„Mit Gott sind wir vor Überraschungen nie sicher“
Beim Pontifikalamt zur Frauenwallfahrt stellte Bischof Bertram den hl. Josef als vorbildhaften Familien- und Adoptivvater vor. Er griff Aspekte aus dem Leben des Ziehvaters Jesu sowie des hl. Ulrich auf und deutete deren wegweisende Botschaft für das Leben von Gläubigen heute. Den Frauen versicherte er, mit Gott nie vor Überraschungen sicher zu sein. Bereits gestern Abend feierte Domkapitular Harald Heinrich die traditionelle Messe zur Männerwallfahrt.
„Ein idealer Vater – ja, das wäre Josef auch heute noch: Ein Mann, der Verantwortung übernimmt für Frau und Kind, wenn sie es am nötigsten haben. Der sich mit seiner Hände Arbeit für ihren Unterhalt einsetzt, zuverlässig und ohne viel von sich reden zu machen“, stellte Bischof Bertram den Heiligen in seiner Predigt vor. Auch wenn die geheimnisvolle und göttlich gewirkte Empfängnis für den einfachen Zimmermann aus Nazareth „eine richtig schwere Nuss“ und „Belastungsprobe für seinen Glauben“ gewesen sei, so sei er nicht außer Rand und Band geraten. „Statt sich beleidigt zurückzuziehen oder gar Maria öffentlich anzuprangern“, sei Josef in sich gegangen. „Er überlegte, bevor er handelte – und bezog Gott in seine Überlegungen mit ein.“ Diese Tugend und Haltung sei heute selten geworden. Sie lohne sich aber „auch und gerade im Rahmen der traditionellen Frauenwallfahrt“, in den Blick zu nehmen, betonte der Bischof.
Hinsichtlich des synodalen Weges und aktuell diskutierter kirchlicher Fragestellungen ermunterte Bischof Bertram die rund 100 Frauen und Engagierten aus den Zweigvereinen des Frauenbunds auf Gott zu vertrauen: „Ich weiß nicht, was passieren wird, aber mit Gott sind wir vor Überraschungen nie sicher“. In Bezug auf die Berufung von Frauen und die Besetzung von Leitungspositionen wandte er sich mit einer Bitte an sie: „Fördern Sie sich als Frauen auch gegenseitig.“ Frauen in Leitungspositionen seien bei den eigenen Geschlechtsgenossinnen oft umstritten, gab der Bischof eigene Erfahrungen wider.
Predigt von Bischof Dr. Bertram Meier zur Frauenwallfahrt am 7. Juli 2021
Am Vorabend hatte Domkapitular Harald Heinrich gemeinsam mit der Männerseelsorge des Bistums die traditionelle Männerwallfahrts-Messe gefeiert. In seiner Predigt stellte er das Josefsmotto der diesjährigen Ulrichswoche in den Mittelpunkt. Die Ähnlichkeiten zwischen dem heiligen Josef und dem Bistumspatron Ulrich seien vielfältig. Nicht umsonst singe man in einem Ulrichslied: „Bleib deiner Kirche väterlicher Schutzherr…“ Zwar werde Josef in der Heiligen Schrift nur knapp charakterisiert, doch könne man dennoch einiges über ihn herauslesen. So qualifiziere ihn die Bibel als „Gerechten“ – „einer also, der sich an Gott ausgerichtet hat; der durchlebt hat, wie es geht, dass es recht wird auf Erden, weil Gottes Vorgaben im gemeinsamen Haus eine Chance bekommen.“
„Unsere Welt sehnt sich doch nach Menschen, die von einer größeren Ökonomie, von den Gesetzmäßigkeiten Gottes nicht nur eine Ahnung haben, sondern davon geformt sind“, betonte der Domkapitular. Einmal gefundene Lösungen gälten zwar nicht für immer, wollten aber doch durchgetragen werden – „im Wissen, dass du auch in der nächsten Krise mit der Treue Gottes und seiner Boten rechnen kannst.“