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IT-Dienstleister fertigt Krippen aus Walnüssen - Sein Hobby verschafft ihm innere Ruhe

09.12.2021

Der Betrachter muss schon genau hinschauen, um alle Details der Miniaturkrippe zu erkennen. Links die Maria, rechts Josef, in der Mitte das Jesuskind und über dem Ensemble schwebt der Stern von Bethlehem. Im Hintergrund fliegt eine Gans empor, bei einer anderen Arbeit des Sulzbergers Ludwig Haltmayr sind Schafe und Ziegen zu sehen. Die Krippen fertigt der 30-Jährige in filigraner Kleinarbeit an. Denn alles soll Platz in einer Walnuss finden, deren Hälften mit einem kaum sichtbaren Scharnier verbunden sind und im geschlossenen Zustand von einem kleinen Magneten zusammengehalten werden.

Der selbständige IT-Dienstleister ist in seiner Freizeit ehrenamtlicher Helfer der Jugendkirche OpenSky in Kempten und kümmert sich um den technischen Support. Vor rund drei Jahren hat er durch den Tipp eines Freundes ein YouTube-Video über den Bau einer Miniaturkrippe gesehen und war begeistert. „Das kann ich auch“, war sein Gedanke und er machte sich an die Arbeit. Bei der Erstellung des Logos, Videos und Design für sein neues Betätigungsfeld unterstützte ihn Fabian Reitberger, der als Monteur bei einer Werbetechnik-Firma arbeitet. Die erste handwerkliche Hürde, die zu meistern war, war das Knacken der Walnüsse in zwei unversehrte Hälften. „Da habe ich einiges ausprobiert, zum Beispiel mit Wärme“, erläutert der junge Mann.

Sein Bezug zur Elektronik brachte ihn auf die Idee mit der LED-Beleuchtung, sowie auf den Einbau kleiner, flackernder Lagerfeuer. Unter einer formbaren, mit Sägespänen versetzten Kunststoffmasse werden die Technik und die wechselbaren Knopfzellen für diese Details versteckt. Auf dem polymorphen Material modelliert Ludwig Haltmayr anschließend die Szenerie für die Krippe. Ohne lichtspendende Lupen und Pinzetten geht bei der Herstellung nichts, denn die Miniaturfiguren und kleinen Tiere, die er als Rohlinge aus dem Modellbauzubehör-Handel bezieht, sind oft nicht größer als ein Zentimeter. Auch das Jesuskind, das traditionell erst am Heiligen Abend in die Krippe gelegt wird, kommt mit Hilfe der Pinzette an seinen Platz – gehalten wird es dabei von einem Mini-Magneten.

An Ideen mangelt es ihm bei der Gestaltung immer neuer Szenen nicht. Vor kurzem kreierte Haltmayr die Bergsteigerkrippe, bei der sich ein Kletterer am Rand der oberen Walnussschale in die Höhe hangelt. „Für eine Auftragsarbeit eines Krippensammlers aus Stuttgart musste ich eigens Ziegen besorgen“, erzählt der IT-Fachmann. Das brachte ihn dann wiederum auf die „Schweine“-Krippe mit zahlreichen Wildsauen. Rund acht bis zehn Stunden Arbeit stecken in einem Exemplar, so Haltmayr. Als Frühaufsteher macht sich der Sulzberger oft schon mal ab 5.30 Uhr ans Werk. In den Allerheiligenferien ist ganz spezielle „Krippentime“, wie er es nennt. Da nimmt er Urlaub von seiner regulären Arbeit und widmet sich intensiv seinem Hobby. Beim Modellieren und Arbeiten versinkt der Sulzberger in sich, vergisst manchmal alles um sich herum und schaltet so vom Alltag ab. „In der Pandemie hat mir mein Hobby viel innere Ruhe gegeben“, schildert Haltmayr. „Es war mir wichtig, ein christliches Projekt zu schaffen. Wenn sich jemand daran erfreut, ist mein Ziel erfüllt.“

Sein Lieblingsobjekt stellt der 30-Jährige jeweils zu Weihnachten unter einer Glaskuppel ans Grab seiner Oma. „Das ist jetzt schon Tradition“, beschreibt Haltmayr. Dabei wird die Krippe mittels eines Magneten auf einem kleinen Metallhalter fixiert, den ein Sulzberger Unternehmen für ihn fertigt. Zehn Prozent des Verkaufspreises von 149 Euro gehen als Spende an das Kemptener Projekt MiKi, das Kindern ein warmes Mittagessen ermöglicht. Der Käufer erhält einen QR-Code, mit dem er die von Haltmayr eingesprochene Weihnachtsgeschichte anhören kann. Außerdem gibt Ludwig Haltmayr auf seinem Instagram-Account „walnusskrippe_allgaeu“ Einblicke in seine Arbeit. Neben den Miniaturkrippen sind übrigens auch Mandalas, die sich bei Kindern einer großen Nachfrage erfreuen, und Weihnachtskarten erhältlich.

Text: Sabine Verspohl-Nitsche (pdke)