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Wichtiges
Polnische-Katholische Mission

Gemeinsam in der Gesellschaft wirken

07.12.2025

Seit dreißig Jahren feiert die Polnische Katholische Mission in Augsburg ihre Gottesdienste in der damals neu errichteten Kirche Zur Göttlichen Barmherzigkeit. Zu diesem Anlass besuchte Bischof Bertram die lebendige polnische Gemeinde im Augsburger Stadtteil Hammerschmiede und dankte den Menschen für ihre Bereicherung des kirchlichen Lebens vor Ort.

Nördlingen, Günzburg, Donauwörth - schon ein Blick auf die Autokennzeichen des Kirchenparkplatzes genügte, um festzustellen, dass diese von außen eher unscheinbare Kirche in der Hammerschmiede den Menschen von großer Bedeutung ist und für das polnisch-deutsche Leben im Bistumsnorden eine wichtige Rolle spielt. Entsprechend herzlich begrüßt wurde Bischof Bertram dann auch von der teils weit angereisten versammelten Gemeinde, der er auf deutsch vom göttlichen Geschenk des Friedens predigte: „Es beginnt unscheinbar, ein kleiner Trieb tut sich hervor. Aber dieser neue Trieb wird wachsen, stark werden, Frucht bringen und zum Zeichen der Gerechtigkeit für alle Völker werden. Es ist der Geist Gottes, der solche Wunder vollbringt. Es ist der Geist, der heilt und tröstet, der Versöhnung bringt und Frieden schafft.“

Bischof Bertram bei der Predigt.

Bischof Bertram bei der Predigt.

Diese in der Bibel formulierte Vision des Friedens und der Einheit sei sicherlich auch eschatologisch zu verstehen: „Lamm und Löwe werden in dieser Welt nie zu Freunden werden. Selbst dann, wenn Völker Frieden schließen, ist es ein langer Weg, bis Verletzungen und Wunden heilen, die einmal gerissen wurden.“ Dennoch müssten Versöhnung und Frieden für Christen immer das höchste Gut sein, um das es sich im göttlichen Auftrag zu bemühen gelte. Dies bedeute zum Beispiel, sich der „Logik einer Welt, die nur die Macht des Stärkeren anerkennt“, zu entziehen und immer wieder Kurskorrekturen auch bei sich selbst einzufordern.

Ein besonderes historisches Beispiel für dieses Bemühen um den Frieden in einer unfriedlichen Welt sei der Briefwechsel zwischen den deutschen und polnischen Bischöfen, der 1965 vor genau sechzig Jahren stattgefunden habe. Damals hätten die polnischen Kirchenvertreter an ihre deutschen Amtsbrüder mit den bedeutenden Worten „Wir gewährend Vergebung und bitten um Vergebung“ gewandt – nur zwei Jahrzehnte nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, in dem Polen entsetzlich unter der deutschen Gewaltherrschaft hatte leiden müssen und nach dem Millionen von Deutsche aus dem neugegründeten polnischen Staat vertrieben wurden, und mitten in den Systemkonflikt des Kalten Krieges hinein. Freilich wurde selbst diese Geste nicht von allen Gläubigen sofort mitgetragen: „Schuld und Traumata wogen schwer. Aber im Rückblick dürfen wir auf viele Früchte blicken, die aus diesem Trieb erwachsen sind. Es sind Projekte, die der Aufarbeitung, der Verständigung und Versöhnung unserer Völker dienen.“

Der Pfarrer der polnisch-katholischen Gemeinde in Augsburg Stanislaw Gregorczyk.

Der Pfarrer der polnisch-katholischen Gemeinde in Augsburg Stanislaw Gregorczyk.

Dieses gemeinsame Ringen und Frieden und Versöhnung werde auch heute noch aktiv fortgeführt, betonte der Bischof abschließend in seiner Predigt. Neben der deutsch-polnischen Kontaktgruppe der Bischofskonferenzen, die bis heute fortbestehe und die auf deutscher Seite von Bischof Bertram geführt werde, sei hierbei auch das dichte Netz an polnisch-katholischen Missionen in Deutschland zu nennen, die in dieser Form seit 50 Jahren bestünden und seit 1989 auch in Augsburg dem polnisch geprägten Katholizismus eine Heimat böten. 1995 erfolgte dann der Bau der Kirche Zur Göttlichen Barmherzigkeit: „Als Gemeinde sind Sie lebendiger Beweis dafür, dass Miteinander¬leben gelingt und dass kulturelle Verständigung möglich ist.“ Die Kirche stünde sowohl in Polen als auch in Deutschland heute vor der großen Herausforderung einer zunehmend säkularen und areligiösen Gesellschaft, in der das Engagement für die Evangelisierung wichtiger sei denn je: „Im Vertrauen auf Gott dürfen wir es angehen. Er gießt seinen Geist durch die Geschichte hindurch aus; von unserer Seite braucht es die Bereitschaft, generationen- und kulturübergreifend zusammenzuwirken. Vergelt‘s Gott und seinen Segen für alles, was Sie dazu beitragen.“

Die Seelsorge für in Deutschland lebende Polen kann auf eine lange Tradition zurückblicken. Bereits im Kaiserreich wurde entsprechende Stellen geschaffen, und nach dem Zweiten Weltkrieg bestand in den Gebieten der späteren Bundesrepublik zunächst sogar ein eigenes Personalordinariat für sie. Seit 1975 wurden die polnischen Missionen neu organisiert und den deutschen Diözesanbischöfen unterstellt. 1989 wurde eine eigene Missionsgemeinde in Augsburg eingerichtet; sie wird seit zehn Jahren von Pfarrer Stanislaw Gregorczyk geleitet. Die Polnische Mission Augsburg hat sich zum Auftrag gemacht, die polnische Sprache und Kultur sowie die Verbindung zur polnischen Heimat auch in der Diaspora aufrechtzuerhalten und bietet in Verbindung mit dem 2011/12 gegründeten Christlichen Zentrum zur Förderung der Polnischen Sprache, Kultur und Tradition in Augsburg e.V. auch in Deutschland geborenen und aufgewachsenen Kindern die Möglichkeit, die Sprache der Eltern- und Großelterngeneration zu erlernen und zu behalten.