Diözesanmuseum St. Afra zeigt besondere Handschrift der Regula Benedicti aus dem 9. Jahrhundert

Augsburg (pba). Das Diözesanmuseum St. Afra in Augsburg zeigt ein besonderes Exponat in der Sonderausstellung zum Jubiläum „1000 Jahre Benediktiner in Augsburg“: Eine Handschrift der Regel des Heiligen Benedikts aus dem ersten Drittel des 9. Jahrhunderts. Diese Regula Benedicti zählt neben den Codices aus den Klöstern Tegernsee, Fulda (Würzburg) und St. Emmeram in Regensburg zu den ältesten Zeugnissen des Benediktinerordens auf bayerischem Boden. Gefertigt wurde sie im Scriptorum des Klosters Benediktbeuern. Benutzt wurde sie im Kloster St. Mang bevor die Regel nach der Säkularisation in die Bischöfliche Ordinariatsbibliothek. Passend zum anstehenden Hochfest Ostern zeigt die Regula Benedicti derzeit die Passage über das Osterfest.
Die Handschrift kann zusammen mit der Sonderausstellung im Augsburger Diözesanmuseum, Kornhausgasse 3-5, besucht werden. Extra geöffnet ist das Museum am Ostermontag und zu den üblichen Öffnungszeiten: Dienstag bis Samstag von 10 bis 17 Uhr, an Sonn- und Feiertagen von 12 bis 18 Uhr (von Karfreitag bis Ostersonntag ist das Museum geschlossen).
Gedanken zu Ostern aus der Sicht eines Benediktiners:
von Abt Theodor Hausmann OSB, St. Stephan Augsburg
Ostern ist das einzige Fest, das in der Benediktsregel ausdrücklich erwähnt wird. In seiner Mönchsregel gibt Benedikt von Nursia im 49. Kapitel die Weisung : „...mit geistlicher Sehnsucht und Freude erwarte er das Osterfest.“
Benedikt versteht die Sehnsucht und Freude freilich nicht einfach als Warten auf einen Festtermin im Jahr, wie sich Kinder und Jugendliche auf die Osterferien, Erwachsene auf den lang ersehnten Osterurlaub freuen. Er bleibt nicht beim fröhlichen Osterfrühstück, bei der Eiersuche im Garten und beim Osterhasen stehen, sondern lenkt unseren Blick durch diese liebenswerten Bräuche hindurch auf eine wichtige Erfahrung. Christen, Mönche dürfen mit allem körperlichen und geistigen Einsatz auf dieses Fest zulaufen.
Der Hl. Benedikt weiß darum: wollen wir Menschen gut leben, dann brauchen wir eine Sehnsucht, etwas, worauf wir uns freuen können. Wir Menschen brauchen die Sehnsucht, die uns über unseren Alltag hinaus trägt, die vielfältigen Anstrengungen lohnt – und immer mehr ist als Belohnung der Summe unserer Bemühungen.
Das markanteste Label des Christentums ist das Kreuz. Es präsentiert im Bild des hingerichteten Christus öffentlich unübersehbar die Gewaltstrukturen dieser Welt im Kleinen wie im Großen. Der Gekreuzigte wird zum Symbol der Opfer aller lebensfeindlichen Mächte. Er provoziert die Frage: Soll diese Gewalt das letzte Wort haben? Können wir Menschen davor nur resignieren? Gewöhnen wir uns daran und kultivieren wir gar den Skandal? Oder wird uns das Kreuz tatsächlich zu einem Skandal in der ursprünglichen Bedeutung des griechischen Wortes, zum Fallstrick, der uns aus Denkbahnen und Handlungsschemen wirft?
Der Anstoß, den Christen durch die öffentliche Debatte um das Kreuz erhalten, birgt ein Chance zur Präzisierung unserer Botschaft: Das Kreuz ist in dem Maß Label des Christentums, in dem es auf den Auferstandenen vorausweist. Christliches Leben erschöpft sich nicht in Verzicht und Leiden, sondern ist leidenschaftlich auf ein Leben ausgerichtet, in dem uns eine Lebensfreude bestimmt, die darum weiß, dass wir alles Wesentliche nicht durch unsere Anstrengung erleisten können, es wird uns umsonst geschenkt.
Darüber lässt sich schreiben und reden, aber wie lebt man das? Eine Erzählung, die das Leben des hl. Benedikt deutet, spricht davon. Benedikt ist völlig in sich verschlossen, in guter Absicht zwar, aber er dreht sich im Kreis um sich selbst, seine Pläne und sein Unvermögen, seine Hoffnungen und Ängste, seine Anstrengungen und sein Scheitern. Er weiß nicht einmal mehr, dass jetzt Ostern gefeiert wird. Da schickt ihm Gott einen Boten. Sie finden in beglückendem Gespräch zueinander und halten miteinander Mahl. Es geht dabei nicht nur ums Reden, sondern um das unbeschreibliche Gefühl verstanden zu werden. Es geht nicht um das Sattwerden, sondern um die Erfahrung reinen Lebensgenusses, der unsere Sehnsucht still und zugleich neu entfacht.
Das österliche Leben, von dem die Christen erzählen, ist Theorie - und immer zugleich Praxis in aller menschlichen Vorläufigkeit.
Es ist nicht an einen bestimmten Festtermin gebunden. Es ereignet sich überall und zu jeder Zeit, wo Menschen aus dem Kreisen um sich selbst frei werden, den österlichen Durchblick wagen und dankbar zustimmen: „Gewiss, es ist Ostern, denn ich durfte dich sehen!“ (Der Osterbote, aus: Gregor des Großen, Leben und Werke des Hl. Benedikt)