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Wichtiges
Bundesweite Eröffnung der Misereor-Fastenaktion

Mit dem Hungertuch nach Augsburg

25.02.2023

"Raus aus der Komfortzone, raus aus dem normalen Leben und auf die Straße gehen für unseren Glauben." "Offen sein für Neues." "Unterwegs sein mit netten Menschen und gute Begegnungen." "An die eigene Grenze kommen für eine gute Sache." – Reaktionen von Pilgerinnen und Pilgern auf die Frage, was die Hungertuchwallfahrt für sie bedeute. Eine gute Woche anstrengendes, aber auch bereicherndes Pilgern lagen in dem Moment hinter ihnen.

Anlässlich der diesjährigen Misereor-Fastenaktion pilgerten in der Woche vor der bundesweiten Eröffnung mehrere Dutzend Wallfahrerinnen und Wallfahrer mit dem Hungertuch von Freiburg im Breisgau nach Augsburg. Dabei trotzten sie dem Wetter und legten rund um die Uhr mehr als 300 Kilometer zurück. Auf der Wegstrecke übernachteten sie, wo sie Platz fanden – in Turnhallen, Gemeinden oder Klöstern. 

Das erste Etappenziel auf dem Gebiet des Bistums Augsburg war die Pfarrei St. Paulus in Leipheim. Auf weiteren Etappen näherten sie sich Augsburg von Westen und überquerten in den frühen Samstagmorgenstunden die Stadtgrenze von Augsburg. Am Zielort angekommen feierten die Hungertuch-Wallfahrer gemeinsam mit Bischof Bertram sowie Désiré Kardinal Tsarahazana und Bischof Gabriel Randrianantenaina aus Madagaskar in der Kirche Heilig Kreuz einen Gottesdienst. Bereits zuvor versammelten sie sich um 10.30 Uhr in der Pfarrkirche St. Peter und Paul in Augsburg-Oberhausen zu einem Stationengottesdienst. Hier stieß dann auch die zweite Wallfahrergruppe dazu, die sich in den vergangenen Tagen auf mehreren Etappen von Dinkelsbühl, dem nördlichen Zipfel des Bistums, der Fuggerstadt näherte. Die letzte Etappe gingen sie gemeinsam und zogen unter dem Hungertuch in die Wallfahrtskirche ein.

Der Bischof begrüßte die Pilger und Gäste von Nah und Fern und griff sogleich den Leitgedanken der aktuellen Misereor-Fastenaktion "Frauen. Macht. Veränderung." auf und stellte ihn in eine Reihe mit früheren, die nie etwas Weichgespültes hatten, sondern immer Ecken und Kanten. "Lassen wir uns vom Herrn, von Jesus, inspirieren und provozieren. Gehen wir mit ihm den Weg mit und gehen wir ihn mit ihm weiter", sprach er den Hungertuchpilgern zu. In seiner Predigt brachte er es mit einem Dreischritt auf den Punkt: Alle Wege beginnen mit dem Stehen zum Herrn, dem Gehen mit dem Herrn und dem Knien vor dem Herrn. Aus der Frage im Titel des Hungertuchs "Was ist uns heilig?" formulierte Bischof Bertram eine weitere Frage mit Blick auf die auch innerhalb der Kirche herrschende Atmosphäre: "Wie ehrfürchtig und respektvoll gehen wir miteinander um?" Sein Wunsch: "Mehr Wortabrüstung und Empathie (...) Errichten wir Brücken zueinander."

Ein Wunsch, mit dem er vielen Hungertuchpilgerinnen und -pilgern sicher aus der Seele spricht. Auf ihrem Weg mit dabei hatten sie nämlich nicht nur Proviant und Wechselklamotten, sondern auch die Botschaften Misereors und das große Hungertuch, gestaltet von dem aus Nigeria stammenden Künstler Emeka Udemba. Das Hungertuch ist zentraler Bestandteil der Misereor-Fastenaktion und trägt den Titel „Was ist uns heilig?“.

 

Das Misereor-Hungertuch 2023/2024

Klima, Kriege, Pandemien: Die komplexen Multikrisen unserer Tage führen uns vor Augen, wo die Schwachstellen unserer politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Strukturen liegen. Auch wenn einzelne Krisen sich immer stärker untereinander verzahnen und gegenseitig verstärken, ist und bleibt die Klimakrise die fundamentale Frage unseres Überlebens. Dieses Szenario zeichnet auch das Hungertuch von Emeka Udemba. Sein farbenstarkes Bild ist als Collage aus vielen Schichten ausgerissener Zeitungsschnipsel, Kleber und Acryl aufgebaut: Nachrichten, Infos, Fakten, Fakes - Schicht um Schicht reißt und klebt der Künstler diese Fragmente und komponiert aus ihnen etwas Neues. In einen freien rötlichen Raum ohne Horizont hineingesetzt, ragen zwei Unterarm- und Hand-Paare offen in die Fläche hinein: Ihre Hände berühren sachte die Erdkugel, die sie gemeinsam halten, ihr aber auch Spielraum lassen. Die Kugel bleibt in der Schwebe von Halten und Loslassen, Schutz und Preisgabe. Rollt die Kugel im nächsten Moment nach links unten in den roten aufgeheizten Raum hinein? Wird sie kippen wie unser Klima? Die Erdkugel, gute Schöpfung und Heimatplanet oder Spielball verschiedener Interessen?

Der Künstler

Emeka Udemba, 1968 geboren in Enugu (Nigeria), studierte Kunst an der Universität von Lagos, ein Künstler und Aktivist, der im Süden Deutschlands lebt und arbeitet, global unterwegs ist und viele Facetten des kulturellen und sozialen Engagements in Süd und Nord kennt. Von der Biennale in Dakar bis zur Documenta Kassel hat er an Ausstellungen weltweit teilgenommen und zeigt seine Werke auf allen Kontinenten. Mit seiner Kunst verbindet Udemba verschiedene Medien und nutzt die Überschneidung von Bildern und Strukturen als Mittel. Er versucht damit einen tieferen Einblick in die Art und Weise zu gewinnen, wie wir miteinander kommunizieren, wie wir Identität und Kultur formulieren - und wie diese Elemente unser kollektives Bewusstsein beeinflussen.