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Wichtiges

Die Würde des Menschen ist unantastbar - auch in der Pflege alter und kranker Menschen

Diözesan-Caritasdirektor Dr. Andreas Magg
Diözesan-Caritasdirektor Dr. Andreas Magg , © pba
03.12.2012

Bad Wörishofen/Augsburg (pca/pba). Wer sich für eine Tötung auf Verlangen und einen Beistand zur Selbsttötung bei schwerstkranken Menschen einsetzt, der kann sich nicht auf die Würde des Menschen berufen. Das hat Augsburgs Diözesan-Caritasdirektor Pfarrer Dr. Andreas Magg soeben in Bad Wörishofen beim Festakt anlässlich des 100-jährigen Bestehens des Vereins für ambulante Krankenpflege Bad Wörishofen mit aller Deutlichkeit unterstrichen. Lasse man sich nämlich auf eine Diskussion ein, ob einzelne Lebensumstände noch zumutbar seien, trete man in eine Diskussion ein, "ob das Leben nur unter bestimmten Bedingungen lebenswert ist und der Würde des Menschen entspricht". Wer so denke, mache die Würde des Menschen "fortwährend angreifbar und veränderbar", sie könne immer wieder neu "geraubt" werden. Die einzige sinnvolle Antwort sei, so der Diözesan-Caritasdirektor, die Unantastbarkeit der Würde des Menschen, die "uns von Gott gegeben und geschenkt ist und die wir uns deshalb auch nicht selbst nehmen können."

Die Arbeit der Kranken- und Altenpflege dürfte sich dennoch nicht an einer aktionistischen Apparatemedizin orientieren, um irgendwie das Leben so lange wie möglich zu erhalten. Es kommt Pfarrer Dr. Magg darauf an, dass sich "auf dem ethischen Mutterboden der Unantastbarkeit der Würde des Menschen" ethisch verantwortbares Handeln entfalte. Jede Entscheidung insbesondere am Lebensende müsse unter der Vorgabe erfolgen, "dem Menschen so zu helfen, dass er sein Leben vollenden kann." Mit der Tötung auf Verlangen oder dem Beistand zur Selbsttötung hingegen sei der Tod selbst das Ziel des Lebens. "Kann aber der Tod an sich das sein, wohin das Herz des Menschen strebt? Strebt der Mensch nicht vielmehr danach, dass das innere Heimweh seines Herzens ihn über den Tod hinausführt?", merkte Pfarrer Dr. Magg kritisch an.

Einfache und schnelle Antworten seien in schwierigen Fällen nicht automatisch die richtigen Antworten. "Wir kommen deshalb nicht umhin, in der konkreten Situation abzuwägen, was richtig, was gut, was hilfreich ist, was dem Menschen tatsächlich in seinem Menschsein jetzt dient." Um das herauszufinden und zu erreichen, müsse in der ambulanten wie auch stationären Kranken- und Altenpflege eine "Gesprächskultur der gegenseitigen Wertschätzung" unter den Pflegekräften, dem Patienten, den Angehörigen und Ärzten, Seelsorgern und dem Hospizdienst herrschen. "Diese wertschätzende Gesprächskultur untereinander ist der Ackerboden, auf dem Ethische Fallbesprechungen für wirklich ernste und kritische Fälle ihren segensreichen Samen entfalten können", so Pfarrer Dr. Magg. Nur wenn so verfahren werde, könne die Alten- und Krankenpflege dem Anspruch gerecht werden, dem Menschen tatsächlich zu dienen, "ohne seiner Würde einen wie auch immer gearteten Abbruch zu tun."

Freundlichkeit, Aufmerksamkeit, Zuhören und Zuwendung zu den anvertrauten Menschen sind für Dr. Magg in der Pflege unersetzliche Voraussetzungen wie auch fachliche Professionalität. Nur wenn dies gewährleistet sei, könnten die alten und kranken Menschen erleben und spüren, "dass ihre Würde als Menschen für uns unantastbar ist" und dass wir ihnen den Raum geben wollen, "den sie brauchen, um nach dem innersten Heinweh ihres Herzens, nach dem Sinn ihres Lebens vor Gott suchen zu können". Dabei wisse sich die christliche Pflege hineingenommen "in Gottes aktive Zuwendung zu uns Menschen". So werde Pflege zum "Teil des Heilsplanes für die Vollendung des Lebensweges der anvertrauten Menschen".