Bistum der Gottesmutter geweiht
Bischof Bertram hat am Festtag Mariä Empfängnis die bereits im März durch ihn vollzogene Marienweihe erneuert und bekräftigt. In seiner Predigt am Dienstag im Hohen Dom sprach er vom Vorbild der Gottesmutter, das „wie ein Notenschlüssel vor der Melodie des Lebens“ sein könne, und sprach den Gläubigen angesichts der neuerlichen Pandemieentwicklungen Mut zu.
„Nomen est omen“ betitelte Bischof Bertram seine Predigt während des Festgottesdienstes und bezog sich dabei auf die häufige Verbreitung des Namens der Gottesmutter. Als katholische Besonderheit sei es früher üblich gewesen, dass mindestens ein Kind jeder Familie den Namen Mariens getragen habe. Dies habe auch für Jungen und Männer gegolten und sei auch heute noch unter Priestern und Priesteramtskandidaten zu finden. „Nach dem Namen Jesu steht Maria in der Skala ganz oben, über allen anderen Namen. Ihr Name ist Gott und den Menschen wichtig geworden“, erklärte der Bischof und wandte sich dabei besonders an die zahlreich anwesenden Bewohner des Augsburger Priesterseminars St. Hieronymus.
Es gebe verschiedene Deutungen des Mariennamens, führte er weiter aus. Die dem Namen zugrundeliegende ägyptische Wurzel „myr“ bedeute „Geliebte“ und beziehe sich darauf, „dass in Maria der Glanz der göttlichen Liebe aufleuchtet“. Die hebräische Version des Namens, „Mirjam“, könne wiederum als Verweis auf die gleichnamige Schwester des Propheten Mose verstanden werden. „Mirjam war eine starke Frau, temperamentvoll, mitreißend, ein bisschen exzentrisch, voller Leidenschaft, extrovertiert, vielleicht auch mit einer leichten Neigung zum Extremen und zur Radikalität“, sagte der Bischof. Sie sei auch eine der „Leitungspersonen“ des Volkes Israel beim Auszug aus Ägypten gewesen.
„Mirjam“ könne wiederum als Kombination der hebräischen Wörter „mir“ – die Erleuchtete – und „jam“ – das Meer – gesehen werden. Dies werde in dem bekannten Marienlied „Meerstern, ich dich grüße“ aufgegriffen. „Maria ist der Stern auf unruhiger See, Orientierung in den Nächten und Dunkelheiten, Lichtblick in den undurchsichtigen und nebeligen Etappen, die wir als Kirche gerade bestehen müssen“, betonte der Bischof.
Abschließend las er aus den Erinnerungen des katholischen Priesters Conrad Maria Siegers, der seinen zweiten Vornamen als Zeugnis der „natürlichen weiblichen Anteile“ seines Wesens betont wissen wollte. Bischof Bertram selbst trage den Namen von Johannes dem Täufer als Zweitnamen. „Auch darauf bin ich stolz. Und gleichzeitig mühe ich mich, den marianischen Akzent in meinem priesterlichen Leben hoch zu halten. Denn Nomen est omen.“
Vor dem feierlichen Schlusssegen wandte sich Bischof Bertram an die Gläubigen mit der Feststellung, dass ab dem morgigen Mittwoch, den 9. Dezember, die Kirche in eine neue Etappe des adventlichen Wegs eintrete. Grund seien die angesichts der Infektionsentwicklung erneut angepassten staatlichen Pandemieverordnungen. „Die Gemeinde darf vorläufig nicht mehr singen, aber das soll nicht heißen, dass das Gotteslob verstummt. Jetzt erst recht werden wir Gottesdienste feiern – wenn auch in bescheidenerem Rahmen. Vielleicht ist diese Phase des Advents als ‚staade Zeit‘ die Chance, Weihnachten nicht nur als stille, sondern wieder mehr als heilige Nacht zu entdecken. Gott wartet auf uns, dass wir Beziehung mit ihm aufnehmen“, so der Bischof.
Nach der Kommunion begab Bischof Bertram sich zu der Marienstatue im Dom und vollzog die Marienweihe des Bistums aufs Neue, die er am 25. März noch als Apostolischer Administrator in der Bischöflichen Hauskapelle getätigt hatte. Damit schrieb er schrieb eine lange Tradition der Marienverehrung durch die Augsburger Bischöfe fort. Zuletzt hatte sein Amtsvorgänger Dr. Konrad Zdarsa das Bistum im Rahmen der Patrona-Bavariae-Wallfahrt der bayerischen Bischöfe zur Knotenlöserin im Mai 2015 derart der Gottesmutter geweiht. Auch der Hohe Dom zu Augsburg ist eine Marienkirche, er trägt das Patrozinium „Mariä Heimsuchung“.