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Wichtiges
250. Todestag des Rokokobaumeisters Dominikus Zimmermann

Diözesankonservator Dr. Schmid: Glaube und Kunst anschaulich verzahnt

16.11.2016

Dominikus Zimmermann, 1685 in Wessobrunn geboren, gilt als einer der bedeutendsten Rokoko-Baumeister. Dem Kirchenbau im Bistum Augsburg hat er seinen Stempel aufgedrückt. Die Frauenkirche in Günzburg, die Johanniskirche in Landsberg und die Wieskirche bei Steingaden: Nur um einige Beispiele zu nennen. Am 16. November 1766, heute vor 250 Jahren, ist er in Wies bei Steingaden gestorben. Nicolas Schnall im Gespräch mit Diözesankonservator Dr. Michael Schmid.

Könnte sich die Diözese Augsburg heutzutage die Dienste eines Baumeisters und Stuckateurs Dominikus Zimmermann überhaupt noch leisten?

Zimmermann war seinerzeit nicht gerade für besonders günstiges Bauen bekannt. Dies lag aber weniger an seinem Honorar als vielmehr an den Bau- und Ausstattungskosten. Heutzutage werden zum einen kaum noch größere Kirchen neu gebaut und zum anderen sind die Ansprüche an ein bauliches Gesamtkunstwerk reduzierter als damals im Rokoko beim Bau der Wieskirche.

Überragt die Wieskirche als UNESCO- Welterbe für Sie alles, was er damals geschaffen hat?

Ganz sicher. Die Wieskirche konnte nach einem idealen und genialen Konzept ohne Abstriche in höchster Qualität erbaut und von herausragenden Künstlern ausgestattet werden. Zudem ist sie im Originalzustand erhalten. Mit seinem Bruder Johann Baptist Zimmermann als Freskomaler hatte der Baumeister einen kongenialen Meister an seiner Seite. In kaum einem zweiten Kirchenbau der Epoche gehen Bauwerk und Ausschmückung so nahtlos ineinander über wie in der Wies.

Ist das also ein roter Faden, der sich durch Zimmermanns Gesamtwerk zieht?

Dominikus Zimmermann hat immer schon Bauwerk und Ausstattung als Einheit gedacht und stark mit Licht und Farbe gearbeitet. Ursprünglich war er Autodidakt und machte über die Epochengrenze vom beginnenden Spätbarock bis zum Höhepunkt des Rokoko eine eindrucksvolle Entwicklung. Zudem fand Zimmermann stets Förderer, die ihm spannende Aufgaben anvertrauten. Die Qualität der Ergebnisse spricht für sich.

Und dabei war er nicht nur ein großer Baumeister …

Er war bereits in seinen Anfangsjahren auch schon als erstrangiger Stuckateur und vor allem auch in der anspruchsvollen Technik des Stuckmarmors tätig. Auch hier hat er in unserem Bistum herausragende Werke hinterlassen wie in der Buxheimer Annakapelle.

Kunst, die sich dem heutigen Betrachter nicht immer von selbst erklärt: Hat uns Zimmermann heute überhaupt noch etwas zu sagen oder war er in seinem Schaffen einfach nur ein begnadetes Kind seiner Zeit?

Sowohl als auch. Das Barockzeitalter hat es wie wenige andere Epochen verstanden, Glauben und Kunst anschaulich zu verzahnen. Seine Gesamtkunstwerke haben nichts von ihrer Strahlkraft verloren, selbst wenn unsere Wahrnehmung nicht mehr dieselbe ist wie damals. Jedenfalls gibt es vielerorts im Bistum die Möglichkeit, einen Zugang zu Zimmermanns Werk zu finden wie zum Glauben, der darin zum Ausdruck gebracht ist.

 

 

Dominikus Zimmermann im Gebiet der Diözese Augsburg als Architekt (dort aber meist auch Anteil an Stuck):

- Buxheim, Annakapelle im Kloster
- Buxheim, Pfarrkirche Unsere Liebe Frau
- Eresing, Umbau der Pfarrkirche St. Ulrich
- Günzburg, Frauenkirche
- Ingenried, Pfarrkirche St. Georg
- Landsberg, Johanniskirche
- Maria Medingen, Klosterkirche
- Pöring / Landsberg, Schlosskapelle
- Wies, Wallfahrtskirche

Weitere Kirchen und Klöster in der Diözese, wo es gesicherte Arbeiten von Dominikus Zimmermann als Stuckateur bzw. Altarbauer gibt:

- Bad Wörishofen, Klosterkirche
- Biberbach, Pfarrkirche St. Jakob
- Birkland-Aich, Pfarrkirche St. Anna
- Buxheim, Klosterkirche und Teil der Klosterräume
- Füssen, Krippkirche (auch St. Mang vermutet)
- Landsberg, Stadtpfarrkirche Mariä Himmelfahrt
- Ottobeuren, Kloster
- Schongau, Mariä Himmelfahrt

Als Sonderfall gibt es noch die Dorfkirche in Baiershofen, St. Leonhard bei Violau, wo er nur als Maler tätig war.