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Wichtiges
Ökumenisches Friedensfest

„Friede beginnt im eigenen Herzen“

08.08.2025

Augsburg (pba). Im Hohen Friedensfest begeht die Stadt Augsburg heuer zum 375. Mal das Gedenken an den 1648 geschlossenen Westfälischen Frieden. Beim ökumenischen Festgottesdienst in St. Anna betonte Bischof Bertram in seiner Predigt, dass Frieden viel Kraft, Mut und Fantasie und Glauben benötige, um möglich und tragfähig gemacht zu werden.

Mit Bezug auf die biblische Erzählung von der Hochzeitsfeier in Kana hob der Bischof in seiner Festpredigt vor, dass das Christentum keine „Religion der Trübsal“ sei: „Die Freude ist nicht verboten, Gott bewahre; im Gegenteil, sie ist der Kern unserer Verkündigung. Unser Glaube ist eine frohe Botschaft, eine Einladung zur echten und wahren Freude, die das Leben in seiner Ganzheit umfasst.“ So zeige es sich auch in den Evangelien, auch wenn Jesus auf die Bitte seiner Mutter hin, etwas gegen den schwindenden Weinvorrat zu tun, zunächst abweisend reagiert.

Maria habe die Not der Festgemeinschaft bemerkt und sich an ihren Sohn im Vertrauen auf dessen Hilfe gewandt: „Dadurch vermittelt sie Sicherheit, freilich nicht nur in Kana, sondern im zweitausendjährigen Leben der Kirche. Genau hingesehen könnte man sagen: Maria ist durch ihre Intervention ein Risiko eingegangen: Hätte Jesus keine Lösung beim Hochzeitsfest anbieten können, dann hätten sich seine Mutter, die Jünger und nicht zuletzt er selbst komplett blamiert und noch mehr Frustration erzeugt. Doch Marias Weg ist derjenige des Vertrauens, das nicht enttäuscht und umso mehr Früchte trägt.“

Bischof Bertram betonte in seiner Predigt, dass Frieden der aktiven Mitarbeit der Menschen bedürfe.

Bischof Bertram betonte in seiner Predigt, dass Frieden der aktiven Mitarbeit der Menschen bedürfe.

In der Geschichte zeige sich, dass Christus seine Macht in den Dienst der Menschen stelle; seine Stärkung der Gemeinschaft von Kana sei letztlich auch eine Stärkung des Friedens dort. Gleichzeitig stelle sich dem modernen Leser aber auch die Frage, inwieweit die Erzählung einer feuchtfröhlichen Hochzeitsfeier noch in eine kriegs- und krisengeschüttelte Zeit wie die heutige passe: „Wer wünscht sich in Kriegsgebieten Wein, wenn nicht einmal einige Tropfen Wasser vorhanden sind?“ Besonders deutlich stehe das Leid der Menschen in Gaza vor Augen, doch auch in der Ukraine und in vielen anderen Teilen der Welt litten Unzählige unter Armut, Hunger und Gewalt: „Jeder Krieg ist ein Versagen der Menschheit und der Menschlichkeit, mit dem wir uns nie abfinden dürfen.“

Die Augsburger Geschichte lehre, dass der Friede gründlicher Arbeit bedarf: „Der Friede zwischen Kirchen, Religionen, Nationen, der Friede in der Gesellschaft ist zwar letztlich ein Gottesgeschenk, aber keine Selbstverständlichkeit. Der Friede braucht unsere aktive Mitwirkung. Engagieren wir uns als Baumeister des Friedens! Und vergessen wir nicht: Der Friede beginnt im eigenen Herzen. Was hilft es, vom großen Frieden zu träumen, wenn wir im Kleinen uneins und verfeindet sind?“ Frieden lebe von wirkungsvollen Taten und soliden Strukturen, die zu konstruktiven Miteinander in gegenseitiger Verantwortung führten. Gleichzeitig sei der Frieden aber auch ein Risiko, wie das diesjährige Thema des Friedensfestes festhalte. „In der Tat gibt es Frieden nicht gratis, er kostet etwas: die Verständigung auf einen Kompromiss und einen Vertrauensvorschuss, nicht selten entgegen der inneren Einstellung. Mag sein, dass uns Menschen deshalb der Krieg näherliegt; ihn vom Zaun zu brechen ist einfacher als ihn zu beenden“, so der Bischof abschließend: „Möge Christus uns stärken, damit wir seine Friedensbotschaft erfolgreich verkünden, umsetzen und leben.“

Zahlreiche Menschen waren zu dem Festgottesdienst in St. Anna zusammengekommen.

Zahlreiche Menschen waren zu dem Festgottesdienst in St. Anna zusammengekommen.

Der Gottesdienst in der evangelischen Stadtpfarrkirche St. Anna wurde ökumenisch von Dekan Frank Kreiselmeier der Evangelischen Landeskirche Bayern sowie katholischerseits durch Stadtdekan Helmut Haug geleitet. Musikalisch gestaltet wurde die ökumenische Feier durch den Madrigalchor bei St. Anna und den Posaunenchor des Dekanatsbezirks Augsburg. St. Anna hat als Gottesdienst wiederum auch eine lange ökumenische Tradition: Im Mittelalter als Karmeliterkirche errichtet, war sie Übernachtungsort Martin Luthers während seines Treffens mit Kardinal Thomas Cajetan und wurde 1525 als eine der ersten Kirchen Augsburgs protestantisch. Die 1518 errichtete Fuggerkapelle inmitten der Kirche blieb jedoch katholisch; bis heute finden dort regelmäßig katholische Messfeiern statt. 1999 wurde der ökumenische Charakter der Kirche noch mehr betont, als Vertreter der katholischen und evangelisch-lutherischen Kirchen weltweit hier zusammenkamen, um die Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre zu unterzeichnen.

Der Westfälische Friede von 1648 setzte dem Grauen des Dreißigjährigen Krieges ein Ende und legte im Konflikt zwischen Katholiken und Protestanten im damaligen Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation fest, dass die durch Kaiser Ferdinand II. erzwungenen Rekatholisierungsmaßnahmen rückgängig zu machen seien. Seit 1650 wurde das Hohe Friedensfest daraufhin jährlich zunächst als rein protestantische Feierlichkeit begangen. Seit 1984 wird das Fest auch offiziell von der katholischen Kirche mitgefeiert. Als deutschlandweites Unikum ist das Hohe Friedensfest im Augsburger Stadtgebiet auch ein staatlicher Feiertag.

Interview von Bischof Bertram mit dem Kölner Domradio zur Bedeutung des Friedensfestes