Ein starkes Netz der Freundschaft
Sehr geehrter Herr Präsident, sehr geehrte Mitglieder der Israelitischen Kultusgemeinde Schwaben-Augsburg, sehr geehrter Herr Prof. Wolf, sehr geehrte Mitglieder der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, sehr geehrte Frau Dr. Hackermeier, sehr geehrte Mitglieder der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit, sehr geehrter Herr Shenef, sehr geehrter Herr Enninger, sehr geehrter Herr Regionalbischof, lieber Axel, liebe anwesende Festgäste,
es gehört eine große Portion Mut dazu, um in Zeiten wie diesen in Sachen Kultur ein neues Format einzuführen – und ich beglückwünsche Sie, die Kulturbegeisterten in Literatur, Geschichtsschreibung und Musik, allen voran den Initiator Prof. Klaus Wolf, von Herzen dazu!
Im Herbst 2021 haben Sie, noch in einem sehr von der Pandemie geprägten Jahr, die 1. Jüdische Kulturwoche, wenn ich das so sagen darf, buchstäblich aus dem Hut gezaubert - und damit sicher nicht nur mich zum Staunen gebracht. Besonders dankbar bin ich persönlich für das letzte Treffen mit Rabbiner Henry G. Brandt seligen Angedenkens, das im Rahmen dieser Veranstaltungsreihe stattfinden konnte.
Besonders der Augsburg-Bezug dieser Kulturwoche gefällt mir sehr. Denn ich gehe davon aus, dass es hier noch vieles zu entdecken gibt, was durch die Shoah verschüttet wurde: in der Geschichte, der Architektur, der Friedhofskultur und auch im Blick auf die Beziehungen zwischen jüdischen Augsburgern untereinander bzw. zwischen jüdischen und nichtjüdischen Schwaben. Gestatten Sie mir, dass ich die Gelegenheit nutze, um auf unser Ulrichsjubiläum im kommenden Jahr hinzuweisen. Wir feiern nächstes Jahr den 1.050 Todestag des hl. Ulrich. Er wurde vor 1.100 Jahren zum Bischof von Augsburg geweiht und hat ein Leben in benediktinischer Bescheidenheit geführt, beseelt von großer Fürsorge für die von räuberischen Überfällen geplagten Stadtbewohner und die arme Landbevölkerung. Heute schon möchte ich Sie einladen, die eine oder andere Veranstaltung im Rahmen des Jubiläums 2023/2024 zu besuchen.
Mir ist es ein großes Anliegen, dass wir als religiöse Menschen, also solche, die sich gegenüber dem Ewigen zur Antwort verpflichtet wissen, ein starkes Netz der Freundschaft und gegenseitigen Unterstützung knüpfen. Angesichts eines wiedererstarkenden Antisemitismus ist es zentral, präventiv zu wirken, Wissen und Freude an der anderen Religion, Kultur und Lebensart zu vermitteln, um uns alle sensibel dafür werden zu lassen, wenn Gefahr im Verzug ist. Erst dann werden wir fähig sein, bei Grenzüberschreitungen zu intervenieren und Zivilcourage zu zeigen. Denn wie es in einem jiddischen Sprichwort heißt: „Brennt es beim Nachbarn, bist auch Du in Gefahr“ (Elvira Grözinger (Hg.), Jüdische Weisheit. Stuttgart 2010, S. 25).
So wünsche ich den Organisator:innen und Kulturschaffenden unter Ihnen Freude und Ermutigung, Lust an der Kreativität und den Flow der Entgrenzung - sowie allen, die hören, genießen und sich mitreißen lassen, Stunden seliger Gegenwart und tiefer Einsichten!