MARTIN I.

Lebensdaten: geboren um 600 in Todi (Umbrien), gestorben am 15. September 655 in Chersones auf der Krim (Ukraine)
Lebensgeschichte: Martin war Diakon und päpstlicher Gesandter am Kaiserhof in Konstantinopel, als er 649 zum Bischof von Rom erwählt wurde – seine Weihe erfolgte ohne die übliche Zustimmung des Kaisers und seines weströmischen Beauftragten, des Exarchen von Ravenna. Weil sich Papst Martin gemeinsam mit Maximus dem Bekenner über das kaiserliche Diskussionsverbot hinwegsetzte und auf der Lateransynode von 649 den vom Herrscher verfügten Irrglauben des Monotheletismus – Jesus Christus hätte trotz der in seiner Person vereinten menschlichen und göttlichen Naturen nur einen einzigen, nämlich göttlichen Willen gehabt – verurteilen ließ, betrieb Kaiser Konstans II. seine Absetzung, konnte sie aber wegen des Widerstands der Bevölkerung nicht erreichen. Zudem ergriff Exarch Olympios von Ravenna Partei gegen den Kaiser und stellte dessen Autorität in Frage.
653 ließ der neue Exarch Theodor Calliopas Papst Martin von byzantinischen Soldaten festnehmen und nach Konstantinopel bringen, wo er in so schlechtem Zustand ankam, dass man ihn von Bord tragen musste. Während seines Prozesses vor dem Senat hatte er trotz seiner Schwäche aufrecht zu stehen, gehalten von zwei Soldaten. Die Anklage lautete auf Hochverrat und klammerte alle dogmatischen Fragen aus. Martin wurde im Gerichtssaal geschlagen, seiner priesterlichen Gewänder entkleidet und praktisch nackt verurteilt – unter den Augen des Kaisers, der heimlich zusah.
Patriarch Pyrrhos von Konstantinopel, dessen Zweifel am Monotheletismus kurz vor seinem eigenen Tod gewachsen waren, erwirkte beim Kaiser die Umwandlung des Todesurteils durch Vierteilen in eine lebenslängliche Verbannung, die Martin 654 nach Chersones auf die Halbinsel Krim brachte. Dort führten die strengen Haftbedingungen zu seinem baldigen Tod.
Verehrung: Martin wurde von seinen Parteigängern in der Marienkirche vor den Toren der heute untergegangenen Stadt Chersones beigesetzt. Von diesen stammt auch die zeitnah erstellte