"Es ist Zeit zum Brückenbauen"
Im Rahmen seiner Polenreise hat Bischof Bertram auch Częstochowa (Tschenstochau) besucht. Auf Einladung von Erzbischof Wacław Tomasz Depo sowie des dortigen Paulinerkonventes feierte er ein Pontifikalamt in dem Marienwallfahrtsort mit. In seiner Ansprache betonte der Bischof die große Bedeutung der Madonna von Tschenstochau in der polnischen Geschichte.
Zuvor hatte Bischof Bertram zusammen mit dem Krakauer Erzbischof Marek Jędraszewski die zahlreichen Pilgergruppen im Empfang genommen, die meist zu Fuß vom 6. bis 11. August aus verschiedenen Pfarreien zur Schwarzen Madonna unterwegs gewesen waren. In einem geistlichen Wort erinnerte Bischof Bertram die rund 10.000 vorwiegend jungen Wallfahrerinnen und Wallfahrer an die große Rolle, die Maria in der Heilsgeschichte gespielt habe. Sie sei „Reparatrix“: Maria habe geholfen, die Beziehung zwischen Himmel und Erde, Gott und Mensch wieder in Ordnung zu bringen. „Auch heute ist vieles kaputt: der Frieden in Europa, Freundschaften und Ehen, Vertrauen und Glaube. Es ist Zeit zum Brückenbauen", so der Bischof.
Im Blick auf Maria schöpften die Menschen Trost und Mut: „Maria repariert, was in die Brüche gegangen ist. Gerade das polnische Volk kann davon eine Hoffnungsgeschichte erzählen: Als es am Boden lag und Polen von der Landkarte gestrichen werden sollte, hat es auf die Schwarze Madonna geschaut.“ Maria habe die Polen immer wieder neu aufstehen lassen. Bischof Bertram erinnerte an den hl. Papst Johannes Paul II., der ihm ein Lehrer in der Marienfrömmigkeit geworden sei. Angesichts des Ukrainekrieges rief der Bischof den jungen Menschen in einem leidenschaftlichen Appell zu: „In Euren Händen liegt die Zukunft Europas. Es gibt nur ein Europa. Jetzt droht Europa wieder in Blöcke zu zerfallen. Schwarze Madonna, repariere, was zerbrochen ist und lass Frieden werden.“
Die Schwarze Madonna von Tschenstochau wurde der Legende nach vom heiligen Evangelisten Lukas gemalt und befindet sich seit dem 14. Jahrhundert in Polen, wo es von Konstantinopel aus als Geschenk angekommen sein soll. Im Rahmen der Hussitenkriege des 15. Jahrhunderts wurde das Bild durch mehrere Schwerthiebe schwer beschädigt. Die Marienikone im Paulinerkloster Jasna Góra gilt als eines der bedeutendsten Symbole polnischer christlicher Tradition und Identität und wird jährlich von mehreren Millionen Menschen besucht.