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Wichtiges
Crescentia-Pilgerweg

Eine Spur der göttlichen Zuwendung

18.05.2023

Seit zwei Jahrzehnten lädt der Crescentia-Pilgerweg Menschen zum Wallfahren auf Etappen im Ost- und Unterallgäu ein. Zur Feier seines 20-jährigen Bestehens hat Bischof Dr. Bertram Meier am Hochfest Christi Himmelfahrt ein Pontifikalamt im Hofgarten des Kaufbeurer Crescentiaklosters gefeiert. Neben den Schwestern feierten auch Pilger/-innen den Gottesdienst mit. Seit den frühen Morgenstunden waren sie auf einer Etappe des Weges in Zielrichtung Kaufbeuren unterwegs. Dort wurden sie von Bischof Bertram sowie Vertreter/-innen der Politik auf den letzten Metern in Empfang genommen.       

„Erst vor zwei Jahren haben wir 20 Jahre Heiligsprechung im Crescentiakloster gefeiert. Nun dürfen wir auch das 20-jährige Bestehen des Crescentia-Pilgerwegs begehen“, freute sich Bischof Bertram in seiner Predigt über die Feier des Jubiläums an diesem Himmelfahrtstag. „Mit ihm haben Sie, liebe Schwestern, zusammen mit der Stadt Kaufbeuren und vielen Helfern und Förderinnen einer wunderbaren Idee Raum und Gestalt gegeben! Gott allein weiß, wie viele schon diesen Weg in den Fußspuren der Heiligen gelaufen oder mit dem Rad gefahren sind: das Herz schwer von Sorgen, unsicher und ängstlich in die Zukunft blickend und doch auf die Fürsprache der heiligen Crescentia vertrauend.“ Bestimmt seien die allermeisten gestärkt und getröstet nach Hause gegangen, weil sie durch ein Wort, eine Begegnung oder auch einfach durch die Erfahrung der Schöpfung und des weiten Himmels über sich Wegweisung für ihr Leben erhalten hätten. „Mit diesem geführten Rundweg haben Sie, liebe Schwestern, vor 20 Jahren der Landschaft eine Spur der göttlichen Zuwendung zu uns Menschen eingeprägt“, wandte sich Bischof Bertram an die Festgemeinde.    

Auch die hl. Crescentia sei eine Frau gewesen, die oft zu Fuß unterwegs gewesen sei: Freundschaften pflegend und neue anknüpfend, eine Frau, die mit Jesus als Ruheort viel in Bewegung gebracht habe. „Bewegung und Ruhe, geschwisterliche Gemeinsamkeit und Zweisamkeit bei Gott – zwischen diesen Polen spielte sich das Leben der Heiligen von Kaufbeuren ab“, so Bischof Bertram zur Lebenspraxis Crescentias, die er beispielhaft nannte. „Auch unser Leben braucht den gesunden Wechsel von actio und contemplatio, wenn es wachsen und reifen will.“ In heutiger Zeit bestehe jedoch oft die Gefahr, das Gleichgewicht in Richtung Actio zu verschieben: „Bis heute werden Menschen auch in unseren Reihen vorrangig nach dem beurteilt, was und wieviel sie arbeiten. Viele alt gewordene, ja hochbetagte Menschen schämen sich fast dafür, dass sie mit der Geschwindigkeit ihrer Umgebung nicht mehr mithalten können. Gerade die Klöster, die geistlichen Gemeinschaften sollten hier gegensteuern“, betonte Bischof Bertram.

„Glaube erweist sich in unerschütterlichem Gottvertrauen und in der Hoffnung wider alle Hoffnung. Dafür ist die hl. Crescentia ein beredtes Beispiel“, erinnerte er an das Zeugnis der Webertochter Anna Höß, ehemaligen Schwester und Oberin des Klosters. „Wir sind davon überzeugt: Wie sie zu Lebzeiten die Nöte der Menschen mit großer Empathie erkannte und alles tat, um rasch und dauerhafte Abhilfe zu schaffen, so ist sie seit bald drei Jahrhunderten unsere Fürsprecherin im Himmel.“ Ihr irdischer Lebensweg sei gepflastert gewesen von Armut, Krankheit, Ablehnung und Schikane, aber davon habe sie sich nicht entmutigen lassen. Stattdessen habe sie ihre ganze Kraft da eingesetzt, „wo sie Vertrauen und Hoffnung aussäen konnte, weil sie Jesus zum Vorbild genommen hatte und wusste, dass Gottes Liebe immer noch größer ist als alles Leid.“

Mit einem viertägigen Jubiläums-Pilgern wird das 20-jährige Bestehen des Weges in den kommenden Tagen noch weiter gefeiert werden. So werden Wallfahrerinnen und Wallfahrer in eintägigen Pilgerwanderungen auf verschiedenen Strecken des rund 90 Kilometer langen Weges unterwegs sein. Auch von geistlicher Seite werden sie dabei begleitet. Neben Schwestern des Crescentiaklosters werden Pfarrerin Dorothée Stürzbecher-Schalück von der evangelischen Gemeinde in Kaufbeuren sowie Pfarrer Holger Laske von den Altkatholiken auf einzelnen Etappen dabei sein. Seinen feierlichen Abschluss findet das Jubiläum am Sonntag mit einer Wallfahrt von Mindelheim nach Kaufbeuren unter Begleitung von Pfarrer Bernhard Waltner. Er wird auch dem abschließenden Gottesdienst im Kloster vorstehen.  

Der Crescentia-Pilgerweg ist rund 90 Kilometer lang und führt als Rundweg von Kaufbeuren über Mindelheim und Ottobeuren wieder zum Ausgangspunkt zurück. Die Wegführung orientiert sich an einer Strecke, die die hl. Crescentia in ihrer Zeit als Ordensschwester in Kaufbeuren zurückgelegt haben soll. Auch die Ortschaften, die die Wegstrecke flankieren, sollen in ihrem Leben eine wichtige Rolle gespielt haben. 

Die hl. Crescentia wurde im Jahr 1682 als Webertochter Anna Höß in Kaufbeuren geboren. Als Ordensschwester und spätere Oberin des Kaufbeurer Klosters der Franziskanerinnen wurde sie für viele Menschen zu einer hilfreichen Begleiterin und Trösterin. Viele Menschen aus nah und fern kamen, um ihren Rat einzuholen. Auch mit vielen bedeutenden Persönlichkeiten ihrer Zeit stand sie in Kontakt. Ihr wirtschaftlicher Sachverstand sicherte dem Kloster darüber hinaus dessen materielle Existenz für lange Zeit.

Unmittelbar nach ihrem Tod setzte die Wallfahrt zu ihrem Grab in der Kaufbeurer Klosterkirche ein und machte die Stadt zu einem geistlichen Zentrum Bayerisch-Schwabens. 1900 seliggesprochen, erfolgte ihre Heiligsprechung im Jahr 2001 durch Papst Johannes Paul II..