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Wichtiges
Paarbeziehungen zwischen den Religionen

„Kommunikation ist das A & O“

10.03.2025

„In Partnerschaften muss man sich manchmal streiten, denn dadurch erfährt man mehr voneinander.“ Dieser Satz wird Johann Wolfgang von Goethe zugeschrieben. Wie Paare richtig miteinander kommunizieren können, gerade dann, wenn die Partner aus unterschiedlichen Konfessionen oder gar Religionen kommen, und wie dies in eine Stadtgesellschaft ausstrahlen kann, diese Fragen standen im Mittelpunkt einer Veranstaltung der Psychologischen Beratungsstelle für Ehe-, Familien- und Lebensfragen im Augsburger Anna-Café.

Einig waren sich die Vertreter und Vertreterinnen der drei auf dem Podium vertreten Religionen, dass die Schöpfungsgeschichte in Christentum, Judentum und Islam alle gemeinsam den Mann und die Frau als gleichwertig betrachteten, mit gleicher Würde und gleichem Wert. Kulturell gewachsene Traditionen allerdings hätten dieses Bild vielfach getrübt. Darunter litten Frauen wie Männer. Martina Lutz, Leiterin der EFL-Beratungsstelle in Augsburg, berichtete von Beratungsgesprächen mit jungen Muslimen, die oft unter dem Druck stünden, als männlicher Heranwachsender in eine traditionelle Führungsrolle in der Familie hineinwachsen zu müssen. Ein aus diesen Traditionen ausbrechendes Rollenverständnis, so Angelika Maucher, Leiterin der Hauptabteilung Seelsorge im Bistum Augsburg, brauche aber auch viel Aushandeln: „Wir wollen nicht zurück in frühere Zeiten – aber das ist oft auch eine Belastung, immer klären zu müssen, wer jetzt für was verantwortlich ist.“

Kommunikation sei das A & O, so Dr. Selcen Güzel, muslimische Erziehungswissenschaftlerin und Religionspädagogin, vor allem bei interreligiösen Paarbeziehungen: „Man sollte im Voraus darüber sprechen. Wie erziehen wir unsere Kinder, welche Religion wollen wir Ihnen nahebringen. So etwas sollte man klären, bevor Kinder da sind.“ Michaela Rychla, Lehrerin für jüdische Religion, sah dies für ihren Glauben als kompliziert an: „Das orthodoxe Judentum tut sich schwer mit Mischehen. Wenn die Mutter nicht jüdisch ist, ist das Kind auch nicht jüdisch.“

Unterschiede sahen die Diskutierenden im Charakter der Ehe, die nach katholischem Verständnis ein Sakrament ist – anders als im Islam, wo, so Selcen Güzel, Scheidungen erlaubt sind. „Wenn sich zwei Seelen scheiden lassen, weint der Altar im Himmel“, sagte Michaela Rychla aus jüdischer Sicht. „Du bist mir angeheiligt, heißt es bei der Eheschließung – wie schön ist das!“ Auch in der evangelisch-lutherischen Konfession sei die Ehe im Prinzip unauflöslich, so der evangelische Pfarrer Dr. Bernhard Sokol, sie habe aber nicht den sakramentalen Charakter der katholischen Kirche: „Es gilt in der protestantischen Tradition das Wort der Fehlbarkeit des Menschen, und bevor die Eheleute einander die Köpfe einschlagen, muss es vielleicht andere Lösungen geben dürfen.“

Hoffnung machte die Diskussion im Hinblick auf die junge Generation – alle Podiumsgäste berichteten von einem religiösen Interesse bei Schülerinnen und Schülern, das stärker sei als bei vorangegangenen Generationen. Nur werde Religion häufig nicht mit mehr der Institution Kirche gleichgesetzt.

Neben Martina Lutz moderierte auch Dr. Ulrich Hörwick von der Bischöflichen Kommission für Ökumene und Interreligiösen Dialog im Bistum Augsburg die angeregte Diskussion, die am Ende mit einem großen Applaus der Besucherinnen und Besucher quittiert wurde.

Die Veranstaltung im Anna-Café ist Teil des Rahmenprogramms anlässlich des 50-jährigens Bestehens der Psychologischen Beratungsstelle für Ehe-, Familien- und Lebensfragen der Diözese Augsburg. Eröffnet wurde das Jubiläumsjahr im Oktober vergangenen Jahres und endet bei einem Dankgottesdienst mit Bischof Bertram am 6. Mai um 17.00 Uhr im Augsburger Dom. Eine Übersicht aller Termine des Jubiläums finden Sie hier zum Herunterladen.