Digitale Stimmbildung und Chorprobenstreaming
Aufgrund des aktuellen Lockdowns können bei den Augsburger Domsingknaben seit Ende der Weihnachtsferien keine Chorproben und keine Stimmbildung in Präsenz stattfinden. Auf den Gesangunterricht gänzlich verzichten müssen die Domsingknaben dennoch nicht. Das Team im Haus St. Ambrosius hat ein digitales Konzept entwickelt, das sich aus Einzelstimmbildung und Chorprobe zusammensetzt.
Im eigens zum Aufnahmestudio umfunktionierten Hassler-Saal – sonst Probenraum – werden einzelne musikalische Module vorab aufgezeichnet und dann im Rahmen einer digitalen Chorprobe gestreamt. Zusätzlich muss es eine individuelle Interaktion zwischen Sängern und Chorleitern geben: Jeder Domsingknabe erhält 15 bis 20 Minuten digitale Einzelstimmbildung pro Woche. Erst die Vorabaufzeichnung der Module macht dies möglich, da sonst Streaming der Chorprobe und Einzelstimmbildung für rund 100 Sänger durch zwei Chorleiter zeitlich nicht zu stemmen wären.
"Wir freuen uns sehr darauf, wenn wir wieder zusammen musizieren können", so Domkapellmeister Stefan Steinemann. Einen Chorklang zu formen sei unter den aktuellen Umständen nicht möglich. "Das Wichtigste in der Arbeit mit den Buben ist, dass wir weiterhin am Ball bleiben, um bald wieder proben und auftreten zu können. Bis dahin reduziert sich das Singen in Präsenz auf den liturgischen Dienst in stark eingeschränkter Besetzung."
Die Sänger nehmen das Angebot mit Begeisterung wahr, melden aber auch zurück, dass die gestreamte Probe kein Ersatz für die gemeinsame Chorprobe in Präsenz ist. Aufgrund der zeitlichen Verzögerung bei der digitalen Übertragung müssen alle Sänger stummgeschaltet werden. Bei einer digitalen Probe hört also jeder Sänger allein sich selbst und am Computer den Chorleiter, der das Musikstück begleitet. Umso wichtiger ist das unmittelbare Feedback, das jeder Sänger bei der digitalen Einzelstimmbildung erhält, die dementsprechend auch der Schlüssel für die Chormusik während Pandemiezeiten ist.