Die Ärmsten trifft es zuerst!
Am vergangenen Donnerstagabend, dem 03. März 2016, stellte der Missionstheologe Professor Dr. Paulo Süss aus Sao Paulo/Brasilien im Augsburger Haus St. Ulrich die Enzyklika Laudato Si´ von Papst Franziskus vor. Eingeladen hatte ihn dazu der Arbeitskreis „Schöpfung bewahren“ der Diözese Augsburg, in dem verschiedene Verbände und diözesane Einrichtungen zusammen sind, um Initiativen zur Bewahrung der Schöpfung zu sammeln und gemeinsame Projekte anzugehen. Die Begrüßung und Einführung in den Abend übernahm Domdekan Dr. Bertram Meier als Hausleiter und Leiter des Seelsorgeamtes im Bistum Augsburg, wo auch der Arbeitskreis angesiedelt ist.
Seit 50 Jahren lebt der aus Gundelfingen stammende Theologe in Brasilien. Sein kirchliches Arbeiten und Wirken ist geprägt vom Einsatz für die indianischen Völker, die bis heute Opfer von Unterdrückung, Ausbeutung und Ausgrenzung sind. Die Folgen von Umweltzerstörung und Klimawandel treffen sie zuerst und am härtesten, obwohl sie am wenigsten dazu beigetragen haben. Dies war auch der Blickwinkel, aus dem heraus der Referent den etwa 100 interessierten Zuhörern die am 24. Mai 2015 veröffentlichte Umwelt- und Sozialenzyklika von Papst Franziskus vorstellte.
„Erst wenn es uns gelingt, die sozialen Ungerechtigkeiten zu beseitigen, können wir auch die Schöpfung bewahren“, so Paulo Süss. Dies sei die Reihenfolge, in der eine Veränderung für die Welt gelingen könne. Mit dem 3-Schritt Sehen-Urteilen-Handeln stellte der Papst seine Überlegungen zu einem nachhaltigen positiven Klimawandel an. Aus seiner lateinamerikanischen Erfahrung kenne Papst Franziskus die Zusammenhänge von Armut und Umgang mit der Schöpfung zur Genüge. Nicht zufällig wurde dort bei der letzten Bischofssynode im Mai 2007 in Aparecida die Feststellung getroffen, dass es in der Gesellschaft inzwischen üblich sei, von Armen als „Abfall“ oder „Müll“ zu sprechen. Wer so mit dem Mitmenschen umgehe, nehme auch keine Rücksicht auf die übrige Schöpfung. Papst Franziskus verstehe, so Süss, sein Lehrschreiben als einen Beitrag in der weltweiten Diskussion zur Rettung des Klimas und zur Bewahrung der Schöpfung. Daher erschien es auch kurz vor der großen Klimakonferenz Anfang Dezember in Paris. Die Botschaft sei: Es gibt Hoffnung! Aber: Alle müssen ihren Beitrag dazu leisten. Der Papst gehe im letzten Teil seines Schreibens auf ganz konkrete Maßnahmen ein, die zum Teil auch von jedem Menschen aufgegriffen werden müssen.
Ob er wirklich Hoffnung für eine Kursänderung sehe, wurde Paulo Süss am Ende von einem Diskussionsteilnehmer aus der Zuhörerschaft gefragt. „Viele große Dinge begannen mit einem Traum“, so Süss. Darauf vertraue er. Die Kraft von Träumen, die andere Menschen ansteckten, sich zu engagieren. Wenn man sehe, welche weltweite Resonanz dies Schreiben schon gefunden habe, dann sei dies ein hoffnungsvolles Zeichen. Natürlich dürfe man jetzt nicht nachlassen, die Gedanken des Papstes einzubringen und mit vielen Menschen weiter zu diskutieren.
Beeindruckt zeigten sich viele Gesprächsteilnehmer von der bescheidenen Zurückhaltung des weltweit bekannten Theologen. Seine Worte, oft sehr bildreich und achtsam ausgedrückt, waren wohl gesetzt und kamen an!