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Wichtiges
Porträt

Für andere Menschen da sein - Jubilar Georg Beis blickt auf 65 Jahre im priesterlichen Dienst zurück

21.05.2015

Es ist Anfang des Jahres 1961, als Bischof Joseph Freundorfer den damals 37-jährigen Unterthingauer Pfarrer Georg Beis zu sich nach Augsburg ruft. Beis ahnt nicht, dass ihn Post aus Rom im Bischofshaus erwarten sollte. „Rektor der Pfarrkirche am Ort genannt Göggingen“ steht auf der handgeschriebenen päpstlichen Ernennungsurkunde, die der Bischof ihm damals überreichte.

Da Beis Vorgänger als Pfarrer im damaligen Augsburger Vorort einen päpstlichen Ehrentitel trug, besaß der Papst auf diese Pfarrei das Ernennungsrecht. Und er rief Pfarrer Beis auf diese Stelle. Das dritte Jahr des Pontifikats Papst Johannes XXIII. war auch das dritte Jahr von Georg Beis als Pfarrer im Ostallgäu. „Für mich bleiben diese drei Jahre bis heute die schönste Zeit meines Lebens“, so der Apostolische Protonotar, der am heutigen Tag ebenso wie seine beiden Mitbrüder Weihbischof Max Ziegelbauer und Alwin Holdenrieder auf 65 Priesterjahre zurückblickt.

Dabei stand seine erste Pfarrstelle von Beginn an unter keinem guten Stern. Bischof Freundorfer, der ihn am 21. Mai 1950 in der Dillinger Studienkirche zum Priester weihte, ließ den Kaplan wissen, dass er mit seiner Bewerbung nicht einverstanden sei. Warum, das weiß Beis bis heute nicht. Der Bischof legte ihm dennoch keine Steine in den Weg und ließ den gebürtigen Bad Heilbrunner ziehen. In Unterthingau traf der junge Pfarrer dann auf „unwahrscheinlich viele begeisterte Jugendliche“. Mit diesen unternahm er unter anderem zahlreiche Wallfahrten und nahm seinen Bischof beim Wort. War er es doch, der ihm und seinen Mitbrüdern bei der Weihe mit auf den Weg gab, „besonders für die Jugend da zu sein“. Ein Satz, den er zeitlebens beherzigte.

Für andere Menschen da zu sein, das sei ihm in seinem Priesterleben immer das wichtigste gewesen, sagt der 91-Jährige genauso selbstverständlich, wie er heute noch jeden Sonntagvormittag unweit der Augsburger Puppenkiste in der kleinen Kirche St. Margaret die Heilige Messe feiert. Auch wenn seine Beine nicht mehr so wollen, wie er gerne möchte: „Die Eucharistie als Zeichen der Treue und Hingabe Gottes“ sei für ihn über all die Jahrzehnte Herzensthema geblieben – ob als Kaplan in Gersthofen, als Stadtprediger in Günzburg oder auf den Pfarrstellen in Unterthingau und Göggingen sowie in seinen mehr als 25 Jahren als Dompfarrer in Augsburg.

Jede einzelne seiner Stellen sei geprägt gewesen von „vielen reichen Begegnungen“ und guten Freunden, die ihn auf seinem Weg bestärkt hätten. Und überall habe er profitiert von den Laien – gleich welchen Alters, gleich welcher Bildungsschicht, gleich welcher Konfession. Und gerade deshalb ist es ihm wichtig zu betonen: „Die Theologie in den Kinderköpfen ist häufig näher an den Menschen als hochintellektuelle Sätze“. Denn letztere halfen damals schon dem jungen Seminaristen und CAJ-Mitglied Beis nicht weiter, als er und die anderen Mitglieder seiner Gruppe Gespräche mit den Arbeiterinnen und Arbeitern des Landmaschinenfabrik Ködel und Böhm aus Lauingen über deren Sorgen und Nöte führten. Dann rückte zumeist die oft schwierige soziale und familiäre Situation der Nachkriegszeit in den Vordergrund.

In den schwierigen Phasen seines Lebens gab ihm sein Glaube Halt, dass „Gott derjenige ist, der uns führt“. Er begleitete den frischgebackenen Abiturienten 1942 als Gebirgsjäger von Garmisch nach Russland und zurück ins Lazarett nach Niederbayern bis zum Kriegsende, das er in kurzer amerikanischer Gefangenschaft auf dem Flugplatz in Fürstenfeldbruck erlebte. Seine Entscheidung, Priester zu werden, hatte er damals schon getroffen. Bereits während des sogenannten Genesungsurlaubs im Sommer 1944 bat der ehemalige Schüler des Bischöflichen Knabenseminars St. Ulrich in Dillingen beim damaligen Regens des Priesterseminars um die Zulassung zum Theologiestudium. Von da an bekam er wie die anderen Alumnen auch die regelmäßigen Rundbriefe zugeschickt. Im Herbst 1945 begann für ihn dann in vertrauter Umgebung das Studium. Da die Amerikaner das eigentliche Priesterseminar – die heutige Akademie für Lehrerfortbildung - zur Entbindungsstation machten, drückte er übergangsweise wieder im Knabenseminar St. Ulrich die „Schulbank“.

Keine fünf Jahre dauerte diese zweite längere Ausbildungs-Etappe von Georg Beis in Dillingen. Keine fünf Jahre, bis er sich seinen Primizspruch aus dem Kolosserbrief für das Primizbild auswählte. Inzwischen sind es schon 13 mal fünf Jahre geworden, seitdem er der Kirche Diener geworden ist, da Gott ihm für uns das Amt verlieh, das Wort Gottes überallhin zu verkündigen, das Geheimnis Christus in uns (vgl. Kol 1,23). Und dieses Leitmotiv lebt er als Seelsorger bis heute.

Nicolas Schnall