"Ein Kreuz mit dem Kreuz"
Bischof Dr. Bertram Meier hat am Dienstag, 16. März, im Rahmen der Fastenwallfahrtstage in der Wallfahrtskirche Maria Hilf in Speiden einen Pontifikalgottesdienst gefeiert. In seiner Predigt sprach er über die Einstellung gegenüber dem Kreuz als Symbol und Lebensrealität als eine der Grundfragen des christlichen Glaubens.
„Die Gretchenfrage in Goethes Faust findet in einer christlichen Gemeinde eine bemerkenswerte Wende. Sie lautet: ,Wie hältst du’s mit dem Kreuz?‘“, eröffnete der Bischof seine Predigt. Das Kreuz sei als Zeichen in unserer Kultur allgegenwärtig: Zu Beginn eines jeden Gottesdienstes, in Redensarten, an Straßen und Feldwegen, als Wandschmuck oder auch als Orden an der Brust.
Im Gegensatz dazu stehe aber die Kreuzigung als historische Realität: „Brutales Hinrichtungsgerät statt harmlos schönes Schmuckstück, Schandpranger statt Heilszeichen. Deshalb ist es ein Kreuz mit dem Kreuz“, betonte Bischof Bertram. Des Menschen Versuchung liege darin, die Balken des Kreuzes Jesu in ein wertvolles Schmuckstück zu gießen, das bewundert werden solle anstatt auf seine letzte und ernste Bedeutung hinzuweisen. Doch sei das Kreuz Mitte und Kern des Christentums und nicht bloßes Accessoire, sagte er und zitierte aus den Beschlüssen der Würzburger Synode, die schon in den Siebzigerjahren die Gefahr eines Wandels von der „Kreuzreligion zur Wohlstandsreligion“ sah.
Die Gnadenstätte und Wallfahrtskirche Maria Hilf in Speiden (Pfarreiengemeinschaft Seeg) geht auf eine Kapelle zurück, die während des Dreißigjährigen Kriegs errichtet wurde und aufgrund der rasch einsetzenden Wallfahrt dorthin bereits 1678 durch die heute noch bestehende Kirche ersetzt wurde.