„Gemeinschaft mit Gleichgesinnten“
Fast vierhundert Mesnerinnen und Mesner sind diesen Mittwoch in Mindelheim zusammengekommen, um beim jährlichen Diözesantag des Augsburger Bistumsverbands Kontakte zu pflegen und sich inhaltlich fortzubilden. Im Mittelpunkt stand dabei heuer besonders das Festjahr um den heiligen Ulrich, über dessen Vita Domkapitular Dr. Thomas Groll referierte.
So kräftig dürfte der Gesang in einer katholischen Kirche kaum noch zu vernehmen sein, wie er am Buß- und Bettag, dem klassischen „Mesnerdiözesantag“, beim Festgottesdienst in der Stadtpfarrkirche St. Stephan in Mindelheim zu hören war. Die heilige Cäcilia, Patronin der Kirchenmusik, deren Festtag auf diesen Tag fiel, dürfte sich daran gefreut haben. 377 Mesnerinnen und Mesner aus dem ganzen Bistum waren zusammengekommen, um miteinander Gottesdienst zu feiern und anschließend im Mindelheimer Forum zusammen zu sein, sich über das Leben im Mesnerverband, der seit 115 Jahren existiert, zu informieren und sich auch geistlich fortzubilden.
Laut Klaus Probst, Diözesanleiter des Mesnerverbands, wirken im Bistum derzeit rund 2200 Mesnerinnen und Mesner, die meisten in Teilzeit, hauptberuflich tun diesen Dienst 200. „Dieser Diözesantag soll das Zusammengehörigkeitsgefühl stärken“, so Klaus Probst. Neben dem Festgottesdienst sei es gute Tradition, dass an diesem Tag auch ein inhaltlicher Schwerpunkt gesetzt werde. Am Nachmittag referierte der Bistumshistoriker Domkapitular Thomas Groll, Vorsitzender des St.-Ulrich-Komitees, anlässlich des Ulrichsjubiläums zum Thema „Bischof Ulrich von Augsburg: mutig-sozial-europäisch“. Ein Aspekt aus der Vita, dem Wirken und der Verehrung des Heiligen Ulrich, dürfte den Mesnerinnen und Mesnern besonders aufgefallen sein: die Größe der byzantinischen Seidenkasel des Hl. Ulrich aus dem 10. Jahrhundert – mit 1,65 Zentimetern Länge. Als Mesner und Mesnerinnen, die mit liturgischen Gewändern ja zu tun haben, könnten diese leicht abschätzen, so Thomas Groll, dass Bischof Ulrich ein sehr hochgewachsener Mann gewesen sein muss.
Der Beruf eines Mesners oder einer Mesnerin ist ein sehr anspruchsvoller Beruf. Dies wurde besonders deutlich im Bericht von Klaus Probst über das Geschehen im Mesnerverband. Ganz hohen Stellenwert habe die Aus-, Fort- und Weiterbildung der Mesner. So wird zweimal jährlich ein viertägiger Kurs für Neumesner angeboten. Darüber hinaus sind hauptamtliche Mesner verpflichtet zum dreiwöchigen Grundkurs an der Überdiözesanen Mesnerschule in Freising, wo sie die Grundlagen ihres vielfältigen Berufs erlernen – beim Umgang mit liturgischen Geräten und Büchern angefangen über die Pflege von Paramenten, die Gestaltung von Blumenschmuck bis hin zu Kenntnissen in Liturgie und der Bibel. 2023 haben sieben hauptamtliche Mesner/innen aus dem Bistum Augsburg den überdiözesanen Grundkurs in Freising absolviert. Im Augsburger Bistum gibt es mit zwei Auszubildenden im Mesnerberuf – in Dillingen und in Kempten - eine Besonderheit. „Wir legen sehr großen Wert auf Qualifikation“, versichert Klaus Probst.
Einmal keine Verantwortung tragen müssen, einfach im Gottesdienst dabei sein, mitsingen, mitbeten zu dürfen, diese Freude war beim Festgottesdienst in St. Stephan zu spüren. Mesnerpräses Domkapitular Harald Heinrich ermutigte in seiner Predigt, ausgehend vom Gleichnis mit den fünf klugen und den fünf törichten Jungfrauen, die Mesnerinnen und Mesner: „Lasst euer Licht brennen, nehmt Eure Lampen mit!“ Der Kirche heute, so der Eindruck Harald Heinrichs, sei kraftlos geworden: „Das Öl ist uns ausgegangen – wir schleppen viele leere Lampen herum.“ Die Nacht aber solle nicht Besitz über uns ergreifen, das Evangelium schenke die Lampen und das Öl.
Viel Licht, viel Freude war bei dieser Begegnung der Mesner und Mesnerinnen zu spüren. Maria Frommel, Mesnerin in Hiltenfingen, schätzte die „Gemeinschaft mit Gleichgesinnten“, die sie an diesem Tag erleben durfte, und den „wunderschönen Gottesdienst“. „Zusammenkommen, neue Kontakte knüpfen, Bekannten wieder begegnen und auch die Verbandsleitung erleben“, das war für Sabine Wiedemann, Mesnerin in Horgau, der Gewinn dieses Tages. Und Anton Holzmüller, Mesner in St. Ulrich und Afra, Augsburg, brachte seine Freude am Mesnertag ganz einfach auf den Punkt: „Mit den Kollegen zusammenkommen, nichts tun müssen, einfach dabei hocken, mal für nichts verantwortlich sein.“
Text: Gerlinde Knoller