In freier Entscheidung für den Herrn
Vor fünfzig Jahren wurde der Internationale Karl-Leisner-Kreis in Xanten gegründet, der sich besonders um die Erinnerung an den 1945 an den Folgen seiner KZ-Haft verstorbenen seligen Karl Leisner bemüht. Bei einem Gottesdienst am vergangenen Sonntag in Xanten hob der als Festprediger geladene Bischof Bertram die bleibende Vorbildwirkung des Seligen auch in heutiger Zeit hervor.
Damals wie heute sei die Jugend von vielen Seiten und vielerlei Ideologien heftig umworben worden, betonte der Bischof eingangs in seiner Predigt – umso bemerkenswerter sei es dann, dass der junge Karl Leisner sich trotz massiven staatlichen Drucks so entschieden auf die Seite Jesu stellte: „Seinen Fußspuren wollte er folgen; erstaunlich früh wurde ihm klar, dass dieser Weg auch für die Jüngerinnen und Jünger hinauf nach Golgotha führte.“ Der freiheitsliebende Leisner erkannte früh die Gefahren, die von dem NS-Regime ausgingen und bemühte sich bei den ihm anvertrauten Jugendlichen, deren Mut und Widerstandskraft zu stärken.
„Jesus blufft nicht und er überwältigt nicht, was Menschen nur allzu gern tun, vor allem, wenn es sich um machthungrige Narzissten handelt. Jesus setzt vielmehr auf das selbstständige Erkennen und die freie Entscheidung jedes Einzelnen. Denn sie allein trägt - auch und gerade in Zeiten der Not und ungewisser Zukunft!“, so Bischof Bertram. Diese ungewisse Zukunft belaste auch heute viele Menschen, gerade wo politische Extremismen und das Schwinden volkskirchlicher Strukturen auch in den katholischen Bereich stark hineinwirkten. Umso wichtiger sei es, Heilige und Selige wie Karl Leisner als „Role Models“ zu nehmen und wie der Internationale Karl-Leisner-Kreis ihr Andenken zu stärken: „So, wie Karl Leisner zu Lebzeiten seine Jugendlichen zu Christus führte und selbst durchlässig wurde für die unendliche Liebe Gottes zu seinen Geschöpfen, dürfen auch wir heute mit unseren Sorgen zu ihm kommen: Er hört uns und er hilft uns!“
Karl Leisner wurde 1915 in Rees am Niederrhein geboren und wurde von seinem Religionslehrer mit der katholischen Jugendbewegung vertraut gemacht. Nach seinem Abitur 1934 trat er in das Priesterseminar in Münster ein und engagierte sich schon früh in der Jugendpastoral. Seine Regimekritik führte schon früh zu Bedrohungen durch die Gestapo; im November 1939 wurde er nach einer hitlerkritischen Bemerkung in Folge des gescheiterten Attentats von Georg Elsner verhaftet und in den Konzentrationslagern Sachsenhausen und Dachau interniert. Am 17. Dezember 1944 wurde Leisner durch einen ebenfalls in Dachau inhaftierten französischen Bischof heimlich zum Priester geweiht. Er gilt als einzige bekannte Priesterweihe in einem Konzentrationslager. Nach der Befreiung Dachaus 1945 wurde der schwerkranke Leisner in ein Sanatorium eingeliefert, wo er im August 1945 verstarb. Seine letzte Ruhestätte befindet sich in der Pfarrkirche St. Viktor in Xanten.
Karl Leisner, dessen Name in das Deutsche Martyrologium des 20. Jahrhunderts aufgenommen wurde, wurde 1996 von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen. Seit 2007 ist ein Verfahren zur Heiligsprechung in Münster und Rom anhängig. Das Andenken an den Seligen, dessen Gedenktag der 12. August ist, wird in besonderer Weise durch den Internationalen Karl-Leisner-Kreis gepflegt, der 1975 am Jahrestag der Priesterweihe Leisners in Xanten gegründet wurde.
Einen Bericht des Bistums Münster zum Gottesdienst finden Sie hier.