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Wichtiges
Bericht vom ersten Tag der Frühjahrsvollversammlung 2019

Liebe zur Kirche und kritischer Blick auf die Zeit

30.03.2019

Die Kirche geht, das war der Hintergrund und auch eine wiederholte Feststellung während dieser Vollversammlung, durch schwierige Zeiten. Am markantesten ist die Krise des Missbrauchsskandals, der, so betonte Hildegard Schütz, „momentan weniger aufgrund neuer Fälle sondern vielmehr aufgrund der Wahrnehmung und seiner Auswirkungen im Blick der Öffentlichkeit“ steht. Zugleich sind die Kräfte der Christen in der Politik gefordert, da die Europawahl diesmal nicht nur „im Fokus der öffentlichen Diskussion“ steht, sondern „als Richtungsentscheidung wahrgenommen“ wird, wie die abschließende Erklärung des Diözesanrats feststellte.

Domdekan Prälat Dr. Bertram Meier hatte im Eröffnungsgottesdienst darauf hingewiesen, dass es schon zur üblen Gewohnheit geworden sei,

           

„bei dem Wort ‚Kirche‘ an Krise und Kritik zu denken statt an Dankbarkeit und Freude. Kritik hat ihr Recht und ihre Zeit. Wir brauchen sie, damit die Kirche nicht erstarrt, weder träge wird noch bequem. Aber die Kritik(sucht) darf die Glaubensfreude nicht ersticken. Und vor allem sollte jede Kritik, bevor sie geäußert wird, erst durch das Sieb der Liebe gehen. Das bedeutet: Nur der hat das Recht zur Kritik, wenn er es aus Liebe zur Kirche tut, wenn seine Kritik getragen ist vom Fühlen mit der Kirche (sentire cum Ecclesia). Aufbauende Kritik kann nur von Menschen kommen, denen die Kirche am Herzen liegt.“

Beide, sowohl die Vorsitzende als auch der Bischöfliche Beauftragte des Diözesanrats, gaben dem Missbrauchsskandal und seinen internationalen wie regionalen Dimensionen breiten Raum in ihren Darstellungen. Jüngst war der Abschlussbericht über die Vorfälle im Kinderheim Cassianeum in Donauwörth veröffentlicht worden, der bei aller Schrecklichkeit der Taten zeigte, dass das Bistum Augsburg sich intensiv und ehrlich diesen Fällen und der Prävention zukünftiger stellt. In der Diözese greifen schon seit 10 Jahren Mechanismen der Aufarbeitung früherer Fälle wie der Möglichkeit, neue Fälle auf eine gute Weise zu bearbeiten und alle Mitarbeiter in der Vermeidung weiterer zu schulen, berichtete der stv. Generalvikar. Diese und weitere Maßnahmen entkräfteten „das Vorurteil, Geistliche oder diözesane Angestellte würden im Verdachtsfall ‚geschont‘ oder Fakten verschleiert.“ (siehe dazu ausführlich den unten angehängten Bericht von Prälat Dr. Meier) Vor diesem Hintergrund sagte Hildegard Schütz in ihrem Bericht: „So müssen wir als Laien unter Offenlegung aller Missstände dafür eintreten, dass unsere Kirche nicht ständig undifferenziert als Sündenbock dargestellt wird.“ Fast 60 Prozent der Katholiken dächten nicht an einen Kirchenaustritt, sondern stünden fest zu ihrer Kirche – auch so könne man die jüngst veröffentlichte bundesweite Studie der „Medien-Dienstleistung GmbH“ (MDG) und dem Sinus-Institut lesen, die seitens der Presse umgekehrt dargestellt wurde, nämlich dass 41 Prozent „mehr oder weniger“ mit dem Gedanken eines Kirchenaustritts spielten.

Diözesanratsvorsitzende Hildegard Schütz jedenfalls griff die bedenklichen und zutiefst unchristlichen Phänomene unserer Zeit engagiert auf, etwa die Bemühungen, den § 218a abzuschaffen, und die Tendenzen, die Abtreibung vollends freizugeben. Der Diözesanrat wird sich dem mit einer Fachtagung zum Thema Lebensschutz entgegenstellen: am 7. Juni 2019 wird u.a. Prof. Dr. Eberhard Schockenhoff dazu referieren. Die Veranstaltung findet im Haus Sank Ulrich unter dem Titel „Gott ist ein Freund des Lebens“ statt. Einladungen werden noch versandt.

Auch weitere bedenkliche Entwicklungen aus der Sicht der Bioethik griff Schütz auf, so das Verändern von Erbgut durch die CRISPR/CAS-Methode in China und die Bezahlung eines Tests auf Chromosomenanomalien (z.B. Trisomie 21 – Down-Syndrom) durch die Krankenkassen: „Da keine Therapie möglich ist, kann es nur den Sinn der Abtreibung haben. Das ist eindeutig auf Selektion ausgerichtet“, fügte Schütz ihrem Bericht hinzu. Die Diözesanratsvorsitzende hatte auch die Problematik der Widerspruchslösung bei der Organspende in der Katholischen SonntagsZeitung dargestellt (letzte Ausgabe 2018) und sich gemeinsam mit dem geschäftsführenden Vorstand Kritisch zum Volksbegehren Artenschutz in Bayern positioniert. Auch die „Fridays for Future“ genannten Schülerdemonstrationen für mehr Klimaschutz am Freitag während der Schulzeit sah Schütz kritisch:

          

„Ich persönlich fände die Proteste konsequenter, wenn sie Freitag nachmittags, am Samstag oder in den Ferien stattfinden würden. Sehr positiv finde ich jedoch, dass sich unsere Jugendlichen überhaupt wieder für ein Ziel auf die Straße begeben. Auch Papst Franziskus fand es gut, dass die Schüler protestieren, ‚die eigenen Gründe geltend … machen‘, betonte aber: „Protest allein reicht nicht aus, wir müssen aufbauen und aktiv werden.“ Und das müssten wir gemeinsam tun.“

Einen poetischen Akzent setzte Prälat Dr. Bertram Meier in seiner Funktion als stellvertretender Generalvikar mit seinem Bericht: „Ein Panoramaweg durch unser Bistum“ Er wies zunächst darauf hin, dass nach vier Jahren nun die letzte Runde der Pastoralvisitationen ende und er diese nicht als Einbahnstraße verstanden wissen wolle, sondern sowohl als Bereicherung für die Visitatoren als auch als Ausgangspunkt pastoraler Maßnahmen der Diözese. Auf jeden Fall habe er es als Mangel empfunden, dass der diakonische Auftrag der Pfarreien zu kurz komme. Er sprach von einer Art „diakonischen Demenz“. Denn „Rechtgläubigkeit braucht Glaubwürdigkeit, Lippenbekenntnis will Lebenszeugnis“. Auch Bischof Konrad hat in seinem Hirtenwort zur österlichen Bußzeit daran erinnert. Die Diözese selbst, so berichtete Domdekan Meier, engagiert sich im sozialen Wohnungsbau und stellt dazu erhebliche Mittel zur Verfügung.

Abschließend wagte er einen „letzten Blick, der uns auf dem Panoramaweg durchs Bistum geschenkt wird“, allerdings vorbehaltlich der Entscheidung des Heiligen Vaters, nämlich auf das Angebot des Rücktritts unseres Bischofs an seinem 75. Geburtstag am 7. Juni sowie auf die ggf. erfolgende Verabschiedung am Sonntag, den 7. Juli.
Näheres dazu berichtet die Bischöfliche Pressestelle.

Michael Widmann 

   

Bericht der Diözesanratsvorsitzenden Hildegard Schütz:

 

Bericht des stv. Generalvikars Domdekan Prälat Dr. Bertram Meier: