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Dekanatsratssatzung am Freitag beschlossen – „BeGEISTert engagiert“ Thematischer Teil am Samstag

Herbst-Vollversammlung des Diözesanrates

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11.11.2013

 

Dekanatsratssatzung beschlossen

Entscheidende Weichenstellungen lieferte die Herbst-Vollversammlung des Diözesanrates. Mit dem Beschluss der neuen Satzung für die Dekanatsräte dürfte die mehr als ein Jahr währende Zeit, in der sich das höchste Laiengremium der Katholiken im Bistum vorwiegend mit Satzungsfragen befasste, endgültig vorbei sein. Damit ist nicht nur die Bistumsreform pünktlich zum Beginn der Vorbereitung auf die Pfarrgemeinderatswahlen (bitte lesen: https://bistum-augsburg.de/index.php/bistum/Pfarrgemeinderatswahl-2014/PGR-Wahl-2014/Grusswort) auch in den Laiengremien verankert, sondern auch der Weg frei gemacht für die eigentliche Aufgabe des Diözesanrates, „den Weltauftrag der Getauften und Gefirmten in eigener Verantwortung wahrzunehmen“.

Mangold: Das Zeugnis entscheidet

Wie immer ließ Helmut Mangold in seinem Bericht die Ereignisse des letzten halben Jahres Revue passieren, sofern sie für den Diözesanrat von Interesse sein könnten. Papst Franziskus nannte der Vorsitzende des Diözesanrates eine „charismatische Persönlichkeit“, die auch „kritischen jungen Menschen (...) neue Begeisterung für die Kirche“ verschaffe. Daraus zog er den Schluss: „Die Qualität des persönlichen Zeugnisses ist entscheidend. Das betrifft natürlich nicht nur den Papst, sondern alle Kleriker und auch uns Laien.“
Die Kirche in Deutschland hingegen sieht Mangold so wie Alois Glück, Vorsitzender des ZdK, in der Vertrauenskrise, ausgelöst durch die Vorgänge um den Bischof von Limburg. Dabei spielten Baukosten nicht die entscheidende Rolle, sondern der Mangel an Transparenz und ehrlicher Kommunikation. „Warum wohl gelingt es unserer Kirche nicht, in finanziellen Dingen totale Öffentlichkeit zu pflegen?“
Auf dem Weg zur Offenheit sieht Helmut Mangold jedenfalls den Umgang der Deutschen Bischofskonferenz mit den Missbrauchsfällen der Vergangenheit, da die Aufarbeitung durch eine Studie fortgeführt werden soll.
Aus der Arbeit des Diözesanrats erwähnte der Diözesanratsvorsitzende, dass eine Arbeitsgruppe unter der Leitung von Weihbischof Florian Wörner eine Powerpoint-Präsentation zu den Satzungen verabschiedet habe, die demnächst im Internet allen Interessenten zur Verfügung stehen werde.

Schneider: Überraschender Rückzug

Sowohl mit dieser Präsentation als auch mit der Arbeit an den Satzungen selbst verbinden die Diözesanratsmitglieder den Namen von Maria Schneider, die auf der Vollversammlung überraschend ihren Rückzug aus dem Gremium bekannt gab. Die Religionslehrerin aus Klosterlechfeld hatte 1986 mit ihrem Engagement im Diözesanrat begonnen und war seit 1994 stellvertretende Vorsitzende gewesen. Sie hatte in mehreren Sachausschüssen mitgearbeitet und ab 2011 den Sachausschuss „Pastorale Fragen“ geleitet. Gesundheitliche und berufliche Gründe führte Schneider nun dafür, dass sie darum bat (sie war berufenes Mitglied), von ihren Aufgaben entpflichtet zu werden. Die Mitglieder dankten ihr mit Applaus und Blumen für ihr außerordentliches Engagement. Auch Helmut Mangolds Wirken erfuhr eine kurze Würdigung, nachdem er Anfang Oktober seinen 75. Geburtstag gefeiert hatte. Die nachträglich Gratulierenden erinnerten daran, dass ihr Vorsitzender seit 1971 nicht nur Mitglied des Pfarrgemeinderates von Aufheim (dessen Vorsitz er bis 2006 innehatte), sondern Vorsitzender des Dekanatsrats Neu-Ulm ist. 1982 wurde er Mitglied des Diözesanrates und Mitglied des Vorstandes. Als Vorsitzender des Diözesanrates (seit 1994) war er 2001 bis 2009 sogar Vorsitzender des Landeskomitees der Katholiken in Bayern.

Generalvikar: Zu wenig Hauptamtliche

Großen Anklang fand auch der erste „Werkstatt-Bericht“ aus dem Munde des Generalvikars. Sorgen macht der Bistumsleitung die zahlenmäßig dramatische Situation der Pastoralen Berufsgruppen, womit Msgr. Harald Heinrich nicht die Priester, sondern die hauptamtlichen Laien (hauptberufliche Diakone, Pastoralreferenten/-innen, Gemeindereferenten/-innen und Pfarrhelfer/-innen) meinte. In den nächsten zwölf Jahren werde ein Drittel in den Ruhestand gehen. Um dies aufzufangen, müsste die Diözese jährlich zwölf neue pastorale Mitarbeiter in Vollzeit einstellen – „mit Blick auf die aktuellen Studentenzahlen nicht zu erreichen.“

Dem Wunsch nach maximaler finanzieller Transparenz komme das Bistum Augsburg schon seit vielen Jahren nach. Heinrich verwies auf den Informationsflyer der Bischöflichen Finanzkammer, den jeder Kirchensteuerzahler erhalte, auf Kontrollgremien, auch für die Finanzen des Bischöflichen Stuhls, hier den Vermögensverwaltungsrat, sowie auf das Interview mit Finanzdirektor Dr. Klaus Donaubauer auf der Bistumshomepage (Interview mit katholisch1.tv https://bistum-augsburg.de/index.php/bistum/Informationen/Video15/Bistum-Augsburg-legt-seine-Finanzen-offen-Interview-mit-Finanzdirektor-Klaus-Donaubauer)
„Ärgerlich, aber nicht zu ändern“ sei die Verschiebung beim Erscheinen des neuen Gotteslobs. So sei definitiv erst in der Fastenzeit 2014 mit einer ersten Tranche von 30 Prozent der bestellten Exemplare zu rechnen, mit dem Großteil erst im Sommer.
Auch auf das Ehrenamt ging der Generalvikar angesichts der bevorstehenden Pfarrgemeinderatswahlen ein. Dieses sei nicht „Kitt“, sondern tragender Teil des pfarrlichen Lebens. Auch gelte es, den Blick zu weiten und das „heimliche Ehrenamt“ nicht zu vergessen: die private Hilfe, das Gebet, die Spende. Von deren Zeugnis und Glauben zehrten viele, „ja davon zehrt wahrscheinlich unsere ganze Welt“. Das Ehrenamt sei aber im Kern nicht dazu da, einen Betrieb aufrecht zu erhalten. Es sei Ausdruck gereiften und bewährten Glaubens. Dieser impliziere eine Haltung, die mit dem Wesen Gottes zu tun habe: „Was willst du, das ich dir tun soll?“

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„BeGEISTert engagiert“
Thematischer Teil am Samstag beginnt mit Vortrag von Ehrenamtsexpertin

Mit einem aufmunternden und von großer Sachkenntnis getragenen Vortrag eröffnete Dr. Elfriede Schießleder den thematischen Teil der Herbst-Vollversammlung des Diözesanrats unter dem Motto „BeGEISTert engagiert“.
Ehrenamtliches Engagement in der Pfarrgemeinde werde manchmal geradezu als eine Pflicht angesehen. Dabei, so die Landesvorsitzende des Katholischen Frauenbundes, gebe es das Ehrenamt im heutigen Sinne erst seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil. Zuvor sei man zur Kirche gegangen, habe gebetet und vielleicht noch einem Verein angehört. Aber niemand sei auf die Idee gekommen, das für ein Ehrenamt zu halten. Begründeterweise sei heute auch ein Drittel der Menschen nicht für ein Ehrenamt zu gewinnen, weil bestimmte Voraussetzungen fehlten. Um ein weiteres Drittel, das der Ansprechbaren, kämpften Kirchen, Gewerkschaften, Parteien und Vereine. Schießleder kennt sich aus: 2004 promovierte sie zum Thema „Das Ehrenamt von Frauen im Wandel“. Drei Leitgedanken gab sie der Reflexion des Diözesanrats mit auf den Weg: 1. Mut zum Ende (auch in unseren Ehrenämtern); 2. Fehler machen dürfen (das macht Mut), 3. Spaß haben (setzt Gestaltungsmöglichkeiten voraus).

Gesprächskreise entfalten eine komplexe Thematik

Mit dieser Horizonterweiterung machten sich dann sechs Gesprächskreise auf den Weg, um das komplexe Thema etwas aufzuschlüsseln. So brauchen Ehrenamtliche die Wertschätzung ihres Engagements und für die wiederum ist das Sichtbarmachen, ist die Öffentlichkeit von Bedeutung, sei es durch Nachweise, Dankesworte oder Einladungen (Gesprächkreis 1). Jede Pfarrei sollte über eine Anlaufstelle verfügen. Der zugehörige Ansprechpartner und Koordinator für Ehrenamtliche sollte Interessenten und Engagierten durch Flexibilität, Zeit und Geduld entgegenkommen, aber auch eine präzise Aufgabenbeschreibung mit klaren Rahmenbedingungen vorlegen (Gesprächskreis 2). Fortbildungen für Ehrenamtliche sollten sachliche Qualifizierung und persönliches Weiterkommen kombinieren. Für die Möglichkeit der Supervision möge die Diözese sorgen (Gesprächskreis 3). Als Rahmenbedingungen für die Gewinnung und Motivation Ehrenamtlicher für die Pfarrei wurden genannt: ihre Vernetzung untereinander, jährliche Treffen, eine gute Homepage und Gesprächsmöglichkeiten nach den Gottesdiensten (Gesprächskreis 4). Zwischen Ehren- und Hauptamtlichen müsse eine Basis des Vertrauens bestehen. Gemeinsame Ziele und ein gemeinsames Tempo wurden als Koordinaten klarer Aufgabenbeschreibungen genannt. Auch kritische Meinungen sollten Wertschätzung erfahren, zur Not müsse eine Schiedsstelle Konflikte klären (Gesprächskreis 5). Ehrenamtliches Engagement verwirklicht den kirchlichen Sendungsauftrag. Dazu gehört, dass sich die Ehrenamtlichen auch untereinander als Diener am Glauben der anderen verstehen; dass sie die Präsenz des menschgewordenen Gottes in unterschiedlichen Lebenswelten, auch kirchlichen, erkennen lassen; dass ehrenamtliche Arbeit auch einen „Erntedank“ erfährt (Gesprächskreis 6).

Podium: „Fröhlich sein, Gutes tun und die Spatzen pfeifen lassen“

In der abschließenden Plenumsdiskussion wurden einige Aspekte noch einmal vertieft und entfaltet. So legte Dr. Thomas von Mitschke-Collande dar, was Männer im Ehrenamt bräuchten: eine klar definierte Aufgabe, bei deren Umsetzung sie aber auch mitentscheiden dürften, was von Seiten des Pfarrers Deligationsfähigkeit und die Akzeptanz von Pluralität erfordere. Helmut Mangold benannte als Grundlage seines jahrzehntelangen ehrenamtlichen Engagements die Maxime von Johannes Don Bosco: „Fröhlich sein, Gutes tun und die Spatzen pfeifen lassen“. So lasse sich auch ein Scheitern bewältigen und Erfolg mit Nüchternheit betrachten. Domkapitular Dr. Wolfgang Hacker, Leiter der Abteilung "Verbände und Initiativen von Gläubigen", der seine Aufgabe – wie die der Geistlichkeit in diesem Bereich überhaupt – subsidiär nannte, formulierte drei Anregungen: 1. auf gesellschaftliche Wünsche und Nöte zu achten; 2. sich in die Politik einzubringen; 3. sich jung zu geben.