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Wichtiges
Predigt von Bischof Bertram zur Altarweihe in St. Nikolaus/Bösenreutin am 17. September 2022

Feuer und Flamme sein - Reliquien der hl. Mutter Teresa von Kalkutta

17.09.2022

Liebe Schwestern und Brüder, liebe Kinder! Gerade Euch möchte ich heute als erste ansprechen. Und ich habe eine Einladung für Euch. Nach meiner Predigt – die hoffentlich nicht allzu lang wird – werde ich Euren neuen Altar weihen. Das ist der Grund, warum ich heute hierher an den Bodensee gekommen bin. Euer Pfarrer kann viel, aber einen Altar weihen ist eine Nummer zu groß für ihn, obwohl Pfarrer Anton hochgewachsen ist. Den Altar weihen darf nur ein Bischof, denn beim Altar geht es nicht nur um einen gewöhnlichen Tisch, es ist der Tisch des Herrn; der Altar ist ein Zeichen für Jesus selbst. ER ist der Eckstein, die Mitte der Gemeinde. So ist heute ein großes und seltenes Fest für die Bösenreutiner! Eine Altarweihe kommt nicht alle Tage vor.

Damit Ihr das alles genau mitbekommt, liebe Kinder, sage ich Euch jetzt schon: Ihr dürft nachher ganz nach vorne kommen und Euch in die Nähe des Altars stellen. Niemandem nehmt Ihr die Sicht, keinem den Platz. Ihr sollt schauen, was da vor sich geht. Ihr dürft verfolgen, was passiert. Ich verspreche Euch: Da wird sicher manches sein, was Ihr in der Kirche nicht erwartet. Ich hoffe, dass Ihr Euch diesen Tag merken werdet: „Damals war ich dabei, als der Bischof diesen Altar in unserer Kirche, hier in Bösenreutin, geweiht hat.“ Liebe Schwestern und Brüder, ich freue mich sehr, dass Sie sich entschieden haben, das Provisorium von 2003 nach fast zwanzig Jahren durch einen neuen Altar zu ersetzen. Damit bekennen Sie sich zum Herrn, der nicht wie ein mobiler Tisch verschiebbar ist, sondern als feste Mitte Ihrer Gemeinde Stand und Halt geben will.

Auf zwei Handlungen möchte ich besonders hinweisen, die bei der Altarweihe Eindruck machen. Zunächst die Überraschung: Haben Sie schon einmal einen brennenden Altar gesehen? Einen Altar, der brennt, ohne dass es Feueralarm gibt, ohne dass die Sirene heult! Gleich ist es so weit: Ich werde den Altar anzünden. Der Altar wird brennen. Aber er wird nicht verbrennen. Es wird – hoffentlich – auch nichts bei uns anbrennen, wenn der Altar brennt. Das ist ein Bild, das wir alle verstehen können und das Spuren in unseren Herzen hinter­lässt: der brennende Altar. Wenn Menschen füreinander viel empfinden, wenn sie Freunde sind oder gar verliebt und (vielleicht) verheiratet, dann keimt im Inneren eine Sehnsucht auf, dann brennt im Herzen ein Feuer. Dann fangen sie Feuer; Menschen brennen füreinander. Wenn ich von einer Person oder von einer Sache hoch begeistert bin, dann sage ich auch: Ich bin Feuer und Flamme.

Feuer und Flamme ist Gott für uns. Jesus war Feuer und Flamme für die Frohe Botschaft, die er gelebt und verkündet hat. In der Firmung bekommen wir als Gottes Geschenk den Heiligen Geist, damit wir Feuer und Flamme für das Evangelium werden. Was ist daraus geworden, liebe Erwachsene? Der neue Altar, der heute brennt, nachdem er mit Chrisam gesalbt wurde – übrigens wie jeder von uns bei Taufe, Firmung und Weihe: der neue Altar soll uns daran erinnern, dass wir uns von Jesus sammeln und senden lassen, als „burning persons“, die für die Frohe Botschaft brennen. Die Altarweihe möchte uns anspornen, dass wir immer mehr zu „missionarischen Jüngern und Jüngerinnen“ werden (vgl. Papst Franziskus Evangelii gaudium [2013], Nr. 120)

Eine zweite Handlung der Altarweihe ist ebenso einprägsam. Neben dem Feuer steht die Beisetzung. Sie haben richtig gehört: Beisetzung. Das klingt ja wie Beerdigung! Sie haben Recht: es ist tatsächlich eine Art Beerdigung. Denn im neuen Altar werden Reliquien von drei Heiligen beigesetzt. Es sind Überreste des hl. Simpert, der hl. Christina und der hl. Mutter Teresa von Kalkutta. Damit wird Ihre Gemeinde ganz handgreiflich-konkret in die Gemeinschaft der Heiligen, die Communio Sanctorum, eingebettet. Der hl. Bischof Simpert, ein Vorläufer des hl. Ulrich, verbindet uns mit der Diözese Augsburg, zu der Bösenreutin gehört. Die hl. Christina, eine Katakombenheilige, schlägt die Brücke zurück in die alte Kirche von Rom, als das Bekenntnis zum christlichen Glauben das Leben kosten konnte. Und mit Mutter Teresa sind wir fast in der Gegenwart angekommen. 1997 verstorben, wurde sie schon sechs Jahre später 2003 von Papst Johannes Paul II. selig und von Papst Franziskus 2016 heiliggesprochen. Diese drei Heiligen vernetzen die St. Nikolausgemeinde mit der Weltkirche. Das ist eine Garantie: Bösenreutin ist und bleibt katholisch!

Gerade Mutter Teresa zeigt uns, was katholisch heißt. Katholisch ist weniger eine Konfessionsbezeichnung für römisch-katholisch, sondern meint allumfassend, universal, global. Sie wurde auch „Engel von Kalkutta“ genannt. Warum? Weil sie sich in die dunkelsten Löcher wagte, um dort hinein Christus, das Licht, zu bringen. In den Sterbehäusern, die sie mit ihren Schwestern betrieb, war die Religion zweitrangig. Was zählt, ist der Mensch. Es wurden dort auch keine Sterbesakramente gespendet. Auf die Frage, was sie denn dazu treibt, sich in die dunklen Löcher von Krankheit und Tod zu wagen, antwortete Mutter Teresa kurz und knapp: „Ich möchte jedem Menschen das Gefühl geben, willkommen zu sein.“ Dass sogar die Ärmsten der Armen, Schwerkranke und Todgeweihte auf ihrer Matte lächeln und weinen dürfen, weil sie sich behütet und geborgen wissen, werte ich als Widerschein des Lichtes, das Jesus Christus selber ist. Jesus von der Mitte, vom Altar her zu den Menschen am Rand bringen, darum geht es.

„Seid willkommen!“ Diese Einladung soll von dieser Altarweihe aus Kreise ziehen weit über Bösenreutin hinaus. Mit dem neuen Altar bezeugen Sie:  Wir stehen zum Herrn, zur Gemeinschaft der Heiligen, die Feuer und Flamme waren für das Evangelium. Der Tisch ist gedeckt. Seid willkommen!