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Wichtiges

„Ich bin nicht krank oder behindert – ich bin einmalig!“: Bühnenaufführung von Menschen mit Down-Syndrom

Sozialdienst Katholischer Frauen

23.04.2018

Eine positive Bilanz zieht der Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) zu den drei gut besuchten Aufführungen von „TOUCHDOWN 21 mini“, die in Augsburg, Neu-Ulm und Landsberg über die Bühne gingen. Zwei Frauen mit Down-Syndrom gaben Einblicke in ihre Gefühls- und Lebenswelt und präsentierten Forschungsergebnisse aus dem Forschungsprojekt TOUCHDOWN 21, in der Wissen über Down-Syndrom zusammengetragen wird. Weihbischof Dr. Dr. Anton Losinger dankte dem SkF für die Initiative. Er hält eine gesellschaftliche Diskussion zu Themen wie Pränataldiagnostik für dringend nötig.

Andrea Halder und Anna-Lisa Plettenberg berichteten auf der Basis eines Modells einer großen Ausstellung über verschiedene Facetten und lasen dazu eigene Texte oder Gedanken vor von anderen Mitgliedern aus dem Forschungsprojekt TOUCHDOWN 21, in dem Menschen mit und ohne Down-Syndrom tätig sind. Es ging in den Beiträgen um die Gestaltung von Alltag, um Freundschaft und Liebe, um den Stellenwert von Menschen mit Down-Syndrom in der Gesellschaft und um Hoffnungen und Ängste, die sie bewegen. Mitveranstalter waren einsmehr e.V., die Down-Syndrom-Initiative für Augsburg und Umgebung sowie der Verein Down-Kids aus Ulm.

Wie ein roter Faden zog sich durch den Abend der Wunsch auf Teilhabe: „Ich bin nicht krank oder behindert, ich bin nur einmalig. Krank sein, ist Husten haben oder Schnupfen. Da geht man zum Arzt. Ich bin aber nicht krank.“ Auch wenn sie Unterstützung brauchen, wollen Andrea Halder und Anna-Lisa Plettenberg so weit wie möglich selbständig leben und auch ihr eigenes Geld verdienen und ihr Leben nach eigenem Willen gestalten.

Eindrücklich waren die Anfragen an die Politik beim Thema Abtreibung: „Viele werdende Mütter entscheiden sich gegen ein Kind, wenn sie erfahren, dass  dieses das Down-Syndrom hat. Das ist für mich als erwachsener Mensch mit Down-Syndrom nicht immer leicht zu verstehen und zu akzeptieren.“ Es sei vor allem nicht nachvollziehbar, dass ein Embryo bis kurz vor der Geburt abgetrieben werden kann, wenn eine Diagnose auf Trisomie 21 gestellt werde.

Für die Beratungsstellen für Schwangerschaftsfragen des SkF, die die drei Veranstaltungen organisiert haben, ist das Thema Pränataldiagnostik von wachsender Bedeutung. Eleonore Wolf, Leiterin der Beratungsstelle in Neu-Ulm: „Wenn heute schon neun von zehn Kindern mit Down-Syndrom nicht auf die Welt kommen können, ist das mehr als bedenklich. Zusätzlich werden Frauen durch eine immer umfassendere Diagnostik vor der Geburt immer stärker in existentielle Entscheidungssituationen gebracht. Dies ist in unseren Beratungsstellen ein immer häufiger vorkommendes brennendes Thema. Unsere Veranstaltungsreihe hat vielen Menschen gezeigt, welch wertvolle Beiträge Menschen mit Down-Syndrom  für unsere Gesellschaft geben können. Wir glauben, dass hier eine gesellschaftspolitische Diskussion dringend erforderlich ist. Wir sind froh darüber, dass wir mit unseren Veranstaltungen einen Impuls in die Richtung geben konnten.“

Der Augsburger Weihbischof Anton Losinger bedankte sich beim SkF Augsburg für die Initiative: „Wir müssen alle gemeinsam darum kämpfen, dass Menschen mit einer geistigen Behinderung einen selbstverständlicheren Platz in unserer Gesellschaft bekommen und sich die Potentiale Aller entfalten können. Denn je fortschrittlicher ein Land ist, desto besser geht es mit den Schwächsten um. Für uns muss die Richtschnur in einer freiheitlichen-demokratischen Grundordnung die Würde und die Unantastbarkeit des Lebens sein. Dies bezieht sich ausdrücklich auch auf das ungeborene Leben.“

Hintergrundinformationen

Im Forschungsprojekt „TOUCHDOWN 21“ werden Informationen über Down-Syndrom gesammelt. Dies umfasst aktuelle Studien aber auch die Frage, wie Menschen mit Down-Syndrom früher gelebt und wie sie in früheren Zeiten behandelt wurden. Aus dieser Beschäftigung ist die Ausstellung TOUCHDOWN entstanden, die gemeinsam mit der Bundeskunsthalle in Bonn entwickelt wurde und nach einer Station in Bremen aktuell im Zentrum Paul Klee in  Bern präsentiert wird. An allen drei Orten führen Menschen mit Down-Syndrom durch die Ausstellung. Die Ausstellung im Modell-Format bildete den Rahmen für die Veranstaltungen. Die Objekte der Ausstellung wurden präsentiert und bildeten die Grundlage für das Bühnenereignis.

Die Veranstaltungen fanden statt im Rahmen der Woche für das Leben, die im Jahr 2018 unter dem Thema „Kinderwunsch. Wunschkind. Unser Kind!“  steht.

Wichtige Links:

Projekt Touchdown: https://touchdown21.info/de/startseite/index.html

Ausstellung Touchdown: https://touchdown21.info/de/seite/6-ausstellung.html

Woche für das Leben: https://www.woche-fuer-das-leben.de/

Der Sozialdienst katholischer Frauen e.V. Augsburg (SkF) ist ein FrauenFachverband im Deutschen Caritasverband, der sozial gefährdeten Kinder, Jugendliche, Frauen, Familien und Senioren unterstützt. Der SkF-Ortsverein Augsburg wurde 1912 gegründet und betreut inzwischen 13 soziale Einrichtungen, in denen etwa 220 haupt- und 100 ehrenamtliche Mitarbeiter/innen wirken. Ca. 5.000 Menschen im Jahr erhalten - unabhängig von Konfession, Alter und Nationalität - Unterstützung in Not- und Belastungssituationen.