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Adveniat-Aktion: Aufruf zur Weihnachtskollekte und Interview mit Bischof Rafael Cob García aus Ecuador

23.12.2016

An Heiligabend und dem 1. Weihnachtsfeiertag rufen die deutschen Bischöfe wieder zur Kollekte für das Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat auf. Heuer steht die Amazonas-Region im Mittelpunkt der Aktion. Bischof Rafael Cob García aus Ecuador war daher zu Gast im Bistum Augsburg. Mit nur 20 Priestern betreut er das Apostolische Vikariat Puyo, ein Gebiet, das mehr als doppelt so groß ist wie die Diözese Augsburg. Romana Kröling hat mit Bischof Rafael Cob García gesprochen – über Ecuador, die Probleme der Bevölkerung und die Rolle der Kirche.

 

Das Vikariat Puyo ist dünn besiedelt, viele indigene Dörfer sind nicht an das Straßennetz angebunden und wenn doch, sind diese bei Regen oft nicht befahrbar. Doch das sind bei weitem nicht die größten Probleme, mit denen die Bevölkerung zu kämpfen hat. Die maßlose Ausbeutung der Natur durch große Unternehmen zerstört nicht nur die Lebensräume vieler Tierarten, sondern beraubt auch viele indigene Gemeinschaften ihrer Heimat.

Herr Bischof, Sie stammen ja ursprünglich aus Spanien. Was hat Sie dazu bewogen, als Missionar nach Ecuador zu gehen?

Ich bin nach Ecuador gegangen, weil mir geschrieben wurde und ich auch gelesen habe, wie dringend Priester in dem Vikariat, in dem ich jetzt arbeite, gebraucht werden. Und natürlich wegen der missionarischen Berufung, die ich in mir gespürt habe, den Bedürftigsten und Ärmsten dieser Welt zu helfen.

Was sind denn die größten Herausforderungen in Ecuador?

Bischof Rafael Cob García. (Foto: Romana Kröling / pba)

Natürlich ist es sehr wichtig, Arbeitsplätze zu schaffen, weil die Armut groß ist. Vor allem aber ist Ecuador ein Land, das dringend eine Bewusstseinsbildung mit Blick auf die wirtschaftlichen, kulturellen und ethischen Notwendigkeiten braucht. Obwohl man in den letzten Jahren in den Gebieten Gesundheit und Bildung große Fortschritte gemacht hat, ist dies nach wie vor wichtig. Die Menschen müssen erkennen, wie wichtig es ist, zusammen zu arbeiten. Nur so können die natürlichen Reichtümer, die in Ecuador vorhanden sind, bewahrt werden. Denn obwohl es ein sehr kleines Land ist, hat es eine unglaubliche natürliche Vielfalt: Es gibt die Küste, es gibt das Hochgebirge und es gibt den Urwald, das Tiefland des Amazonas.

Vor gut einem Jahr war Papst Franziskus in Ecuador und hat auch mit Politikern gesprochen. Was hat sein Besuch bewirkt?

Papst Franziskus hat die Politiker darauf hingewiesen, weniger an das eigene Wohl zu denken als an das gemeinsame Wohl und an Mitverantwortung. Ich glaube, dass er einiges dazu beigetragen hat, die angespannte Situation ein wenig zu beruhigen, um die Einheit in Ecuador wieder zu leben. Dies ist wichtig angesichts der ernsten Probleme, die dieses Land hat.

Angespannte Situation… ?

Vor allem weil die Regierung sehr hohe Steuern eingeführt hat, die das Volk belasten, und einige Gesetze in den Kongress eingebracht hat, die die Situation der Bevölkerung unter Druck gesetzt hat. Da die Regierung die Mehrheit im Kongress hat, hat sie Gesetze eingebracht, die aber nicht die Mehrheit im Volk widerspiegeln. Und dadurch gab es Konfrontationen. Da es im Februar Neuwahlen gibt, hoffen wir auf eine neue Bewusstseinsbildung der Bevölkerung genau für diesen Moment der Wahl, nämlich das Bewusstsein, dass sie das Schicksal durch ihre Stimme selbst in die Hand nehmen können.

In Ihrem Vikariat gibt es die Gemeinde Sarayaku, die auch als das „rebellische Dorf“ bekannt ist. Was steckt dahinter?

Es handelt sich um eine indigene Gemeinschaft, die fest in ihren Überzeugungen stand. Sie hat sich gegen das Handeln der Regierung gestellt, die das Gebiet und seine Rohstoffe von Energiekonzernen ausbeuten lassen wollte, ohne auf den Willen des Volkes zu hören.

Was ist daran so besonders?

Diese Gemeinde hat sich dadurch ausgezeichnet, dass sie sich besonders gut organisieren konnte und es geschafft hat, sich Hilfe von außen zu holen, um sich zur Wehr zu setzen und ihre Anliegen vorzutragen. Bei der Organisation des Sich-zur-Wehr-Setzens hat die örtliche Kirche, also die Pastoralhelfer, Katecheten und Priester das indigene Volk gut unterstützt. Und die Hauptarbeit, der Haupterfolg lag eben in diesem organisatorischen Anteil.

Was erhoffen Sie sich von der Adveniat-Aktion und Ihrem Besuch in Deutschland?

Es geht darum, dass wir uns gegenseitig immer mehr kennenlernen. Wir wollen der deutschen Kirche unsere Situation in der ecuadorianischen Kirche bewusst machen. Die geschwisterliche Verbundenheit wurde in den letzten Jahren verstärkt, zum Beispiel auch durch den Austausch jugendlicher Freiwilliger, die dort im Einsatz waren und natürlich umgekehrt von ecuadorianischen Jugendlichen, die in Deutschland einige Zeit verbringen. Entscheidend ist natürlich auch, dass wir uns durch das gegenseitige Kennenlernen auch emotional immer näher kommen, uns besser verstehen, uns austauschen und uns so dann auch gegenseitig unterstützen können.

 

Wer die Arbeit von Bischof Rafael Cob García und der Katholischen Kirche in Ecuador unterstützen möchte, kann dies mit einer Spende tun: 

Bischöfliche Aktion Adveniat e.V.

IBAN-Code: DE03 3606 0295 0000 0173 45

Verwendungszweck: Indigenenpastoral ECU