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Wichtiges
Seelsorge

"In Dörfern kein kirchliches Vakuum schaffen"

04.04.2019

Kempten (pdke). In Kempten wurde gestern Abend das zehnjährige Bestehen des Cityseelsorge-Cafés gefeiert. In seinem Vortrag beleuchtete Prälat Dr. Bertram Meier, Leiter des Bischöflichen Seelsorgeamtes, das Thema „Zukunft der Seelsorge – Seelsorge der Zukunft“. Er ging auch auf die jüngste Kritik des evangelisch-lutherischen Dekans von Kempten an der pastoralen Raumplanung der Diözese ein.

„So wie es Fluglotsen und Schülerlotsen gibt, so brauchen wir Glaubenslotsen. Menschen, die an den Straßen des Lebens stehen, anderen Wegweisungen geben und die die Frage nach Gott wachhalten. Darin liegt meines Erachtens die besondere Chance für die Citypastoral“, würdigte Prälat Meier in seinem Festvortrag im Pfarrsaal von St. Lorenz vor zahlreichen Zuhörern die Bedeutung der Citypastoral. Zuvor hatte der Stadtpfarrer und Leiter der Cityseelsorge Kempten, Monsignore Dr. Bernhard Ehler, in den Abend eingeführt und an die Anfänge des Cafés unter seinem Vorgänger Dr. Michael Lechner erinnert.

Wie Prälat Meier bemerkte, stehe die Kirche heute auf der intellektuellen und sozialen Ebene vor besonderen Herausforderungen. Seelsorger bräuchten besonders viel Zivilcourage. Wichtig sei außerdem die Solidarität mit den Armen und Bedrängten. „Seelsorge ohne Solidarität ist eine Farce. Seelsorge muss an die Peripherie gehen“, machte er klar.

In diesem Zusammenhang wies Meier darauf hin, dass nicht ausschließlich der leitende Pfarrer seelsorgerische Aufgaben erfüllen müsse. „Management“, die Leitung, und „Leadership“, die Führung, müssten nicht vereint sein. Ähnlich wie beim Einsatz von Verwaltungsleiterinnen und –leitern, die im Dekanat Kempten bereits tätig seien und die Pfarrer in der Administration unterstützen, könne dieser gute Ansatz auch in der Pastoral Schule machen, hoffte Meier. „Die Letztverantwortung des Pfarrers heißt nicht gleichzeitig Alleinverantwortung“, betonte er.

Die Seelsorge der Zukunft müsse glaubwürdig bleiben und angetrieben sein von einer spürbaren Menschenliebe, von Güte und Demut, fuhr der Referent fort. Er stellte allerdings klar: „Seelsorge beschäftigt sich nicht nur mit dem ,inner circle’ der Kirche, sondern überschreitet dessen Grenzen.“ Er sei davon überzeugt, dass die Seelsorge der Zukunft nicht umhinkomme, sich das Prinzip der Subsidiarität zu eigen zu machen. Die Seelsorge der Zukunft werde missionarisch und ökumenisch sein.

Prälat Meier, der zugleich Bischofsvikar für Ökumene und interreligiösen Dialog ist, griff in diesem Kontext auch die Kritik an der pastoralen Raumplanung der Diözese auf, die soeben seitens des Dekans des evangelisch-lutherischen Dekanatsbezirks Kempten, Jörg Dittmar, geäußert wurde. Medienberichten zufolge hatte dieser gesagt, die katholische Kirche würde dadurch aus der Fläche verschwinden. Bischofsvikar Meier hingegen hob bei seinem Vortrag hervor: „Im Hinblick auf die Seelsorge sitzen die katholische und die evangelische Kirche in einem Boot. Uns fehlt es an Frauen und Männern, die sich hauptberuflich in den Dienst der Kirche stellen lassen. Die Frage nach der Zukunft treibt uns alle um.“ Was die Diözese Augsburg mit der Raumplanung 2025 umsetze, versuche die evangelische Landeskirche in Bayern mit dem Prozess „Profil und Konzentration“ (PUK).

Eines gelte es klarzustellen, und das sei auch Frucht der Visitationen, die gerade im Bistum durchgeführt werden, so Prälat Meier weiter: „Das Bistum möchte sich nicht aus der Fläche zurückziehen. Im Gegenteil: Wir wollen in den Dörfern kein ,kirchliches Vakuum‘ schaffen.“ Dafür brauche es sowohl die Unterstützung der Frauen und Männer im Ehrenamt durch hauptberufliches Personal als auch die Ergänzung des Territorialprinzips durch Angebote der kategorialen Seelsorge. Bischofsvikar Meier weiter: „Mehr denn je ist heute in der Seelsorge die Ökumene des gemeinsamen Zeugnisses der Christen gefragt. Nur gemeinsam werden wir Salz der Erde und Licht der Welt sein.“ Konkurrenz sei gestern gewesen, jetzt sei das Bewusstsein der Zusammengehörigkeit gefragt. Das beste Beispiel einer gut funktionierenden ökumenischen Zusammenarbeit sei die Notfallseelsorge, betonte Meier.

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