Apostolischer Nuntius spricht über die Herausforderungen der Kirche heute

Augsburg (pba). Bischof Dr. Konrad Zdarsa hat gestern Abend zahlreiche Vertreter aus Kirche, Politik, Wirtschaft und dem gesellschaftlichen Leben zum Jahresempfang im Haus St. Ulrich begrüßt. „Ich freue mich sehr, dass Sie der Einladung gefolgt sind“, richtete sich Bischof Konrad an die rund 400 Gäste. Für den Bischof war dies ein deutlicher Beweis, dass die Kirche von Augsburg „lebendig mit dem Leben der Menschen verbunden ist“. Den Festvortrag hielt der Apostolische Nuntius in Deutschland, Erzbischof Dr. Nikola Eterović, der über die Herausforderungen für die Kirche im 21. Jahrhundert sprach. Mit Erzbischof Eterović sei ein weitgereister Diplomat, der „bestens vertraut ist mit den Herausforderungen der Kirche“, nach Augsburg gekommen, stellte Bischof Konrad den Ehrengast vor. Er nutze seinen Besuch auch dazu, Diözese und Stadt besser kennenzulernen.
Einen ersten schlaglichtartigen Eindruck, wie vielfältig sich das Leben im Bistum darstellt, vermittelte ein „inhaltsreicher Streifzug durch unsere Diözese in Wort und Bild“, brachte der Bischof den stimmungsvollen und informativen Filmbeitrag des Sankt Ulrich Verlags auf einen Nenner.
In seinem Festvortrag stellte der aus Kroatien stammende Vertreter des Papstes in Berlin drei zentrale Herausforderungen in den Vordergrund: Die Evangelisierung in der säkularisierten Welt, die Religionsfreiheit und der Einsatz für den Frieden sowie das soziale Handeln und die Caritas der katholischen Kirche. Dabei betonte der Apostolische Nuntius zu Beginn seiner Rede, dass „die Kirche in ihrer Natur missionarisch“ sei und die Frohe Botschaft zu allen Nationen bringen müsse. Adressaten der christlichen Botschaft dürften daher nicht nur die „normalen“ Gläubigen sein, sondern es müssten auch jene angesprochen werden, die der Kirche fernstehen oder die Jesus Christus nicht kennen oder ablehnen. „Dies ist nicht mit Trägheit oder nur mit Tradition zu machen, sondern mit einer neuen missionarischen und pastoralen Dynamik“, so Erzbischof Eterović. Als positives Beispiel für eine „bemerkenswerte pastorale Kreativität“ verwies er auf die sogenannte Citypastoral in den großen Städten Europas.
Christenpflicht: Einsatz für stabilen, gerechten und dauerhaften Frieden
Mit Blick auf die aktuellen und vergangenen Konflikte, Krisen und Kriege weltweit sprach der Nuntius zudem über den friedenstiftenden Charakter kirchlichen Handelns. „Der Friede, das Geschenk des auferstandenen Herrn, ist gleichsam die Aufgabe der Christen, sei es als Person, sei es als Glieder der kirchlichen Gemeinschaft“, erklärte der Erzbischof. Daher sei laut Nuntius eine gute Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Religionen als positiver Faktor in den Beziehungen zwischen den Personen und Nationen heute ohne Alternative. Denn dies könne Politikern und anderen Menschen guten Willens als Anreiz dienen, so schnell wie möglich Lösungen für einen stabilen, gerechten und dauerhaften Frieden zu finden.
Eine wichtige Rolle neben der Evangelisierung spielt die Kirche seit jeher in der Förderung des Menschen, bekräftigte Erzbischof Eterović. „Die Verkündigung des Evangeliums war immer verbunden mit der Pflege der ganzheitlichen Förderung der menschlichen Person, vor allem mittels der Bildung und des Gesundheitswesens.“ Auf das in diesen zutiefst kirchlichen Handlungen zugrunde gelegte Gebot der Gottes- und Nächstenliebe angemessen zu antworten, bleibe deshalb die große Herausforderung der Kirche heute, setzte der Nuntius als Aufforderung an das Ende seiner Ausführungen.
Bischof Konrad knüpfte daran in seinen Dankesworten an und forderte die anwesenden Gäste auf, sich durch das einfache Wort und die einfache Tat „als die Nächsten aller zu erweisen“. Denn es sei die Aufgabe eines jeden Einzelnen, die großen weltkirchlichen Herausforderungen auf die Ortskirche herunter zu brechen. Für die musikalische Gestaltung des Abends sorgte das Duo Peter Bader (Klavier) und Christian Elin (Saxophon) mit Stücken, die den Bogen von der Barockzeit bis hin zu zeitgenössischer Musik spannte.