Bischof Bertram zum Abschluss der Sebastianioktav: „Unsere Mitmenschen brauchen Seelennahrung“
Augsburg (pba). Bischof Dr. Bertram Meier hat dazu ermutigt, die Seelsorge in die Mitte kirchlichen Handelns zu stellen. „Gerade jetzt brauchen die Menschen Nahrung für die Seele. Die Gesundheit des Leibes ist wichtig – ohne Zweifel. Aber sie ist nicht alles. Unsere Mitmenschen brauchen Seelennahrung, Brot fürs Herz“, betonte Bischof Bertram heute im Festgottesdienst zum Abschluss der Sebastiani-Wallfahrtswoche in der Rektoratskirche St. Sebastian. Der Bischof mahnte, sich auf „unser Kerngeschäft“ zu besinnen: die Seelsorge. Dafür sei es nicht nötig, alles selbst zu machen, zu funktionieren und zu organisieren. „Es geht vor allem darum zu beseelen: dem Raum und der Zeit, die wir bewohnen, eine Seele zu geben.“
Dass der heilige Sebastian nicht nur als Pestpatron, sondern vor allem als Glaubenszeuge und Märtyrer verehrt wird, werde uns derzeit hautnah bewusst, so der Bischof. Die Coronakrise lasse uns Christen in den Spiegel der Wahrheit schauen, die Kirchen selbst würden in Frage gestellt: Was sind wir eigentlich? Welche Rolle kommt uns zu in der multireligiösen Gesellschaft, die auch in Augsburg Einzug gehalten hat? Sind wir mit unserer Botschaft und den Angeboten, die wir den Menschen machen, systemrelevant? Für Bischof Bertram ist die Antwort eindeutig: In den zahlreichen sozial-caritativen Einrichtungen halte er die Kirche für systemrelevant. „Und in vielem, was wir unseren Mitbürgerinnen und Mitbürgern sonst noch bieten, sind wir lebens-, sogar überlebensrelevant. Denn wir halten ein Angebot vor, das über das Irdische weit hinausreicht: Wir Christen leben unter einem offenen Himmel.“ Wenn wir von der Erde sprächen, wenn wir eine menschlichere Welt gestalten wollten, dann treibe uns die Überzeugung an, dass der Himmel offenstehe, so der Bischof.
„Fürchtet euch nicht!“ Dieses Wort Jesu bekomme Ernst und Tiefe, wenn wir es in den Zusammenhang stellten, in den er es damals gesprochen habe. Seine Kunde vom Reich Gottes habe nicht nur Applaus hergerufen, sondern auch Widerstand und Protest. „Bis heute werden in vielen Teilen der Erde Jesu Jünger belächelt und veräppelt, benachteiligt, bedroht und verfolgt, gefoltert und ermordet. Da kann es einem angst und bang werden“. Doch Jesus halte dem entgegen: „Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten können, sondern fürchtet euch vor dem, der Leib und Seele ins Verderben stürzen kann.“
Musikalisch gestaltet wurde das Pontifikalamt von der Schola St. Georg und Titularorganist Marius Beckmann an der Koulen-Orgel.