Petrus-Canisius-Preis zeichnet engagierte Schüler und Schulen des Schulwerks aus

Augsburg (pba). Weihbischof Dr. Dr. Anton Losinger und Ulrich Haaf, Direktor des Schulwerks der Diözese Augsburg, haben heute den Petrus-Canisius-Preis des Schulwerks der Diözese Augsburg verliehen. Der Preis ging zu gleichen Teilen an das P-Seminar „Inklusion im Sport“ am St. Bonaventura Gymnasium Dillingen, an die Maria-Ward-Realschule Schrobenhausen sowie das Marien-Gymnasium und die Marien-Realschule in Kaufbeuren.
In herausragenden Projekten hatten sich die Schülerinnen und Schüler für das soziale und gesellschaftliche Miteinander, aber auch für ihre Schulgemeinschaft und die Gestaltung des schulischen Lebens an ihrer katholischen Schule eingesetzt.
„Ihr, die ihr heute hier seid, zeigt alle großartiges Engagement – sei es als Sänger im Chor, als Darsteller in Theaterstücken und Musicals, als Tänzer und Turner, als Instrumen­tal- oder Gesangssolisten. Dafür sage ich euch im Namen des Schulwerks der Di­özese Augsburg ein herzliches Dankeschön“, richtete sich Weihbischof Dr. Dr. Anton Losinger in seiner Laudatio an die rund 300 Schüler. Das ganze Land scheine heute auf der Suche nach dem Auffälligsten, dem Besten, dem Lukrativsten zu sein: Deutschland suche den Superstar, Heidi Klum das nächste Topmodel und Guido Maria Kretschmer die Shopping Queen. „Wir finden jedes Jahr Schülerinnen und Schüler, Lehrerinnen und Lehrer, ja ganze Schulfamilien, die sich ganz besonders für die Gemeinschaft und für die Gestal­tung des schulischen Lebens engagieren“, sagte der Weihbischof. Die heutigen Preisträger würden in der Öffentlichkeit zwar nicht allzu oft in Erscheinung treten, hätten sich dafür aber um die praktische Anwendung christlicher Grundhaltung bemüht und sich so um die Gemeinschaft verdient gemacht. „Sie setzen sich für andere Menschen ein, helfen im Stillen mit Taten und ohne ‚große Worte‘, ganz einfach, weil sie helfen möchten.“
Auch Schulwerks-Leiter Ulrich Haaf zeigte sich vom Engagement der Kinder und Jugendlichen beeindruckt: „Ich freue mich sehr über die Gemeinschaftsaktionen, die an den Schulen immer wieder möglich sind. Die Projekte, die heute ausgezeichnet werden, sind allesamt Aktionen, die undenkbar wären, wenn nicht zahlreiche Schülerinnen und Schüler bereit wären, viel Freizeit zu opfern, um dieses Engagement zu leisten.“
Der jeweils mit 500 Euro dotierte Petrus-Canisius-Preis wurde in diesem Jahr zum vierten Mal verliehen. Er ist eng mit dem Namen des heiligen Petrus Canisius verbunden: Schule und Wissenschaft mit Glaube und Nächstenliebe in Einklang zu bringen war ein besonderes Anliegen des Heiligen. Petrus Canisius wirkte im 16. Jahrhundert als Professor an mehreren Universitäten und war von 1559 bis 1566 auch Domprediger in Augsburg.
Die Preisverleihung fand im Rahmen des Schulwerktags statt, der alljährlich in der Ulrichswoche gefeiert wird. Rund 300 Schüler-/innen aus insgesamt elf Schulen des Schulwerks brachten den ganzen Tag über ein buntes Programm mit musikalischen Darbietungen und unterschiedlichen Tanzformationen auf die Bühne.
Am Beginn des Schulwerkstags fand ein feierlicher Pontifikalgottesdienst mit Weihbischof Dr. Dr. Anton Losinger in der Ulrichsbasilika statt. Er wurde vorbereitet und gestaltet von Schülerinnen und Schülern des Gymnasiums Marianum Buxheim und stand unter dem Motto „Barmherzigkeit“. In seiner Predigt nahm Weihbischof Losinger darauf Bezug und stellte es in Zusammenhang mit dem diesjährigen Thema der Ulrichswoche „Im Kreuz ist Heil, im Kreuz ist Hoffnung“. „Das Kreuz“, so Losinger, „ist das Signal der äußersten Liebe Gottes“ und zeige sich gerade in der Barmherzigkeit. Die Projekte, die heute mit dem Petrus Canisius Preis ausgezeichnet würden, seien allesamt Beispiele einer solchen und damit „Nachfolgemodelle des heiligen Ulrich“.
Die Schülerinnen und Schüler, die in diesem Jahr mit dem Petrus-Canisius-Preis ausgezeichnet wurden, wurden für die Umsetzung folgender Projekte belohnt.
P-Seminar 2013/15 am St.-Bonaventura –Gymnasium Dillingen
Das Thema des Seminars lautete „Inklusion im Sport“. Als Ziel des Seminars wurde definiert, einen Inklusionslauf zu organisieren, an dem beeinträchtigte und nicht beeinträchtigte Menschen zusammen, miteinander und nebeneinander, teilnehmen. Zu diesem Zweck kontaktierten die Bonaventura-Schüler einige Behinderten-Einrichtungen in der Region. Sie konnten die Verantwortlichen zusammen mit vielen Betreuten aller Alterststufen aus diesen Einrichtungen von ihrer Idee überzeugen. Zur sportlichen Vorbereitung auf den Lauf führten die Seminaristen über mehrere Monate wöchentliche Trainingseinheiten mit den Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen dieser Einrichtungen durch. Dabei wurden schon erste intensive Kontakte geknüpft und es entstand ein schöner Gemeinschaftsgeist zwischen den Beteiligten. Den Prozess der organisatorischen Vorbereitung gestaltete das Seminar sehr professionell und transparent. Eine eigene Homepage wurde geschaltet, mehrere Presseberichte dokumentierten Ereignisse und Ergebnisse. Der Inklusions-Lauf fand dann schließlich am 19. Oktober 2014 statt und wurde zu einem richtigen Stadtfest in Dillingen. Weihbischof Dr. Dr. Anton Losinger hatte die Segnung übernommen und absolvierte auch eine Teilstrecke des Laufs. Die Atmosphäre war laut der Beteiligten und Zuschauer einzigartig. Knapp 300 Läuferinnen und Läufer aller Altersstufen, Menschen mit und ohne Behinderung, vor allem aus der Dillinger Region, aber auch aus der Oberpfalz und Oberfranken gingen an den Start. Aufgrund der sehr positiven Erfahrungen und Rückmeldungen soll der „Bona-Inklusionslauf“ nun zu einem festen Termin im Veranstaltungskalender der Stadt Dillingen werden.
Schulfamilie der Maria-Ward-Realschule Schrobenhausen
Bereits im Januar 2012 stellte der damalige Stadtkaplan Serge Sezendi den Schülerinnen und Lehrkräften ein Projekt aus seiner Heimat, der Demokratischen Republik Kongo, vor. Es wird von ihm betreut. Der Kaplan suchte eine Möglichkeit, den Bau einer Schule zu finanzieren, damit auch in der Regenzeit ein Schulbesuch machbar werden könnte. In den bisherigen Räumen konnte kein Unterricht mehr stattfinden. In Absprache mit den Klassensprecherinnen, dem Lehrerkollegium und dem Elternbeirat beschloss die Schulleitung der Maria-Ward-Realschule Schrobenhausen, in den nächsten fünf Jahren alle Schulaktionen genau diesem Ziel zu widmen und den Schulbau von drei Klassenzimmern komplett zu übernehmen. Der Kostenvoranschlag belief sich auf 20.000 Euro. Keiner wusste zu diesem Zeitpunkt, wie man diese Summe innerhalb von fünf Jahren aufbringen könne. Kaplan Senzedi war jedoch sehr froh, eine engagierte Schule gefunden zu haben und die ganze Schrobenhausener Schulfamilie startete auch gleich verschiedene Aktionen. Ob beispielweise Maifest, Weihnachtsmarkt oder Aufnahme und Verkauf einer CD der Chorklassen – alle Einnahmen flossen dem Schulprojekt im Kongo zu. In der Fastenzeit setzte man sich ganz gezielt mit dem Leben im Kongo auseinander, probierte kongolesisches Essen mit einer Schale Hirse und Bananen als Tagesration, sammelte Hefte, Kugelschreiber und Bleistifte. Ein Lehrer fuhr mit Kaplan Senzedi sogar nach Antwerpen, damit die Pakete sicher verschifft wurden. Im kommenden August wird der Geistliche mit Beratungslehrerin Marlies Failer und Petra Schiele, Schulleiterin an der Maria-Ward-Realschule, 14 Tage im Kongo verbringen, um die bis dahin fertig gestellten drei Klassenzimmer persönlich einzuweihen. Mit dem Bau der nächsten drei Klassenzimmer wurde bereits begonnen. Weitere deutsche Pfarreien wollen das Projekt nun ebenfalls unterstützen, selbstverständlich bleibt auch die Maria-Ward-Realschule Schrobenhausen weiterhin am Ball. So soll ein Arztzimmer mit besseren medizinischen Geräten ausgestattet werden. Deutsche Partner aus dem medizinischen Bereich haben bereits ihre Unterstützung zugesagt.
Marien-Realschule und Marien-Gymnasium Kaufbeuren
Alle zwei Jahre steht das Schuljahr an den Marienschulen unter dem Zeichen der großen Fastenaktion des Internats St. Maria und des Crescentiaklosters. Diese Tradition geht bis ins Jahr 1966 zurück. Bereits zu Beginn des Schuljahres werden erste Aktionen zur Unterstützung dieser Aktion – wie zum Beispiel Spendenläufe, Konzerte oder eine Sportgala – veranstaltet. Zielgerichtet führt man dann im weiteren Schuljahresverlauf Bastelarbeiten zum Verkauf am Aktionstag oder Spendensammlungen für die große Tombola durch. Traditionell am Wochenende vor Palmsonntag steht schließlich der Höhepunkt der Aktivitäten auf dem Programm: Mit Präsentationen und Verkaufsständen in der Kaufbeurer Fußgängerzone machen die Schülerinnen die Bevölkerung auf die Fastenaktion aufmerksam. Besonders wichtig zu erwähnen ist, dass sämtliche Vorbereitungen und Veranstaltungen überwiegend außerhalb der Unterrichtszeit stattfinden – und dies ohne Murren und Klagen von Seiten der Schülerschaft. Der Aktionssonntag selbst beginnt mit einer von den Schülerinnen gestalteten feierlichen Eucharistiefeier und geht in einen Tag der offenen Tür mit kulinarischen Angeboten, Aufführungen, großer Tombola und vielen Verkaufsangeboten über. Tausende Besucher kommen traditionell an die Marienschulen, um diesem bunten Treiben zur Unterstützung verschiedener sozialer Projekte beizuwohnen und um diese auch finanziell mitzutragen. Die kompletten Einnahmen kommen stets zu 100 Prozent sozialen Projekten in Kaufbeuren, der Region oder den aktuellen Notstandsgebieten zu Gute.
Den Sieg nur knapp verpasst haben folgende eingereichten Projekte:
Gymnasium und Realschule Maria Stern Augsburg
Schulsanitätsdienst: Schülerinnen, die in Kooperation mit den Johannitern zu Ersthelferinnen ausgebildet worden sind, organisieren sich selbstständig zu Diensten und Einsätzen bei sämtlichen schulischen Veranstaltungen und bilden sich bei wöchentlichen Treffen fort.
Kolleg der Schulbrüder Illertissen
Das P-Seminar hat sich mit dem Problem der Christenverfolgung auseinandergesetzt. 10.000 Unterschriften wurden gesammelt und dem Stephanus-Kreis des Deutschen Bundestags übergeben. Höhepunkt der Aktion war die Präsentation des Projektes bei der Generalaudienz des Papstes in Rom. Seminarleiter, Pater Christian Hamberger, hat damit eine der besten 15 Einreichungen um den „Deutschen Lehrerpreis – Unterricht innovativ“ erreicht.
Maristenkolleg Mindelheim, Gymnasium
Eine Schülerin (Abitur 2014), die schon während ihrer Schulzeit hohes Engagement als Klassen- und Schülersprecherin gezeigt hat, ist nach dem Abitur als Volunteer des Projektes CMI (Collaboration for Mission International) vier Monate in Kambodscha gewesen. Sie hat dort in einem medizinischen Projekt mitgearbeitet, Englischunterricht erteilt, benachteiligte Kinder betreut und nach ihrer Rückkehr Vorträge an der Schule über ihre Erfahrungen gehalten.