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Wichtiges
Der Papst begegnet Repräsentanten der Muslimischen Gemeinde

„Als Menschen des Glaubens gemeinsam Zeugnis geben“

23.09.2011

Berlin (dbk). Zu Beginn seines zweiten Besuchstags hat Papst Benedikt XVI. am Donnerstagmorgen 15 Repräsentanten der Muslime in Deutschland getroffen. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Dr. Robert Zollitsch, betonte in seiner Begrüßung in der Apostolischen Nuntiatur in Berlin, sowohl dem Papst wie den deutschen Bischöfen liege sehr an einem guten Zusammenleben der Menschen verschiedener Religionszugehörigkeit und an einem freimütigen interreligiösen Gespräch.

Der Papst rief Muslime und Christen zu einer fruchtbaren Zusammenarbeit auf. „Als Menschen des Glaubens können wir, von unseren jeweiligen Überzeugungen ausgehend, ein wichtiges Zeugnis in vielen entscheidenden Bereichen des gesellschaftlichen Lebens geben.“ Er denke dabei etwa an den Schutz der Familie auf Grundlage der Ehegemeinschaft, die Ehrfurcht vor dem Leben in jeder Phase seines natürlichen Verlaufs, und die Förderung sozialer Gerechtigkeit. Dazu sei es auch notwendig, „im Dialog und in der gegenseitigen Wertschätzung zu wachsen“.

Außerdem hob der Benedikt XVI. die Bedeutung des Rechts auf freie, öffentliche Religionsausübung hervor. „In einer überwiegend pluralistischen Gesellschaft wird dieser Anspruch nicht bedeutungslos.“ Allerdings müsse darauf geachtet werden, „dass der Respekt gegenüber den anderen stets gewahrt bleibt“. Dieser wachse nur auf der Basis des Einvernehmens über einige unveräußerliche Werte, vor allem die unverletzliche Würde jeder einzelnen Person. Dieses Einvernehmen schränke den Ausdruck der verschiedenen Religionen nicht ein. „Im Gegenteil erlaubt es jedem Menschen, konstruktiv zu bezeugen, woran er glaubt, ohne sich dem Vergleich mit dem anderen zu entziehen“, sagte Benedikt XVI.

Khorchide: Barmherzigkeit und Liebe gemeinsames Gottes-Kriterium

Der islamische Religionspädagoge Prof. Mouhanad Khorchide dankte dem Papst für diese zweite Begegnung mit deutschen Muslimen nach dem Weltjugendtag 2005 in Köln. Damit setze er „ein weiteres wichtiges Zeichen für das friedliche Miteinander von Christen und Muslimen“. Außerdem würdigte Khorchide das im Vatikan im Jahr 2008 ins Leben gerufene katholisch-muslimische Forum als wichtige Plattform für den Dialog. Auch die sich derzeit an mehreren deutschen Universitäten etablierende islamische Theologie öffne den Raum für einen sachlichen Austausch mit den christlichen Theologien.

„Wir, Muslime und Christen, betonen in unseren Begegnungen, dass wir an denselben Gott glauben, an den Gott von Abraham, Isaak, Jakob und Ismael“, sagte der Wissenschaftler. Wegen der Bandbreite an Gottesvorstellungen auch innerhalb der Religionsgemeinschaften werde jedoch ein Kriterium dafür benötigt, „um zu wissen, ob wir überhaupt von Gott sprechen und nicht von einer subjektiven oder gar politischen Projektion“. Der Professor beschrieb die Barmherzigkeit als die herausragende „Selbstbeschreibung Gottes im Koran“. Diese habe einen dialogischen Charakter. Der Mensch selbst könne sie hervorrufen, indem er barmherzig und gütig handle. Wo dies geschehe, dort sei Gott. Dem entspreche die christliche Rede von Gott als der Liebe. Barmherzigkeit und Liebe seien daher „das Kriterium, das wir Muslime und Christen miteinander teilen, um zwischen einem göttlichen und einem nicht göttlichen Angebot zu unterscheiden“.

Zu den muslimischen Teilnehmern der Begegnung gehörten Aiman Mazyek, Vorsitzender des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Dr. Ali Dere, Vorstandsvorsitzender der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (DITIB), Mustafa Klanco von der Islamischen Gemeinschaft der Bosniaken in Deutschland, Seyfi Öğütlü, Generalsekretär des Verbands Islamischer Kulturzentren, je eine Mitarbeiterin der Caritas Gelsenkirchen und der Geschäftsstelle der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Frankfurt/Main sowie mehrere islamische Religionspädagogen.

Mehr Informationen zum interreligiösen Dialog zwischen katholischer Kirche und Islam

Liste der Vertreter der Muslime bei der Begegnung