"Ich will euch Zukunft und Hoffnung geben"
Seit bald 700 Jahren pilgern Gläubige im Rahmen der Heilig-Blut-Wallfahrt nach Walldürn im Erzbistum Freiburg. Auch Bischof Bertram war heuer dort zu Gast und stand am Mittwoch dem Gottesdienst zur traditionellen Frauenwallfahrt vor. Im Hinblick auf das diesjährige Wallfahrtsmotto sagte er, dass Gott dem ganzen Volk seine Aufmerksamkeit schenke, seine Zuwendung aber auch auf eine Antwort warte.
In seiner Predigt ging Bischof Bertram auf drei verschiedene Komponenten ein: Die Wallfahrtstradition um die Heilig-Blut-Reliquie in Walldürn, das Leiden Christi und die Situation der Frauen in der Kirche insgesamt. So mache Gott durch die Worte aus dem Buch des Propheten Jeremia (29,11) zunächst deutlich: „Ich stehe zu euch, schaut nach vorn!“ Insbesondere durch Jesu Passion zeige sich, dass der Leidensweg des Karfreitags „der Liebesweg Gottes“ sei. Diese Tatsache eröffne eine neue Zukunft: „Das Leiden wird in Jesus nicht aufgehoben, aber der Blick auf das Kreuz hilft das eigene Leiden und die Kalvarienberge der Welt erträglich zu machen.“
In Anlehnung an die mittlerweile ausgeblichene Darstellung auf dem Walldürner Altartuch ging der Bischof auch auf den tröstlichen Charakter der Passion ein: „Wenn sich unser eigenes schmerzgeprüftes Gesicht im leidverzerrten Gesicht des Gekreuzigten wiederspiegelt, können wir darauf vertrauen, dass er die eigenen Ängste und Nöte, alle Sorgen und Leiden, alle Verzweiflung und Trauer mitträgt; all das, was mich beschäftigt, was mir das Leben schwermacht und mich hemmt.“
Die Frauen im Umfeld Jesu hätten dabei stets eine wichtige Rolle gespielt. In der schwersten Stunde seines Lebens seien alle Jünger bis auf den Apostel Johannes geflohen: „Was für eine tolle Mannschaft, die er sich da auserwählt hat!“ Darauf basierend ging der Bischof auch der Frage nach, was passiert wäre, wenn die Frauen am Ostermorgen nicht zum Grab gegangen wären.
Angesichts der im Moment vieldiskutierten Frage von Weiheämter für Frauen sehe sich der Bischof als Brückenbauer: „Ich plädiere dafür, alle bereits bestehenden Spielräume auszunutzen, um neben den intensiven und auch berechtigten Diskussionen um Frauenpriestertum und um das Amt der Diakonin Wege zu suchen, um der Würde und Wertschätzung der Frauen gerecht zu werden. Da ist, meine ich, von heute auf morgen weitaus mehr möglich und noch ,viel Luft nach oben‘.“ Gleichzeitig schilderte er auch seinen Eindruck, dass die Kirche oftmals mehr um sich selbst kreise, anstatt den Blick auf Christus als ihren „Kapitän und Steuermann“ zu richten. Modernisierungen ohne eine geistliche Erneuerung würden zu kurz greifen und dem Auftrag Jesu nicht gerecht werden.
Hintergrund:
Die Wallfahrt nach Walldürn geht auf ein spätmittelalterliches eucharistisches Wunder zurück, an das jährlich ab dem Dreifaltigkeitssonntag für vier Wochen feierlich erinnert wird. Seit 2007 betreut der Orden der Franziskaner-Minoriten den im Erzbistum Freiburg gelegenen Wallfahrtsort und die zugehörige Basilika im Neckar-Odenwald-Kreis. Walldürn gilt als größter eucharistischer Wallfahrtsort Deutschlands und wird jährlich von rund 80.000 Pilgerinnen und Pilgern aufgesucht.