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Wichtiges
Jubiläumsreihe

Katholische Akademie Bayern: Bischof Konrad im Gespräch mit Sachsens Ministerpräsident Tillich

04.05.2017

Nördlingen/Augsburg (pba). Bischof Dr. Konrad Zdarsa und Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich sind gestern Abend die Gäste bei einer Gesprächsrunde im Pfarrzentrum St. Salvator in Nördlingen gewesen. Das Thema lautete „Kirche im säkularisierten Umfeld“. Eingeladen hatte die Katholische Akademie in Bayern, die anlässlich ihres 60-jährigen Bestehens eine Veranstaltungsreihe durch alle bayerischen Bistümer abhält. Moderator war Msgr. Dr. Florian Schuller, Direktor der Katholischen Akademie in Bayern. Vor rund 200 Gästen sprachen Bischof Zdarsa und Ministerpräsident Tillich über ihre eigene Glaubensbiografie sowie über die Rolle der Kirche in Politik und Gesellschaft.

Beide sind als Katholiken in der ehemaligen DDR aufgewachsen. Daher wissen sie aus eigener Erfahrung, was Kirche in einem säkularen oder atheistischen Staat bedeutet. Für Ministerpräsident Tillich war es selbstverständlich, katholisch zu bleiben: „Der Glaube gehört zu meinem Leben. Das ist ein Wertekanon, der mich prägt, der mein Handeln bestimmt.“ Kirchenaustritte seien zu DDR-Zeiten nicht üblich gewesen. „Das war keine Frage der Kirchensteuer, sondern des Glaubens.“ Auch Bischof Konrad ist von Kindesbeinen an vom Katholizismus geprägt: „Das Wichtigste für die Erstkommunion habe ich von meiner Mutter erlernt.“ Obwohl die DDR-Führung alles dafür tat, um die Kirche zu gängeln, verneinte er, dass die Kirche im Osten nur ein Nischendasein führte.

Im Blick auf heute wies Stanislaw auf die steigende Zahl der Katholiken in Sachsen: „Das Bistum Dresden-Meißen wächst. Nicht nur durch Zuzug, sondern auch durch junge Leute, die sich zur Kirche bekennen.“ Die Kirche sei aus dem gesellschaftlichen Leben nicht mehr wegzudenken. „Die Menschen suchen nach einem Anker, nach einem Hort des Miteinanders. Da hat die Kirche viel zu bieten.“ Dennoch sei die Kirche aufgefordert, darüber nachzudenken, wie sie attraktiv bleibt, meint der Ministerpräsident: „Die Kirche muss das Gespräch bereithalten. Der Gläubige ist für die Kirchen sozusagen ein Kunde.“ Die Haltung der Gesprächsbereitschaft hält auch Bischof Konrad für unerlässlich: „Es geht darum, dass wir bereit sind, mit jedem ein Wort zu wechseln und ihn bekannt zu machen mit der Person Christi, dass wir uns zuwenden zu jedermann, dass wir ihm die Freundlichkeit Gottes nahebringen. Von uns ist eine stärkere personenzugewandte Seelsorge erwartet.“

In jüngster Zeit hat es immer wieder Diskussionen gegeben, ob sich die Kirche ins politische Tagesgeschäft einmischen dürfe. Da die Kirche ein gesellschaftlicher Mitgestalter sei, stehe es ihr frei, sich zu äußern, findet Ministerpräsident Tillich. „Die Kirche kann uns gelegentlich auch mahnen. Aber das unliebsame Geschäft der Entscheidungen ist ohnehin den Politikern überlassen.“ Politik ziele laut Bischof Konrad auf die Gemeinschaft der Menschen. Dazu habe die Kirche durchaus etwas zu sagen. „Ich würde mich aber hüten, in ein parteipolitisches Horn zu blasen.“

Beim umstrittenen Thema AfD rief Tillich die Kirche zu mehr Besonnenheit auf: „Wenn man eine politische Diskussion führen will, kann man den Gegner nicht zur Seite schieben. Man kann ihn dadurch entwaffnen, dass man ihn in die Diskussion zwingt.“ Er warnte auch vor Pauschalverurteilungen demokratisch gewählter Regierungsparteien. Als Beispiel nannte er die polnische PiS: „Hier sollte man fragen: Was haben die anderen Parteien falsch gemacht?“ Bischof Konrad betonte, er sei weit davon entfernt, Positionen der AfD zu vertreten. Dennoch sieht er eine überzogene „political correctness“, wie dies auch von AfD-Vertretern moniert wird, kritisch. In der politischen Debatte solle es wieder um Ehrlichkeit, Redlichkeit und Wahrheit gehen.

In der Zukunft sieht Stanislaw Tillich die Kirche weiter als Ansprechpartner. „Wie stark, das liegt an den Gläubigen“, gab er den Zuhörern mit. Bischof Konrad ist sich sicher, dass es ein entschiedenes Christentum geben wird. „Wenn ich die vielen Aufbrüche sehe, gerade in der Jugend, habe ich keinen Grund, über die zukünftige Situation der Kirche besorgt zu sein.“