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Wichtiges
Frühjahrsvollversammlung 2021

„Christ sein. Weit denken. Mutig handeln“

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21.06.2021

Gleich mehrere „Highlights“ bot die erste Online-Vollversammlung des Diözesanrates vergangenen Freitag: Ein junger Spitzengitarrist und ein kleiner Schülerchor bereicherten die Heilige Messe mit Bischof Bertram, der sich mit einer ermutigenden Aufforderung an den Diözesanrat wandte. Am Abend war ein äußerst prägnanter Impulsvortrag von Weihbischof Losinger zum Thema „Assistierter Suizid“ am Bildschirm zu verfolgen. Und im Gegensatz zu den Presseberichten hatte die Diözesanratsvorsitzende die Positionierung von Bischof Bertram zur Segnung homosexueller Paare auf Anhieb richtig verstanden.

Jacob Kramer hatte erst vor wenigen Wochen einen ersten Preis beim Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“ gewonnen. Umso überraschender war der Auftritt des außerordentlich begabten Gitarristen mit Mitschülern der 9ten Klasse des Gymnasiums Maria Stern in Livestream-Gottesdienst des Diözesanrates. Ermöglicht, vorbereitet und sowohl geleitet als auch an der Orgel begleitet hatte die Schüler Felicitas Liepert, Michaela Wörner, Jacob Kramer und Jonathan Mocker der Lehrer und Organist Bernhard Ledermann, der den Diözesanrat auch beim Synodalen Weg vertritt.

Der Synodale Weg war denn auch Thema der Predigt des Bischofs in seiner Hauskapelle, die wie der gesamte Gottesdienst per Live-Stream über die Bistumshomepage von allen mitgefeiert werden konnte. So forderte Bischof Dr. Bertram Meier den Diözesanrat und mit ihm die gesamte Diözese auf: „Praktizieren wir synodale Kirche!“ Was dies bedeutet, machte er anhand der Worte von Papst Franziskus klar: „Eine synodale Kirche ist eine Kirche des Zuhörens“, eines wechselseitigen Anhörens, „bei dem jeder etwas zu Lernen hat: Das gläubige Volk, das Bischofskollegium, der Bischof von Rom – jeder im Hinhören auf die anderen und alle im Hinhören auf den Heiligen Geist.“ Der folgende Ratschlag des Bischofs von Augsburg schaffte es bis in die überregionale kirchliche Berichterstattung von Domradio und katholisch.de. Er riet zur „Tugend der Geduld“ auf dem synodalen Weg in Deutschland: „nichts zu überstürzen, sondern uns einzuklinken in den weltweiten synodalen Prozess, der bis 2023 dauern soll. Wir brauchen also nicht noch mehr Tempo zu machen. Hektik ist kein guter geistlicher Rat. Zudem könnten wir uns auf den synodalen Weg noch mehr zu den Kirchen unserer Nachbarländer inspirieren lassen. Jedenfalls wäre es vermessen zu meinen: ,Am deutschen Wesen soll die Weltkirche genesen.‘“

Ebenfalls an den Heiligen Vater schloss die Erinnerung an, „dass wir auch eine Mission nach außen haben. Eine synodale Kirche versteht sich als Zeitgenossin der jeweiligen Gesellschaft. Sie begleitet gesellschaftliche Prozesse wohlwollend und zugleich kritisch.“ Papst Franziskus hatte sich vor knapp zwei Jahren, am 29. Juni 2019, „an das pilgernde Volk Gottes in Deutschland“ gewandt und daran erinnert, dass „die Evangelisierung unser Leitkriterium schlecht hin sein muss“. Bischof Bertram: „Nicht wegdrucken, hilft sondern sich einmischen, sich solidarisch zeigen mit den ungerecht Verfolgten!“ Denn: „Wir sind eine – nicht immer angenehme – Mission für die Welt (Papst Franziskus).“ Seine Predigt schloss mit den Worten: „Liebe Mitglieder des Diözesanrates, ich baue auf euch!“

Klar in der Lehre, aber mit Respekt

Dass er auf die Diözesanratsvorsitzende bauen kann, zeigte sich im Bericht von Hildegard Schütz auf der Vollversammlung. Hildegard Schütz trug die Äußerungen des Augsburger Bischofs am 9. Juni im Fernsehen anders vor, als es in der Presse dargestellt wurde: „Die Kongregation für Glaubenslehre hatte erklärt, die katholische Kirche habe keine Vollmacht, homosexuelle Partnerschaften zu segnen, da derartige Verbindungen nicht dem Willen Gottes entsprächen. In der Münchner Runde darauf angesprochen vertrat Bischof Bertram die Meinung, dass jederzeit Einzelpersonen gesegnet werden, dass niemandem der Segen verwehrt werde, dass aber nicht der Bund an sich gesegnet werden könne, um keine Verwechslung mit dem sakramentalen Bund der Ehe hervorzurufen.“ In seinem Wort zu aktuellen Themen im Bistum äußerte sich auch Bischof Bertram nochmals zum vieldiskutierten Thema der Segnung Homosexueller und steckte einen pastoralen Rahmen ab. „Obwohl die Glaubenskongregation beim ersten Lesen ihres im Frühjahr erschienenen Dokumentes die gängige Lehre der katholischen Kirche scheinbar nur wiederholt, geht die Antwort auf das Dubium doch über die bisherigen Äußerungen hinaus und setzt einen klar pastoralen Schwerpunkt. Das finde ich für ein Lehrdokument der Glaubenskongregation durchaus bemerkenswert. Die Kirche verweigert keiner Person den Segen Gottes, wenn sie darum gebeten wird. Doch sie unterstreicht die Besonderheit der Ehe als stabile und exklusive Verbindung zwischen Mann und Frau. Daher steht für die Kirche außer Frage, homosexuelle Menschen zu segnen, jedoch ist deren Verbindung, zumal wenn sie einer Ehe gleicht, klar davon zu unterscheiden. Selbstverständlich stehen die seelsorglichen Angebote, die wir in unseren Pfarreien machen, allen Menschen, welcher sexuellen Orientierung auch immer, offen.“

Ebenso wie der Bischof seinen Bericht unter das Motto stellte: „Ein Jahr Bischof Bertram – ein Jahr Bischof in Coronazeiten“, blickte auch Hildegard Schütz auf dieses außergewöhnliche Jahr zurück. Denn auch während des Lockdowns hatten sich der Geschäftsführende Vorstand und der Vorstand digital zu Sitzungen getroffen, um die Vollversammlung und eine Fachtagung vorzubereiten. „Am 15. April kommunizierten erstmals die Leiter der Sachausschüsse digital miteinander. Themen waren die grundsätzliche Arbeit der Sachausschüsse und die künftige Terminplanung. Dabei wurde die Bitte an die Sachausschussleiter herangetragen, auch trotz Corona wieder mit der Sachausschussarbeit zu beginnen, eventuell auch digital. Die Geschäftsstelle stellt alle möglichen Hilfen bereit.“

Eine weitere Neuerung hatte Geschäftsführerin Susanne Kofend in den Diözesanrat eingebracht: Den Online-Stammtisch für PGR-Vorsitzende. Immer dabei ist Hildegard Schütz: „Inzwischen fanden zwei digitale Treffen statt. Die PGR-Vorsitzenden stellen ihre Pfarreien vor, berichten über die Arbeit in ihren Pfarrgemeinderäten, erzählen von Positivem und auch von Schwierigkeiten und können sich gegenseitig austauschen. Daneben erhalten sie von Frau Kofend Informationen zu den 2022 stattfindenden Pfarrgemeinderatswahlen unter dem Motto , Christ sein. Weit denken. Mutig handeln‘.“

Dieses Motto für das Laienapostolat könnte als gedankliche Brücke zum abschließenden Vortrag von Weihbischof Dr. Dr. Anton Losinger angesehen werden: „Assistierter Suizid - Leben am Lebensende“. Nach der jahrelangen Diskussion über Suizid und Sterbehilfe hatte im Februar 2020 das Bundesverfassungsgericht entschieden, dass Würde und Freiheit des Menschen geböten, dass jeder seinen Todeszeitpunkt frei festlegen könne. Auf diese Weise hat das Selbstbestimmungsrecht über das eigene Leben eine Dimension über die bisher diskutierten Fälle von tödlichen Krankheiten und unerträglichen Schmerzen oder sonstigen ausweglosen Zuständen wie Demenz hinaus erlangt. Weihbischof Losinger, von 2005 bis 2016 Mitglied des deutschen Ethikrates, sieht deshalb eine Verschiebung in der Interpretation des Menschenbildes unserer Verfassung von der Sozialität und Vulnerabilität des Menschen hin zur reinen Individualität und Autonomie.

Der Vortrag des Weihbischofs wird im Laufe der Woche in einem eigenen Beitrag erscheinen und durch den Newsletter Verbreitung finden.

Michael Widmann