Die Geburt Jesu – ein wunderbarer Tausch
Augsburg (pba). In einem festlichen Nachtgottesdienst im Hohen Dom zu Augsburg hat Bischof Bertram gemeinsam mit zahlreichen Gottesdienstbesuchern das Hochfest der Geburt Christi mit der Christmette eingeleitet und die Armut im Bethlehemer Stall betrachtet. Am Weihnachtstag selbst stellte er wiederum die reale Menschwerdung Gottes in den Mittelpunkt und kritisierte Tendenzen, die Gebet und Gottesbeziehung durch Technik ersetzen wollen.
Als einen Beweis für diese anhaltende Kraft des Weihnachtsfestes, die Menschen selbst dann zu berühren, wenn sie vielleicht gar nicht wüssten, was sie da feiern, sah Bischof Bertram die jährlich gegen Jahresende stark anschwellende Spenden- und Hilfsbereitschaft. An der guten Werbung der Hilfsorganisationen oder der sentimentalen Weihnachtsstimmung allein liege das nicht, so der Bischof, der einen tieferen Grund, „der im Geheimnis der Heiligen Nacht selbst verborgen liegt und den wir als Christen in ökumenischer Verbundenheit wieder stärker freilegen sollten in einer Gesellschaft, die bunt und vielfältig ist“, dafür ausmachte.
Christmette führt weihnachtliche Armut vor Augen
So sei Weihnachten trotz des Geschenketrubels im Grunde genommen ein Fest der Armut: „Wer richtig Weihnachten feiern will, kann die Armut und Not der Welt nicht umgehen.“ Da seien zum einen die materielle Armut der Heiligen Familie, die sich keine Herberge leisten konnte, die seelische Armut von Ausgrenzung und Ablehnung in Bethlehem, die Armut des schutzlosten kleinen Kindes und zuletzt die Armut der Hirten als Außenseiter der damaligen Gesellschaft.
Armut habe viele Gesichter, und „jede Form der Not, jede Facette von Armut“ habe an der Krippe Platz. Dies biete auch Trost, denn: „Die Armen haben Gott auf ihrer Seite.“ Davon ausgehend müssten sowohl Kirche und Gesellschaft wieder mehr die eigene Armut anerkennen und in den Mittelpunkt rücken: Zum einen die Armut der Kirche, die in den vergangenen Jahren viel Vertrauen missbraucht und verloren habe – „Kirche, dein Reichtum ist nicht Geld und Macht, sondern innere Autorität und Glaubwürdigkeit.“ Zum anderen sei auch die Gesellschaft arm an Werten: „Ist es nicht ein Armutszeugnis, dass wir keine gemeinsame Grundlage mehr dafür finden, wann das Leben eines Menschen anfängt und wann es aufhört? Kein Mensch ist ein Unfall oder ein Schadensfall; keinem Menschen, sei er ungeboren oder alt oder gebrechlich, dürfen wir die Menschenwürde vorenthalten.“
Weihnachten sei in vielfacher Weise ein Fest der Armut, denn Gott selbst sei arm und klein geworden, betonte Bischof Bertram abschließend: „Der arme Jesus hat sich in eine Krippe gelegt. Aus dem Futtertrog zehren wir bis heute: die arme Kirche, die dadurch reich wird, dass sie ihre Armut erkennt und eingesteht. Armer Jesus von Nazareth, zeige uns, wie arm wir sind, wenn wir uns von dir nicht bereichern lassen! Armer Jesus, du bist unser Schatz.“
Heute ist uns der Heiland geboren“ – Gottes Karriere auf Erden
Tags darauf, in der Messe am Weihnachtstag, stand dann wiederum die göttliche Größe im Zentrum der Betrachtung. Gott sei aber nicht spektakulär in unsere Welt geschwebt. Er habe auch nicht nur der Welt eine Stippvisite abgestattet, um dann wieder in den Himmel zu verschwinden, so Bischof Bertram. Gott gehe weiter, bis ans Äußerste, „indem er ganz Mensch wird – in allem uns gleich, außer der Sünde“. Bischof Bertram: „Gott hat sich auf unsere menschliche Wirklichkeit eingelassen, voll und ganz: auf Geburt und Tod, auf Armut, Hunger und Schmerzen, auf Freuden, Hoffnungen und Leiden.“ In Jesus habe Gott „die Karriere nach unten“ eingeschlafen, die letztlich am Kreuz geendet habe. Durch die Inkarnation habe sich Gott tief herabgelassen, als ein kleines Kind am Stadtrand von Bethlehem.
Der wunderbare Tausch ohne Technik und KI
An Weihnachten sei in den liturgischen Texten immer wieder von einem „sacrum commercium“, einem heiligen Tausch die Rede, führte Bischof Bertram aus. Gott sei dabei Mensch geworden, um für die Welt ein Gefährte zu werden. Einen Tausch zwischen Gott und Menschheit gebe es, „indem beide Gebende und Nehmende, Schenkende und Empfangende sind“. Den Messias durch Technik oder künstliche Intelligenz zu ersetzen, sei daher nicht zielführend. So betonte er: „Keine KI kann die persönliche Beziehung zu Gott erzeugen. Dialog funktioniert nicht mit Computer und Roboter!“ An Weihnachten sei Gott real mit den Menschen in Verbindung getreten. Auch die Kirche dürfe daher die Kommunikation mit Gott nicht auf dem „Altar der Technik opfern“. Das wäre dann kein heiliger Tausch, sondern Schummelei.
Festgottesdienste an Weihnachten
Am Ende des Gottesdienstes spendete der Augsburger Bischof wie gewohnt den Apostolischen Segen auf die Fürsprache der Apostelfürsten Petrus und Paulus. Dieser ist eng verbunden mit dem Papsttum, kann aber auch vom Ortsbischof drei Mal im Jahr gespendet werden. Er geht einher mit einem vollkommenen Ablass der zeitlichen Sündenstrafen und wird eingeleitet mit der Bitte um das Gebet für Papst, Bischof und Kirche.
Die Christmette im Hohen Dom wurde musikalisch vom Karl-Kraft-Chor der Domsingknaben sowie dem Domchor mit der Pastoralmesse von Karl Kempter und weihnachtlichen Chorsätzen begleitet. Der festliche Gottesdienst wurde live im Fernsehen auf a.tv und allgäu.tv übertragen.
Der Kammerchor der Domsingknaben sang während des Pontifikalamtes am Ersten Feiertag die Missa Bell' Amfitrit' altera von Orlando di Lasso. Das Bläserensemble der Dommusik gestaltete den Gottesdienst mit.