Misereor-Fastenaktion unterstützt kreative Projekte in Indien: Schwester Dorothy zu Gast im Bistum
Augsburg (pba). Am nächsten Sonntag, 4. März, wird in der Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt in Erkheim die 60. Misereor-Fastenaktion für die Diözese Augsburg eröffnet. Unter dem Motto „Heute schon die Welt verändert?“ unterstützt und präsentiert die Aktion kreative Entwicklungsprojekte im diesjährigen Partnerland Indien. Schwester Dorothy Gabriel Fernandes aus Patna setzt sich seit fast zwanzig Jahren für die Rechte von Arbeitern, Frauen und Obdachlosen in den Armenvierteln der indischen Millionenstadt ein. Im Rahmen der Fastenaktion stellt die Gründerin und Leiterin der Misereor-Partnerorganisation „Jan Kalyan Gramin Vikas Samiti (deutsch: Vereinigung für Wohlfahrt und ländliche Entwicklung“) ihre Arbeit vor.
„Die Armen erheben jetzt ihre Stimme und fordern ihre Rechte ein. Dank unserer Arbeit sind sie mutiger gegenüber den Behörden geworden.“ Stolz berichtete Schwester Dorothy gestern bei einem Gespräch vor Medienvertretern über den Erfolg ihrer Organisation. Früher habe die 64-jährige Schwester als Lehrerin in ihrem Orden gearbeitet, erzählte sie. „Aber das Leid in den Armenvierteln hat mich zu sehr beschäftigt“, fuhr sie fort. „Ich wollte aktiv etwas dagegen unternehmen.“ Heute gibt sie jenen eine Stimme, die einen Großteil der indischen Gesellschaft ausmachen, aber vom Staat häufig übergangen oder sogar schikaniert werden. 65 Prozent der rund zwei Millionen Einwohner in Schwester Dorothys Heimatstadt Patna leben in Armenvierteln. Das Einkommen vieler Arbeiter reicht gerade einmal für das Nötigste. In den meisten Fällen werde nicht einmal der Mindestlohn von umgerechnet rund 3,40 Euro bezahlt, sagte sie. „Viele wissen nicht, dass auch sie Rechte und Ansprüche haben“, stellt Schwester Dorothy bei ihrer Arbeit immer wieder fest. Dabei tragen die Armen der Stadt viel zur Entwicklung der Metropolen bei, ist sie überzeugt.
Mit der Unterstützung von Misereor leistet Schwester Dorothy Aufklärungsarbeit und ermutigt die Arbeiter, für ihre Rechte einzustehen. Zu ihrer Arbeit gehöre es aber auch, die Regierung und vor allem die Polizei an die Umsetzung bestehender Gesetze zu erinnern, berichtete sie. So hat sie zum Beispiel vor kurzem eine große Demonstration organisiert, um auf die Rechte von Straßenhändlern hinzuweisen. Eine dritte Säule ihrer Entwicklungsarbeit sieht Schwester Dorothy in der Bildungsarbeit. In den Armenvierteln hat sie Lernzentren für Kinder und Ausbildungszentren für junge Frauen errichtet. Um Vertrauen aufzubauen, setzt sie auf einen möglichst engen Kontakt zu den Hilfsbedürftigen. So habe sie zum Beispiel mit ihrem Team lange Zeit jeden Samstag im Bahnhof von Patna übernachtet.
Mit diesem kreativen Einsatz habe Schwester Dorothy auch Pfarrer Dr. Ulrich Lindl, Leiter der Abteilung „Mission-Entwicklung-Frieden“, beeindruckt. „Die besten Entwicklungshelfer kommen nicht von außerhalb, sondern leben und wirken vor Ort“, verdeutlichte er die Notwendigkeit der Entwicklungsarbeit, wie sie Schwester Dorothy leistet. Denn sie suche „nicht am Schreibtisch“ nach Problemlösungen, so Dr. Lindl, sondern in der konkreten Arbeit zusammen mit den Armen.
Schwester Dorothy Gabriel Fernandes wird auch an der diözesanen Eröffnung der Fastenaktion am kommenden Wochenende teilnehmen und über ihre Erfahrungen sprechen. Nach einem Gottesdienst mit Festprediger Monsignore Pirmin Spiegel um 10.15 Uhr ziehen alle Besucher zum Schulzentrum Erkheim. Dort wird ein „Eine-Welt-Fest“ mit Gästen aus Indien stattfinden. Auf ein gemeinsames Solidaritätsessen mit indischen Spezialitäten folgt buntes Programm mit Aktionen und Gesprächsrunden. Diese greifen das diesjährige Thema der Fastenaktion auf und beschäftigen sich mit der Frage: Wie kann ich persönlich mit kleinen Dingen die Welt verbessern? Außerdem werden verschiedene Verbände und Gruppierungen an unterschiedlichen Ausstellungsständen über ihre Projekte und Beiträge in der Eine-Welt-Arbeit informieren.
Die Organisation der Aktion übernimmt in diesem Jahr die KAB (Katholische Arbeitnehmerbewegung) in der Diözese Augsburg. Beteiligt sind darüber hinaus die Abteilung Mission-Entwicklung-Frieden, die missionarischen Ordensgemeinschaften sowie andere Verbände und kirchliche Eine-Welt-Gruppen. Weitere Informationen zur Eröffnungsveranstaltung finden Sie auf den Seiten der Abteilung Weltkirche.
Schwester Dorothy wird im Rahmen der Fastenaktion einige Pfarreien im Bistum Augsburg besuchen:
Mittwoch, 28. Februar, 9 Uhr
Utting a. Ammersee, Pfarrei Mariä Heimsuchung
Gottesdienst mit anschließendem Frühstück und Begegnung im Pfarrheim
(veranstaltet vom KDFB Augsburg)
Donnerstag, 1. März, 19 Uhr
Weilheim, Pfarrei St. Pölten
Gottesdienst in der Pfarrkirche St. Pölten mit anschließendem Vortrag und Begegnung im Pfarrheim Miteinander
Freitag, 2. März, 19 Uhr
Erkheim, Evangelische Gemeinde
Ökumenischer Gebetstag der Frauen im Evangelischen Gemeindehaus
Samstag, 3. März, 18 Uhr
Lechfeld, Pfarrei Untermeitingen
Gottesdienst in der Pfarrkirche St. Stephan mit anschließender Begegnung im Pfarrheim im Rahmen der Papst-Franziskus-Gespräche
Sonntag, 4. März, 10.15 Uhr
Erkheim, Pfarrei Mariä Himmelfahrt
Festgottesdienst zur Eröffnung der Misereor-Fastenaktion mit anschließendem Solidaritätsessen und Markt der Möglichkeiten in der Grund- und Mittelschule Erkheim