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"Den Menschen zur Entfaltung bringen" - Martin Knöferl, Leiter der Koordinationsstelle für Supervision, über den Wert von kompetenter Begleitung für Leben und Beruf

Martin Knöferl stellt das von ihm gefertigte Kreuz ganz bewusst in die Mitte seiner Arbeit.
Martin Knöferl stellt das von ihm gefertigte Kreuz ganz bewusst in die Mitte seiner Arbeit., © Nicolas Schnall
03.06.2013

Augsburg (pba). Mehr als 1000 Gespräche hat er inzwischen geführt. Mehr als 100 Supervisionsprozesse von Einzelpersonen, Gruppen und Teams, Priestern und Diakonen, Religionslehrern, Pastoral- und Gemeindereferenten, Pfarrhelferinnen und Pfarrhelfer begleitet: eine eindrucksvolle Bilanz. Martin Knöferl ist Leiter der Koordinationsstelle für Supervision und damit ein wichtiger Teil der Personalentwicklung im Bistum Augsburg.

"Das machen doch nur ein paar Spinner, die Normalen brauchen so etwas nicht." Früher bekam er das landauf landab häufiger zu hören. Die passende Antwort darauf hat er schnell parat: "Supervision ist kein therapeutisches Mittel, sondern ein Professionalisierungsinstrument", räumt Martin Knöferl mit einem Missverständnis auf.

Auch heute sind längst nicht alle Vorurteile gegenüber der Tätigkeit von Supervisoren restlos abgebaut. "Aber es ist kein Randphänomen mehr", freut er sich über die gestiegene Resonanz. Was in medizinischen, sozialen, pädagogischen und pastoralen Berufen nicht mehr wegzudenken sei, fasse auch in der Wirtschaft unter Führungskräften immer mehr Fuß.

"Ein wirkliches Gut"

Seit der damalige Gemeindereferent die Stelle vor sechs Jahren antrat, hat sich die Zahl der neu begonnenen Begleitprozesse von damals 36 auf 72 im vergangenen Jahr verdoppelt. Doch es sind weniger die nüchternen Zahlen: "Mehr Freude an der Arbeit spüren", "neue Sichtweisen gewinnen", "handlungsaktiver werden" - das ist, was für Knöferl am Ende zählt. Der 52-jährige Religionspädagoge ist davon überzeugt, dass "jede und jeder einen Gewinn daraus zieht". Supervision sei zwar "kein Allheilmittel, aber es ist ein wirkliches Gut".

Das stellt Knöferl, der bereits seit fünfzehn Jahren als Supervisor Menschen in Krisen und Umbruchszeiten begleitet, in jedem einzelnen Gespräch fest. Dabei verlaufe dieses nie nach dem gleichen Schema. Nicht nur jeder Supervisor habe seinen eigenen Stil, auch jede begleitete Person (Supervisand) oder Gruppe bringe ganz unterschiedliche Voraussetzungen mit. Ziel müsse es stets sein, "den Begabungen nachzuspüren und in den Menschen zur Entfaltung zu bringen". Die Botschaft einer jeden Supervision im kirchlichen Kontext: "In der Pastoral bist Du das wichtigste Werkzeug."

Daher stellt er auch ganz bewusst das Kreuz in die Mitte seiner Arbeit. Für den passionierten Holz-Glas-Künstler, der in Hörzhausen bei Schrobenhausen sogar eine eigene Werkstatt mit Atelier hat, darf es natürlich kein beliebiges sein. Mit seiner romanischen Form soll es den Betrachter hin zur Mitte, zum Wesentlichen führen. Eine Spur legen, die Fragen aufwirft: "Was ist mir wirklich wichtig? Wozu glaube ich, bin ich da? Was gibt meinem Leben Sinn?"

Existenzielle Herausforderung

Bei der Supervision gehe es weniger um Handlungsanweisungen als vielmehr um Selbstvertrauen und Selbstvergewisserung, Freude und Gelingen. Was im ersten Moment sehr theoretisch klingen mag, wird für viele ganz schnell zur existenziellen Herausforderung. "Es geht um die Berufung, um das Charisma jedes Einzelnen". Deshalb ist Supervision für Knöferl ohne Glauben beziehungsweise außerhalb des christlichen Gottes- und Menschenbildes nicht zu machen. Schließlich bedeutet für ihn professionell zu handeln – und zwar in allen Lebens- und Arbeitsbereichen – nichts anderes, als "seiner Berufung entsprechend etwas gern und gut tun".

"Ein Supervisor ist kein Überwacher, der einem sagt, wie es richtig geht", erklärt Knöferl. Aufgabe des Supervisors sei es, neue Wahrnehmungsräume zu schaffen, Lebenssituationen zu verdeutlichen. "Die Lösung von Problemen und Konflikten legen die Menschen selbst frei", erklärt der Leiter der Koordinationsstelle, der sich und seine Kolleginnen und Kollegen gerne auch als „Resonanzkörper“ bezeichnet, die zusammen mit den Supervisanden "gute Aussichten entwickeln".

Mehr als dreißig Frauen und Männer gehören bistumsweit zur Fachgruppe Supervision. Hauptberuflich, nebenberuflich oder freiberuflich stehen sie für sämtliche pastorale Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als Ansprechpartner zur Verfügung. Mit ihren erworbenen Kompetenzen und Fähigkeiten stellen sie sich auch weit über die Kirche hinaus in ganz unterschiedlicher Weise in den Dienst des Gemeinwohls. Die Bistumsleitung unterstreicht den großen Wert dieser Arbeit, indem sie derzeit vier Priester für die dreijährige Ausbildung zum Supervisor teils sogar freigestellt hat.

Mehr Informationen rund um das Thema „Supervision“ erhalten Sie direkt bei Martin Knöferl unter 0821/3166-665, martin.knoeferl@bistum-augsburg.de oder auf den Internetseiten der Koordinationsstelle.

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