Menü
Wichtiges
Nachruf auf Otto Kocherscheidt

Langjähriger Leiter des Sachausschusses Europa verstorben

25.04.2019

Am Dienstag, den 23. April 2019, verstarb Otto Kocherscheidt. Er wäre am 27. August 75 Jahre alt geworden. 16 Jahre war der Augsburger als vom Bischof berufenes Mitglied im Diözesanrat gewesen. Für Otto Kocherscheidt war diese Berufung nicht nur eine Ehrensache, er nahm sie als Auftrag wahr. Während der gesamten vier Amtsperioden leitete er den Sachausschuss „Europa“, der als Gremium mit diesem Schwerpunkt deutschlandweit (seit 1977) fast ein Unikat ist und von der langen Tradition des europäischen Bewusstseins im Bistum Augsburg zeugt.

Als maßgeblicher Förderer dieses Gedankens hat Bischof Josef Stimpfle (1963–1992) zu gelten, in dessen letztem Amtsjahr die Partnerschaft des Diözesanrats mit dem Bistum Königgrätz (Tschechisch: Hradec Kràlové) begann, aus der heraus ein Schulhilfswerk für das Bistum Königgrätz entstand.

Auch die Partnerschaft mit Königgrätz und das Schulhilfswerk unterstützte Otto Kocherscheidt nach Kräften. Als Vorstandsmitglied war er maßgeblich bei der Vorbereitung und Durchführung einer Vollversammlung, einer Fachtagung und mehrerer Erklärungen des Diözesanrates für Europa und die Integration von Flüchtlingen beteiligt.

Er wirkte stets auf eine ruhige und sachliche Weise. Aufhebens um seine Person zu machen oder sich in den Mittelpunkt zu stellen war nicht seine Art. In der Leitung des Sachausschusses pflegte er auch langen und weitschweifigen Äußerungen geduldig zuzuhören und mit Vernunft und Beharrlichkeit seine Ziele zu verfolgen. Er war immer freundlich und zuversichtlich und pflegte einen feinen Humor, wie er heute selten geworden ist. Die jährlichen Besuche des Chors „Squadra Rezonanta“ des Bischöflichen Gymnasiums Königgrätz im Bistum Augsburg wären ohne Kocherscheidts persönlichen, auch finanziellen Einsatz kaum denkbar gewesen. Er war auf eine ganz selbstverständliche Weise ein großzügiger Mensch.

Der professionelle Hintergrund von Otto Kocherscheidts Wirken war seine juristische Kompetenz und Lebenserfahrung als hochrangiger Richter auf Landesebene. Diese Charismen stellte er auch in den Dienst des Bistums, zunächst der Diözesanen Schlichtungsstelle und dann als Diözesaner Beauftragter für Fälle von sexuellem Missbrauch oder körperlicher Gewalt an Minderjährigen durch Geistliche oder Mitarbeiter der Diözese und ihrer Pfarrkirchenstiftungen. 2011 wurde er mit dem Päpstlichen Silvesterorden geehrt, einen der höchsten Orden für Personen, die herausragende Dienste für die Kirche erworben haben.

Seine geistliche Heimat hatte Otto Kocherscheidt bei den Dominikanern, deren Messen in der Augsburger Heilig Kreuz Kirche er zu besuchen pflegte. Die Strecke von seinem Reihenhaus im Stadtteil Göggingen in die Innenstadt pflegte er mit der Straßenbahn oder zu Fuß zurückzulegen. Oft sind wir uns dabei begegnet. Er wird mir fehlen.

Michael Widmann