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Wichtiges
Gottesdienst mit Bischof Bertram

Die Kirche: eine ganz besondere GmbH

19.04.2020

Der Apostolische Administrator und ernannte Bischof Dr. Bertram Meier hat die Kirche als GmbH bezeichnet, als eine apostolische Gemeinschaft mit begründeter Hoffnung. Ihr Auftrag: Suchenden Halt bieten in all ihren Fragen und Zweifeln und auch selbst eine Suchgemeinschaft sein.

„Das globale Phänomen der Corona-Pandemie ist für mich - biblisch gesprochen - ein Zeichen der Zeit“, betonte Bischof Bertram heute in seiner Predigt in der Kapelle des Bischofshauses. Auch in der Kirche könne es danach ein „weiter so“ nicht geben. Wie zur Zeit der frühen Christen an der ersten Jahrhundertwende sei es auch heute für die Kirche als „GmbH“ wichtig, eine Gemeinschaft im Glauben zu sein und der wachsenden Zahl der Suchenden, und zwar auch „drinnen, mitten unter uns, in der Kirche“ beizustehen. Der Glaube sei kein ererbtes Eigentum, sondern ein Weg mit Gipfeln und Tälern. Bischof Bertram: „Da müssen wir als Kirche mitgehen - im wahrsten Sinn des Wortes. Da dürfen wir nicht unsere Inneneinrichtung pflegen oder gar Nabelschau betreiben“. Das helfe keinem. „Die Suchenden von heute - ob drinnen oder draußen - brauchen eine Kirche, die begleitet: eine Kirche, die nicht selbstsicher die eigenen Interessen und Privilegien pflegt, sondern sich selbst als Suchgemeinschaft versteht.“

 
Bischof Bertram verdeutlichte das am Beispiel des Apostels Thomas. Er hätte auch eine Ich-AG seines eigenen Glaubens gründen können. Aber Ostern habe sich ihm in einer apostolischen Gemeinschaft mit begründeter Hoffnung, in der GmbH der Kirche erschlossen. Auch heute stelle sich die Glaubensfrage, die schon damals Thomas gestellt habe: „Wo finde ich heute solche Zeugen? Wo finde ich Zeugen, die miteinander aus der Auferstehung Jesu Christi leben und sich in seinem Geist versammeln?“ Dabei gehe es vor allem um das Sehen. „Gerade die Menschen von heute wollen etwas ,sehen’ von unserem Glauben“, betonte der ernannte Bischof. „Sie wollen ,sehen’, wie es bestellt ist um das große Wort der Liebe, das wir Kirchenleute so gern im Mund führen.“

 
Es gehe also um unsere Glaubwürdigkeit als Kirche. Auch Thomas sei seinen Weg damals nicht allein gegangen. Er habe seine Fragen und Zweifel in die Gemeinschaft gebracht. Und solche „Klopfzeichen“, wie Bischof Bertram sie mit Bezug auf Papst Franziskus nannte, gelte es auch heute zu hören, auch außerhalb von Räumen der Kirche, die heute manchmal eher an ein Grab als einen blühenden Garten erinnerten. Deshalb müsse die Kirche, so der Wunsch von Bischof Bertram, den Mut haben, auch ihre Wunden, ihre offenen Flanken und Schwachstellen zu zeigen. „Leben wir Kirche als Suchgemeinschaft!“, ermuntere er seine Gottesdienstgemeinde. „Wir haben die Wahrheit nicht für uns gepachtet. Auch das könnte eine Lehre sein aus Corona, einem Zeichen für diese Zeit.“

 
Zu Beginn des Gottesdienstes erinnerte Bischof Bertram an das Anliegen, das seit dem Jahr 2000 ebenfalls mit dem Sonntag nach Ostern verbunden ist: die Göttliche Barmherzigkeit. Papst Johannes Paul II. hatte dies damals Ende April bei der Heiligsprechung der polnischen Ordensschwester und Mystikerin Faustyna Kowalska, auf die dieses Anliegen zurückgeht, für die Weltkirche so festgelegt. Es sei gut, so Bischof Bertram, in dieser nicht nur vom Coronavirus, sondern auch finanziell, ökonomisch, sozial, auch religiös krisengebeutelten Zeit auf den barmherzigen Jesus zu haben. „Schauen wir heute auf ihn und sprechen wir mit Schwester Faustyna: Jesus, ich vertraue auf Dich“. Auch das Messgewand, das er heute während des Gottesdienst trug, war diesem Motiv gewidmet: Es zeigt die polnische Ordensschwester und Heilige, die auf eine Darstellung des barmherzigen Jesus deutet.