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Mehr Platz für die Hoffnung: Bischof Konrad segnet „Haus Pater Werenfried“ auf der Fazenda da Esperança

13.12.2016

„Ich kam müde, aber gehe glücklich und erfüllt.“ So wie dem Augsburger Bischof Dr. Konrad Zdarsa ist es am Samstag auf der Fazenda da Esperança auf Gut Bickenried bei Kaufbeuren vielen ergangen. Rund hundert geladene Gäste waren gekommen, um die Einweihung des „Hauses Pater Werenfried“ zu feiern, das die Bewohner mit viel ehrenamtlichem Engagement und Spenden ausgebaut haben. Nach fünf Jahren Bauzeit, die immer wieder von finanziellen Engpässen unterbrochen war, konnte der Ausbau des ehemaligen Stalls nun fertiggestellt werden, so der Leiter des „Hofs der Hoffnung“, Luiz Fernando Braz.

Im Erdgeschoss wurde bereits in der ersten Ausbaustufe vor einigen Jahren ein Lager von „Kirche in Not“ errichtet. Von hier werden Bücher für das internationale christliche Hilfswerk in alle Welt verschickt. Durch diese Arbeit konnte der weitere Ausbau selbst mitfinanziert werden. Im ersten Stock sind fünf große Schlafzimmer, eine Küche und ein Wohnzimmer für Bewohner und vorübergehende Gäste entstanden. Im Dachgeschoss gibt es einen großen Gemeinschaftsraum, in dem auch der Festgottesdienst mit dem Bischof stattfand. In seiner Predigt erinnerte er daran, dass die Würde des Menschen von Gott stammt und unveräußerlich sei. Auf dem „Hof der Hoffnung“ finden die ehemaligen Suchtkranken durch die drei Säulen Arbeit, Gemeinschaft und Spiritualität und die gelebte Nächstenliebe diese Würde wieder. Das Gefühl geliebt und angenommen zu sein, egal was ich getan habe oder zu leisten im Stande bin, ist für viele eine ganz neue Erfahrung und der Beginn der Heilung. „Unser Konzept ist Liebe!“, fasst Braz zusammen.

Bischof Konrad segnet das „Haus Pater Werenfried". (Foto: Kirche in Not)

Dass dies funktioniert, untermauert Thomas, der seit einem halben Jahr auf der Fazenda lebt und vor allen Gästen von seiner Erfahrung erzählt. Als erfolgreichem Vorstandsmitglied einer Schweizer Firma wurde bei ihm das „Glas Wein am Abend“ vom Genuss- zum Beruhigungsmittel und schließlich zur Sucht, die ihm Frau, Haus und Arbeit nahm. Nun versucht er in der „Rekuperation“ (lat.: sich selbst wiedergewinnen), wie die einjährige Zeit auf der Fazenda heißt, einen neuen Lebenstil ohne die Sucht zu erlernen. Mit seinen 45 Jahren ist ihm eine Botschaft an diesem sonnigen Nachmittag ganz besonders wichtig: „Es ist nie zu spät, neu anzufangen!“ Und in der Tat ist er nicht der Älteste, der auf dem „Hof der Hoffnung“ bereits zum Hoffnungsträger für andere wurde.

Haus Pater Werenfried. (Foto: Fazenda da Esperança Bickenried)

Zu dem besonderen Anlass waren auch die Gründer der Fazenda, Frei Hans Stapel und Nelson Giovanelli, aus Brasilien angereist. Sie hatten vor 35 Jahren in einer katholischen Kirchengemeinde „einfach angefangen, das Evangelium konkret zu leben“, wie Nelson mit strahlenden Augen berichtet, als ob es gestern gewesen sei. Nach und nach hat sich das Werk ausgebreitet, mittlerweile in alle Regionen der Erde. Auf über 120 Fazendas leben derzeit mehr als 5.000 junge Menschen, um in der „Rekuperation“ einen neuen Lebensstil ohne Drogen oder Depression zu erlernen. Einige von ihnen bleiben anschließend auf der Fazenda. So auch Saman Talebian, der nach seiner Rekuperation auf der Fazenda blieb und nun seit über einem Jahr stellvertretender Leiter der Fazenda im Allgäu ist: „Ich will etwas von dem zurückgeben, was ich selbst empfangen habe.“ Er und Braz, der vor neun Jahren als Fazenda-Missionar aus Brasilien nach Deutschland kam, freuen sich nun auf weitere Jahre auf der Fazenda mit mehr Platz für die Hoffnung.

Ein Artikel der Fazenda da Esperança Bickenried