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Wichtiges
Domkapitel

"Mitbedenken, beraten und gestalten"

07.01.2024

Am Sonntagabend ist der Stadtpfarrer von Kempten Thomas Rauch im Rahmen einer feierlichen Pontifikalvesper im Hohen Dom in das Domkapitel eingeführt worden. In seiner Predigt bedankte sich Bischof Bertram für das Engagement des Neumitglieds und des ganzen Kapitels – und forderte dazu auf, Christus als Mitte der Kirche nicht „zuzuparken“.

In Bezugnahme auf Papst Franziskus betonte der Bischof, dass es viele Christen gebe, die „in der Kirche einen schönen Parkplatz gefunden haben“ – „ein Parkplatz, der das Leben beschützt, und sie machen mit allen möglichen Versicherungen weiter.“ Zwar brauche es unbedingt fixe Orientierungspunkte und eine Mitte, die zusammenhalte, doch sei diese bereits durch Jesus Christus und das Evangelium gegeben. Christus wiederum habe „auf dem Weg“ gewirkt als guter Hirte, der stets zu den Menschen und mit ihnen ging.

Vor diesem Hintergrund dürfe der Platz im Chorgestühl des Hohen Doms auch kein „guter Parkplatz“ für den neuernannten Domkapitular sein, so Bischof Bertram. Stattdessen solle es ein Ort werden, von dem er „die Wege und Aufbrüche in unserem Bistum mitbedenken, beraten und gestalten“ solle. Für die Kirche von Augsburg müsse ganz besonders Gottes Aufruf zur Bewegung gelten: „Fürchtet euch nicht! Das haben wir an Weihnachten oft gehört. Damit sind wir persönlich gemeint: Verkriech dich nicht in deiner Angst!“

Wer Seelsorge betreiben wolle, müsse selber beseelt sein – so, wie auch das Domkapitel dem Dom eine Seele gäbe und den Bischof berate und unterstütze: „Ich danke Euch, liebe Mitbrüder, für alle Dienste, die Ihr tut: für die Spendung der Sakramente - vor allem der Firmung, für die Vertretung bei Jubiläen und Festgottesdiensten, für Euer Engagement in den Gremien, Gruppen und Verbänden!“ Als Christ, egal ob geweiht oder nicht, müsse man diesen Schwung und diese Bewegung erhalten: „Treten wir heraus aus der Komfortzone und wagen wir uns hinein ins konkrete Leben, wo die Menschen auf uns warten […] Parken wir Jesus nicht zu, öffnen wir ihm Türen und Herzen, damit er bei uns ankommen kann!“

Bischof Bertram bei der Predigt.

Bischof Bertram bei der Predigt.

Im Laufe der Pontifikalvesper wurde Thomas Rauch feierlich in das Domkapitel eingeführt. Dazu bekräftigte er im Glaubensbekenntnis seine Treue zur kirchlichen Lehre und legte mit der Hand auf dem Evangelium den Amtseid als Domkapitular ab. Im Anschluss erhielt er von Bischof Bertram Birett und Brustkreuz als Zeichen seiner neuen Würde und wurde an seinen Platz im Chorgestühl des Doms geleitet.

Das Domkapitel besteht aus zehn aktiven Mitgliedern und ist eine eigene Körperschaft des Rechts. Es unterstützt und berät den Bischof in seinen Aufgaben und ist für die Wahrung der Liturgie im Dom zuständig. Die Bestellung neuer Domkapitulare geschieht stets im Wechsel – entweder durch die freie Übertragung durch den Bischof nach Anhörung des Domkapitels oder durch die Wahl des Domkapitels, die der Bestätigung durch den Bischof bedarf. Der Leiter des Domkapitels ist der Dompropst mit dem Domdekan als seinem Stellvertreter. Im Moment üben Weihbischof Dr. Dr. Anton Losinger und Generalvikar Monsignore Dr. Wolfgang Hacker diese Ämter aus.

Thomas Rauch wurde 1967 in Buchloe geboren und wuchs in Kaufbeuren auf. Nach seiner Priesterweihe 1995 war er zunächst als Kaplan in Weilheim tätig, bevor er von 1997 bis 2000 als Bischofssekretär und Domvikar unter Bischof Viktor Josef Dammertz diente. Im Anschluss war er lange Jahre als Stadtpfarrer in Landsberg, Dompfarrer und Stadtpfarrer in Bobingen tätig. In dieser Zeit wirkte er auch als Dekan von Landsberg und Schwabmünchen. Seit Oktober 2022 ist Thomas Rauch Stadtpfarrer der Pfarrei Kempten St. Lorenz und Leiter der Cityseelsorge in Kempten. Im Domkapitel folgt er auf Dr. Andreas Magg nach, der nach seiner Wahl zum bayerischen Landescaritasdirektor auf sein Kanonikat verzichtet hatte. Ein Portrait von Domkapitular Rauch aus seiner Zeit als Stadtpfarrer von Bobingen finden Sie hier.