not.“ Das wollte er ändern und erzählt, wie bunt gemischt der Ausbildungskurs war: von der Buchhalterin über den ehemaligen Geschäftsinhaber bis hin zur Studentin kamen die Teilnehmer und „jeder bringt was ein“. Simone Kast, Theologiestudentin, erklärt, dass sie irgendwann einmal eher zufällig über den Kurstermin gestolpert sei und erklärt: „Für mich ist die Tätigkeit als Notfallseelsorgerin bereichernd – ich lerne das Leben anders zu schätzen. Wichtig ist, dass wir einfach da sind bei den Menschen.“
Nähere Informationen über die Arbeit der Notfallseelsorge und die Möglichkeit der Mitarbeit erhalten Sie auf den Seiten der Notfallseelsorge.
Text: Christine Schmid-Mägele