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Orden

Kontinuität und Innovation

19.12.2024

Seit sechzig Jahren werden im Internat St. Maria in Kaufbeuren junge Mädchen betreut und von den Schwestern des Crescentiaklosters im christlichen Geist erzogen. Für Bischof Bertram war es eine „Ehrensache“, dieses Jubiläum gemeinsam mit Schwestern, Erzieherinnen und Schülerinnen zu begehen – doch war auch ein „weinendes Auge“ dabei, da gemeinsam mit dem Jubiläum die klösterliche Präsenz im Internatsbetrieb auch zum Ende kommt.

Die Oberin des Crescentiaklosters, Sr. Johanna Maria Höldrich, freute sich, dass Bischof Bertram sich trotz stürmischen Wetters und dichtgedrängten Terminkalenders nach Kaufbeuren begeben hatte, um dieses sowohl festlichen als auch traurigen Anlass gemeinsam mit der Kloster- und Internatsgemeinde zu feiern. Mit der Neugründung des Franziskanerinnenklosters inmitten der Stadt 1831 war damals die Bedingung verknüpft gewesen, dass sich die Schwestern fortan in der Erziehung und Bildung der Kaufbeurer Mädchen bemühten. Diesem Anspruch ist das Kloster seitdem immer treu geblieben – auch in Form des vor sechzig Jahren gegründeten Internats St. Maria, das für Schülerinnen der benachbarten zwei Klosterschulen Unterkunft und Heimat bieten sollte, wenn diese aus weiter entfernten Orten anreisten.

Diese sechs Jahrzehnte gelte es nun zu feiern, und gleichzeitig auch in doppelter Weise Abschied zu nehmen, betonte Bischof Bertram in seiner Predigt. Nicht nur verließen mit dem kommenden Jahr die letzten vier Schwestern den Internatsbetrieb und kehrten in das Mutterhaus zurück, sondern starben dieses Jahr zudem die um das Internatsleben sehr verdienten Schwestern Aurelia und Anna Maria: „Die Schwestern standen für nötige Kontinuität und herausragende Innovation! Sie haben bereits zu Lebzeiten ihr Erbe mit vielen Generationen an Schülerinnen geteilt und es waren doch gerade ihre Eigenheiten, die dem Internat zuletzt ihr Profil gegeben haben“, betonte der Bischof.

Klosteroberin Johanna Maria Höldrich OSF zeigte sich dankbar über die große Unterstützung, die das Internat von allen Seiten erfahre.

Klosteroberin Johanna Maria Höldrich OSF zeigte sich dankbar über die große Unterstützung, die das Internat von allen Seiten erfahre.

Der personell bedingte Abschied der Klostergemeinschaft aus dem Internatsbetrieb müsse indes nicht Grund zur Hoffnungslosigkeit sein, so Bischof Bertram: „Wer in die Chronik Eures Klosters blickt, erkennt, dass Veränderung ein steter Teil Eurer Identität am Standort Kaufbeuren ist. Ihre Gemeinschaft hat stets findig auf Herausforderungen reagiert. Ihre Geschichte zeigt geradezu: Not macht erfinderisch!“ Doch auch die Schülerinnen des Internats hätten dadurch ein Erbe erhalten: „Das Internat, Euer Lebensraum, er wurde durch viele Schwestern und Schülerinnen geschaffen, geprägt und weiterentwickelt.“

Das Tagesevangelium vom verlorenen Sohn zeige, dass letztendlich jeder Mensch über seine eigenen Begabungen und Talente verfüge, die er oder sie in die Gemeinschaft einbringen könne: „Es braucht die Schülerinnen und Schüler, die auf andere zugehen können, es braucht die, die die gut reden und die, die gut zuhören können; es ist eine Gabe, wenn jemand weiß, wie Außenseiter zu integrieren sind; diejenigen, die viele Ideen haben werden ergänzt durch jene, die organisieren und anpacken können und umgekehrt. In einer Gemeinschaft profitieren alle von den Begabungen aller.“ Freilich gelte dies nicht nur für das Internat, sondern auch für das Kloster, und beide wiederum seien gerade in der vorweihnachtlichen Zeit dazu aufgefordert, einander Frieden zu schenken, ganz der eigenen Geschichte und dem Motto des heiligen Franz von Assisi folgend: „Pace e bene – Frieden und Heil!“

Bischof Bertram freute sich über sechzig Jahre des Arbeitens und Wirkens im Internat St. Maria.

Bischof Bertram freute sich über sechzig Jahre des Arbeitens und Wirkens im Internat St. Maria.

Der Gottesdienst in der Institutskirche wurde durch einen Schulchor sowie eine Schauspielgruppe des benachbarten Mariengymnasiums gestaltet. Im Anschluss an die Messfeier kamen der Bischof, die Schwestern und die geladenen Gäste noch zu einem Festakt zusammen, bei dem der Schwestern Aurelia und Anna Maria gedacht und Erinnerungen an sechzig Jahre des Wirkens in St. Maria ausgetauscht wurden.

Das Crescentiakloster in Kaufbeuren geht mindestens auf die urkundliche Ersterwähnung 1261 zurück und folgt seit dem frühen 14. Jahrhundert der Ordensregel des hl. Franz von Assisi. Im 18. Jahrhundert lebte dort Maria Crescentia Höss, die 2001 heiliggesprochen wurde und dem Kloster seinen Namen gibt. In der Säkularisation wurde der Konvent aufgelöst, allerdings bereits 1831 wieder eingesetzt mit der Auflage, sich im Schulbetrieb zu engagieren. Damit einhergehend fand die Gründung einer eigenen Mädchenschule noch im selben Jahr statt. Aus diesen Anfängen haben sich heute das Mariengymnasium und die Marienrealschule Kaufbeuren entwickelt, die beide seit 1975 unter der Trägerschaft des Schulwerks der Diözese Augsburg geführt werden. Bereits seit 1858 besteht in Kaufbeuren zudem ein Internatsbetrieb für Schülerinnen des Klosters, der seit 1964 am heutigen Standort St. Maria stattfindet. Derzeit werden dort 125 Mädchen vor allem aus den beiden benachbarten Marienschulen, aber auch aus anderen Schuleinrichtungen in Kaufbeuren betreut.